Hundebiss-Attacke bei Kindern: Was die Notfallärztin rät

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Quelle: TCS MyMed

Dr. med. Kristina Keitel, stellvertretende Chefärztin am Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche am Inselspital Bern, zum Thema Hundebiss-Attacken bei Kindern.  

Frau Dr. Keitel, immer wieder liest man von schlimmen Hundebiss-Attacken. Kennen Sie die Thematik auch auf dem Kindernotfall?
Leider ja. Kinder sind besonders betroffen, da sie Hunde lieben, aber die Hundesprache noch nicht verstehen. Da kommt es zu Missverständnissen und zu Bissen, auch beim eigenen Hund. Studien schätzen, dass über 80 Prozent der Verletzungen bei Kindern von einem bekannten Hund stammen.

Oft sind Kleinkinder die Opfer. Wie gefährlich kann so eine Biss-Attacke sein?
Ja, Kinder werden am häufigsten gebissen, wenn sie anfangen, selbstständig und mobil zu werden. Also im Alter so um ein Jahr. Im Gegensatz zu Erwachsenen werden Kleinkinder häufiger am Hals oder Kopf gebissen, auf Augenhöhe des Hundes. Dort kann es schneller zu potenziell lebensgefährlichen Verletzungen kommen. Eine weitere Gefahr sind Wundinfektionen. Wie auch bei uns Menschen ist der Mundraum von Hunden mit einer Vielzahl von Bakterien besiedelt, die mit dem Biss in die Wunde eindringen. Katzenbisse sind wegen der spitzen Zähne der Katze übrigens besonders infektionsgefährdet – sie spritzen die Keime sozusagen unter die Haut.

Wie soll man vor Ort die Wunde behandeln?
Bei stark blutenden Wunden steht die Blutstillung im Vordergrund. Also ein sauberes Tuch auf die Verletzung drücken. Kleinere Wunden sollten gut mit klarem Wasser ausgespült werden. Hundebisse, die die Haut durchdringen, gehören aber immer in professionelle Hände. Auch kleinere Wunden müssen korrekt versorgt werden, um Wundinfekte zu vermeiden.

Und was machen Sie auf dem Notfall mit den verletzten Kindern?
Zunächst geht es darum, Kindern nach so einem Schock die Angst und Schmerzen zu nehmen. Wir möchten unseren kleinen Patienten und den Eltern ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Die «technische» Versorgung erfolgt oft im Team mit den kinderchirurgischen Kollegen, denn bei Kindern sind oft empfindlichere Organe wie der Kopf oder der Hals mitbetroffen. Wichtig ist ausserdem, Wundinfekten vorzubeugen und einen ausreichenden Schutz gegen Wundstarrkrampf sicherzustellen. Bei unbekannten Hunden müssen wir ausserdem an Tollwut denken.

Wer eine Maulkorb- oder Leinenpflicht fordert, wird als Hundehasser abgestempelt – wie beurteilen Sie solche Forderungen?
Ja, wenn man ein gebissenes Kind vorsorgt, hat man zunächst oft solche emotionalen Reaktionen. Wir sollten jedoch hier nach den Fakten und bestem Wissen handeln. Als Notfallmediziner fordern wir ja auch nicht generalisiert Tempo 30 nach einem schweren Autounfall. Wie erwähnt, die allermeisten Hundebisse bei Kindern erfolgen im häuslichen Milieu mit bekannten Hunden. Hier ist gute Präventionsarbeit gefragt, wie es das Bundesamt für Veterinärwesen schon leistet. Wir haben jedoch immer noch Luft nach oben.

Hat ein Kind überhaupt eine Chance, sich vor bisswütigen Hunden zu schützen?
Das beste Schutzwerkzeug für Kinder ist, ihnen zu vermitteln, wie sie sich gegenüber eigenen und fremden Hunden verhalten sollen. Kleinere Kinder müssen im Beisein von Hunden jedoch beaufsichtigt werden.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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