Herbst-Winter-Depression: Was der Klinikdirektor dazu sagt



Krankheiten

Quelle: TCS Info Feed


Prof. Dr. Thomas Jörg Müller, Ärztlicher Direktor der Privatklinik Meiringen AG in Willigen, zum Thema Herbst-Winter-Depression.

Herr Müller, viele sind im Herbst und Winter oft schlecht drauf. Gibt es sie wirklich, die Herbst-Winter-Depression?
Ja, die gibt es. Ein Teil der Menschen, die von depressiven Störungen betroffen sind, entwickeln typischerweise mit Beginn der Herbstmonate Symptome.

Wie unterscheidet sich die Herbst-Winter-Depression von anderen Formen der Depression?
Kaum. Patientinnen und Patienten mit saisonaler Depression zeigen manchmal vermehrte Müdigkeit, Erschöpfbarkeit und sogar auch grösseren Appetit als üblich. Dies im Gegensatz zu den nicht-saisonalen Formen. Beiden gemeinsam ist aber die Antrieblosigkeit, der soziale Rückzug und vor allem die gedrückte Stimmung, die bis zur Entwicklung von Suizidgedanken gehen kann.

Wieso entsteht diese psychische Erkrankung gerade in den dunklen Monaten?
Dies ist noch nicht vollständig geklärt. Jedoch ist die Sonne ein wichtiger Impulsgeber, der sich auf die Melatonin-Bildung und viele andere Hormone auswirkt. Scheinbar sind gewisse Menschen besonders sensibel dafür. Interessanterweise kommen Depressionen in den Tropen seltener vor, sodass hier der Einfluss spürbar wird.

Es wird allgemein empfohlen, dass man im Winter das wenige Tageslicht nutzen und draussen spazieren gehen soll. Wie viel bringt das an einem trüben Herbst- oder Wintertag?
Ich sage meinen Patientinnen und Patienten immer, dass ein einstündiger Spaziergang an einem trüben 21. Dezember genauso wirksam ist wie eine Lichttherapie. Nicht aber alleine das Licht, sondern auch die Bewegung. In Studien wurde die Wirkung von Sport auf die Stimmung und in der Unterstützung der Behandlung von einer Depression eindrucksvoll nachgewiesen.

Manche Leute gehen im Winter ins Solarium, um ihre Winterdepression zu bekämpfen. Hilft das?
Wichtig ist das Lichtspektrum, welches das Solarium bietet. Ich rate dazu, sich eine Lichttherapielampe anzuschaffen, da diese genau auf die Behandlung der saisonalen Depression abgestimmt ist und auch nicht die Nebenwirkungen in Bezug auf die Haut auslösen kann.

Wie erkenne ich, ob ich an einer Depression leide?
Wichtige Indikatoren sind schleichend auftretende Verstimmung, Traurigkeit, auch ohne speziellen Grund, Schlafstörungen, Veränderung der Appetenz, Lustlosigkeit und Rückzug.

Wann sollte man zum Arzt oder Psychologen?
Insbesondere dann, wenn die Symptome über mehrere Tage bis Wochen auftreten, man beruflich und privat Einschränkungen erlebt und – und dann ist es dringend – Suizidgedanken auftreten. Da auch andere Erkrankungen ursächlich sein können, ist es wichtig, dass bei einer ersten Phase einer Depression ein Arzt konsultiert wird, welcher Abklärungen machen kann. Dann kann er auf einen Psychiater oder Psychologen verweisen.



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