Wer in jungen Jahren die Diagnose Krebs bekommt, will in erster Linie geheilt werden. Aber was kommt nach der Krebserkrankung? Für Frauen wie für Männer stellt sich irgendeinmal die Frage: Ist die Gründung einer Familie trotz Krebs noch möglich? Welche Optionen gibt es, um die Fruchtbarkeit (Fertilität) zu erhalten?
Ab dem 1. Juli 2019 werden – dank eines Antrags der Krebsliga – die Kosten für das Einfrieren von Geschlechtszellen übernommen. Weitere Massnahmen, wie etwa die Befruchtung der Eizelle, müssen durch die Patienten selber getragen werden.
Fragen zur Familiengründung bei Krebs
Krebsbetroffene, welche einen Kinderwunsch haben, müssen bereits vor Beginn der Therapie Entscheidungen für ihr Leben nach der Erkrankung treffen. Der Grund ist, dass viele Krebstherapien und manche Krebserkrankungen die Fruchtbarkeit temporär oder auf Dauer einschränken können. Operationen wegen Krebs im Bauch und Becken können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, sowohl bei Frauen wie bei Männern. Eine Chemotherapie kann ebenfalls die Fruchtbarkeit beeinflussen, je nach Art und Dauer der Behandlung. Eine Bestrahlung des Hirns kann Auswirkungen auf die Produktion der Sexualhormone haben. Das kann potenziell zur Unfruchtbarkeit und zu einem Hormonmangel führen (mit vorzeitigen Wechseljahren bei der Frau).
Das Zeitfenster zwischen der Diagnosestellung und dem Beginn der Therapie ist relativ kurz. In dieser Zeit müssen diese schwierigen Entscheidungen getroffen werden. Deshalb sollten Krebsbetroffene sich frühzeitig bei ihrem behandelnden Arzt informieren.
- Hat die geplante Behandlung oder die Krebserkrankung selbst Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit?
- Wenn ja, können fertilitätserhaltende Massnahmen unternommen werden und welche kommen in Frage?
- Wie gross sind die Erfolgschancen mit solchen Massnahmen ein Kind zu bekommen?
- Haben diese Massnahmen einen Einfluss auf die Krebsbehandlung?
- Wer übernimmt die Kosten?
- Lässt sich die Prognose der Krebserkrankung mit einer Familiengründung vereinbaren?
- Werde ich für mein Kind sorgen können?
Medizinische Möglichkeiten für Mann und Frau
Bei Männern können vor einer Therapie Spermien eingefroren und später bei Bedarf für das Zeugen eines eigenen Kindes verwendet werden. Bei Frauen sind die fertilitätserhaltenden Massnahmen komplizierter als beim Mann. Die Hauptmassnahme ist die Entnahme und das Einfrieren von Eizellen. Dafür müssen die Eierstöcke stimuliert werden, um reife Eizellen gewinnen zu können. Die Eizellen werden dann mit dem Samen des Partners befruchtet oder unbefruchtet eingefroren. Bei jungen Frauen kann ebenfalls Eierstockgewebe entnommen und eingefroren werden, welches später im Falle eines Funktionsverlusts der Eierstöcke wieder in den Körper transplantiert werden kann. Danach kann eine spontane Schwangerschaft angestrebt werden. Spezielle Medikamente, sogenannte GnRH-Agonisten, können ebenfalls eingesetzt werden, um die Eierstöcke ruhig zu stellen, damit diese möglichst vor den Folgen der Krebstherapie geschützt werden. Vor einer Bestrahlung des Beckens können die Eierstöcke mit einer Operation verlagert werden, damit diese nicht in den Fokus der Bestrahlung geraten. So kann deren Funktion erhalten werden.
Zeitpunkt für eine Schwangerschaft nach Krebs
Die Bewältigung einer Krebserkrankung braucht Zeit und hinterlässt physische und psychische Spuren. Eine Schwangerschaft sollte daher nicht vor Abschluss der Behandlung geplant werden. Es ist wichtig, dass dem Körper nach Krankheit und Therapie eine angemessene Erholungszeit eingeräumt wird. Die konkrete Planung einer Schwangerschaft hängt von verschiedenen Faktoren ab: medizinische, soziale, familiäre wie auch individuelle Präferenzen.
Risiko für Fehlbildungen nach Krebserkrankung
Viele Patienten fragen sich, ob die Krebserkrankung und Krebsbehandlung eine schädigende Wirkung auf Keimzellen haben können und ob ein Kind deshalb ein höheres Risiko für Fehlbildungen hat. Man geht heute davon aus, dass Kinder von Eltern mit Krebs kein höheres Risiko für Fehlbildungen haben, als Kinder von gesunden Eltern. Ein Restrisiko kann man allerdings aufgrund der heute vorliegenden Daten nicht ausschliessen. Die Wirkung einer Krebstherapie auf Keimzellen ist bei Frauen und Männern unterschiedlich. Bei Männern bilden sich Spermien aus Vorläuferzellen in den Hoden immer wieder neu, währendem bei Frauen das Eizelldepot bereits bei der Geburt gegeben ist. Es findet bei der erwachsenen Frau lediglich die Reifung der Eizellen statt. Eizellen und Spermien können beide durch die Krebstherapie geschädigt werden. Fachpersonen empfehlen deshalb, während einer Krebstherapie und einige Zeit danach zu verhüten.
Erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern
Bei Krebsarten, die nicht erblich bedingt sind, gibt es kein erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern von ehemaligen Krebspatienten. Es gibt aber Krebserkrankungen, welche in manchen Familien gehäuft vorkommen. Diese Fälle familiärer Krebserkrankung kommen im Vergleich zur Gesamtzahl aller Krebsfälle selten vor. Wenn es einen Verdacht einer Veranlagung gibt, sollte man sich von einem Arzt beraten lassen und gegebenenfalls weiterabklären lassen
Informationen und Beratung
Reden Sie mit Ihrem behandelnden Arzt über Ihre Familienpläne. Er kann Sie beraten und gegebenenfalls für ein Beratungsgespräch in ein Kinderwunschzentrum überweisen. Das Krebstelefon und die regionalen und kantonalen Krebsligen beraten Sie kostenlos, auch zum Thema der Fertilität.
Kooperierende Zentren und Ansprechpartner für weiterführende Informationen zu fertilitätserhaltenden Massnahmen finden Sie hier.
Quelle und in Zusammenarbeit mit der Krebsliga Schweiz (www.krebsliga.ch).