Schwindel (Vertigo, Benommenheit, Dizziness)

Quelle: TCS MyMed

Schwindel beschreibt eine Störung des Gleichgewichtsempfinden. Er ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Warnsignal, das viele Ursachen haben kann. Manchmal fühlt sich alles drehend oder schwankend an, manchmal ist es eher ein Benommenheitsgefühl.

Definition

Schwindel ist das Gefühl, dass man sich selbst oder die Umgebung sich dreht oder schwankt, ohne dass tatsächlich Bewegung vorliegt. Oder es besteht eine diffuse Benommenheit. Ursache ist oft ein «Sinneskonflikt»: Informationen über Bewegung und Lage aus Augen, Gleichgewichtsorgan im Innenohr und Körperwahrnehmung stimmen nicht überein. Das Gehirn ist überfordert – es entsteht Schwindel.

Steckbrief

  • Leitsymptom: Schwindel ist ein häufiges Anzeichen für eine Störung des Gleichgewichtssystems – keine eigene Krankheit.
  • Häufigkeit: Besonders im Alter weit verbreitet. Etwa 30–40 % der über 65-Jährigen sind betroffen.
  • Wichtig: Plötzlich starker Schwindel mit weiteren Symptomen (z. B. Lähmung, Sprachprobleme) ist ein Notfall.

Symptombild

Schwindel kann sich unterschiedlich anfühlen:

  • Drehschwindel: Wie Karussellfahren
  • Schwankschwindel: Als würde der Boden schwanken
  • Liftschwindel: Wie in einem Fahrstuhl
  • Benommenheit: Unsicherheit, Leere im Kopf, Schwarzwerden vor Augen

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Schwindel kann viele Auslöser haben. Einige typische Beispiele:

  • Gutartiger Lagerungsschwindel: Kurze Drehschwindel bei bestimmten Kopfbewegungen
  • Morbus Menière: Anfallsweise Drehschwindel, Hörminderung, Tinnitus
  • Entzündung des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis): Heftiger, anhaltender Schwindel
  • Herz-Kreislauf-Probleme: z.B. durch niedrigen Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen
  • Migräne: Auch ohne Kopfschmerz möglich
  • Medikamente: Viele Arzneien können als Nebenwirkung Schwindel auslösen
  • Psychische Ursachen: Stress, Angst oder Panikattacken
  • Altersschwindel: Oft ein Zusammenspiel vieler kleiner Ursachen

Begleitsymptome / Komplikationen

Warnzeichen sind:

  • Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen (möglicher Schlaganfall)
  • Neu aufgetretene Ohrgeräusche oder Hörverlust
  • Plötzliche starke Kopfschmerzen
  • Fieber (Hinweis auf Infektion)
  • Bewusstseinsstörungen

Häufige Komplikation: Sturzrisiko! Gerade ältere Menschen sind gefährdet. Auch psychische Folgen wie Angst oder sozialer Rückzug sind nicht selten.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Bei akutem Schwindel:

  • Sofort hinsetzen oder hinlegen – Sturzgefahr vermeiden.
  • Augen auf einen festen Punkt richten.
  • Langsam bewegen, z. B. beim Aufstehen.
  • Viel trinken, regelmässig essen.
  • Ruhe bewahren und tief durchatmen.
  • Schwindeltagebuch führen – hilft bei der ärztlichen Abklärung.

Hausmittel:

  • Ingwertee
  • kühle Umschläge
  • Nackenmassage bei Verspannungen.

Wichtig: Bei Lagerungsschwindel helfen bestimmte Lagerungsübungen (z. B. Epley-Manöver) – vom Arzt oder Therapeuten zeigen lassen.

Notfall-/Alarmzeichen

Rufen Sie den Notruf 112, wenn Schwindel auftritt zusammen mit:

  • Plötzlicher Lähmung oder Taubheit
  • Sprach-, Seh- oder Schluckstörungen
  • Bewusstseinsverlust oder starker Verwirrung
  • Heftigem, unbekanntem Kopfschmerz
  • Atemnot oder Brustschmerzen

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:

  • Der Schwindel neu, heftig oder länger andauernd ist
  • Er wiederkehrt oder die Lebensqualität einschränkt
  • Er nach Medikamentenstart oder -wechsel auftritt
  • Sie stürzen oder sich unsicher beim Gehen fühlen

Zuständigkeit:

  • Hausarzt: Erste Anlaufstelle, überweist ggf. weiter.
  • HNO-Arzt: Bei Störungen des Innenohrs.
  • Neurologe: Bei Verdacht auf zentrale Ursachen.
  • Kardiologe: Bei Kreislaufursachen.
  • Psychotherapeut: Bei psychisch bedingtem Schwindel.
  • Orthopäde/Physiotherapeut: Bei Problemen mit der Halswirbelsäule.
  • Schwindelzentren: Für komplizierte Fälle mit unklarer Ursache.

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Der Arzt fragt genau nach Art, Dauer, Auslösern und Begleitsymptomen des Schwindels. Eine gute Beschreibung hilft bei der Diagnose. Es folgen:

  • Körperliche Untersuchung inkl. Gleichgewichtstests
  • HNO- und neurologische Tests
  • Lagerungstests bei Verdacht auf Lagerungsschwindel
  • Blutdruck- und Herzuntersuchung
  • Je nach Verdacht: Hörtest, Blutuntersuchung, MRT oder EKG

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Je nach Ursache kommen infrage:

  • Medikamente: gegen Übelkeit, zur Schwindeldämpfung, bei Migräne, Entzündung oder psychischen Beschwerden
  • Lagerungsmanöver: bei gutartigem Lagerungsschwindel
  • Gleichgewichtstraining: gezielte Übungen zur Stabilisierung
  • Behandlung von Grunderkrankungen (z.B. Blutdruckeinstellung, Diabetes)
  • Psychotherapie: bei angstbedingtem Schwindel
  • Operationen: nur bei bestimmten seltenen Fällen (z. B. Tumor, Morbus Menière)

Verlauf & Prognose

Viele Schwindelformen lassen sich gut behandeln. Lagerungsschwindel z.B. heilt oft schnell. Manche Formen (z.B. Morbus Menière) verlaufen in Schüben. Bei früher Diagnose und Behandlung ist die Prognose meist günstig. Chronischer Schwindel kann belastend sein, ist aber oft durch gezieltes Training oder Psychotherapie gut zu bewältigen.

Vorbeugung / Prävention

  • Regelmässige Bewegung (z.B. Gleichgewichtstraining)
  • Ausreichend trinken
  • Gesunde, ausgewogene Ernährung
  • Ausreichend Schlaf
  • Stressabbau (z.B. durch Entspannungsübungen)
  • Alkohol und Nikotin meiden
  • Medikamente regelmässig überprüfen lassen
  • Bei bekannten Risikofaktoren: gezielte Übungen oder Medikamente zur Vorbeugung

Wichtig: Bei wiederkehrendem oder unklarem Schwindel immer den Arzt aufsuchen. Nicht allein auf Hausmittel vertrauen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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