Tuberkulose ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. Was der Chefarzt dazu sagt.

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Quelle: TCS Info feed

Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), zum Thema Tuberkulose.

Herr Exadaktylos, wie kann man sich mit Tuberkulose anstecken?
Nicht durch einen Handschlag! Die Übertragung erfolgt, indem man durch Husten in der Raumluft verbreitete Bakterien einatmet. Man steckt sich aber nicht unbedingt sofort an, nur weil jemand in der Nähe hustet. Für eine Ansteckung ist meist ein Aufenthalt im gleichen Raum oder in der Nähe über längere Zeit erforderlich. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir hier über die Lungentuberkulose sprechen, es gibt aber auch andere Tuberkuloseformen, wo sich Tuberkuloseherde in verschiedenen anderen Organen einnisten.

Wann merkt man, dass man erkrankt ist? Und wer ist besonders gefährdet?
Das Gemeine ist, dass eine Infektion mit Tuberkulose erst nach zirka 2 Monaten im Labor nachweisbar ist. Die gute Nachricht ist aber, dass nicht jede Person, welche sich ansteckt, auch an Lungentuberkulose erkrankt. Nur zirka 5 bis 10 % der Personen mit einer Ansteckung erkranken auch an Tuberkulose, da bei den meisten sonst gesunden Personen, welche sich angesteckt haben, das Immunsystem die Tuberkuloseerreger unter Kontrolle halten kann. Die schlechte Nachricht ist, dass durchaus 2 Jahre oder sogar mehr vergehen können, bis die Erkrankung «ausbricht», wenn das Immunsystem z.B. durch eine andere Infektion oder Erkrankung geschwächt ist. Die Tuberkulose ist somit eine schleichende Zeitbombe in unserem Körper. Wie gesagt, nicht jeder erkrankt, aber insbesondere Kleinkinder, ältere Menschen oder immungeschwächte Personen sind besonders gefährdet.

Kann man sich dagegen impfen?
Es gibt einen Lebendimpfstoff (BCG-Impfstoff), der für Babys im 1. Lebensmonat empfohlen wird. Die Wirksamkeit der Impfung lässt nach Erreichen des 15. Lebensjahres deutlich nach. In der Schweiz wird nur ausnahmsweise geimpft und auch dann nur im ersten Lebensjahr.

Was ist eine offene Tuberkulose im Gegensatz zur geschlossenen, und warum ist die offene so viel gefährlicher?
Infizierte Personen können andere Menschen nur anstecken, wenn die Tuberkuloseherde in der Lunge einen direkten Anschluss an die Bronchien haben. Diese sind an die Hauptbronchien und die Luftröhre angeschlossen, über die dann die Tuberkulosebakterien in Tröpfchen gehüllt herausgehustet werden. Diesen ansteckenden Zustand der Tuberkulose nennt man «offene Tuberkulose». Es gilt: Wenn Tuberkulosebakterien im Auswurf nachweisbar sind, besteht höchste Ansteckungsgefahr!

Kann man eine Tuberkulose erkennen, noch bevor sie ausgebrochen ist?
Ja, das kann man. Die Tuberkulose wird durch eine bestimmte Art von Mykobakterien verursacht, durch das Mykobakterium tuberculosis. Dieses kann im Labor durch spezielle Testverfahren nachgewiesen werden.

Was sind typische Anzeichen für eine Tuberkulose?
Die Tuberkulose betrifft in 80 % der Fälle die Lunge. Somit sind typische Symptome Husten mit Auswurf, Fieber und Gewichtsabnahme. Tuberkulosepatienten geht es schlecht und sie bauen körperlich deutlich ab.

Wie therapiert man Tuberkulose?
Die Tuberkulose ist mit speziellen Antibiotika über mehrere Monate hinweg behandelt und ist heilbar. In wenigen Prozent der Erkrankungen sind die Bakterien gegen die Tuberkulosemedikamente resistent, sodass die Behandlung sehr viel länger dauert und komplexer ist. Solche Formen der Tuberkulose findet man z.B. in Afrika.

Ist die Krankheit lebensgefährlich?
Ohne Behandlung mit den speziellen Medikamenten verläuft sie, nach einer meist langen Krankheit, oft tödlich.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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