Reizbarkeit (Gereiztheit, Nervosität, Anspannung)

Quelle: TCS MyMed

Reizbarkeit beschreibt eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber alltäglichen Reizen. Bereits Kleinigkeiten können Ärger oder Frust auslösen. Dieses Symptom ist nicht krankhaft an sich, sondern ein Hinweis darauf, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es kann durch Stress, psychische oder körperliche Erkrankungen entstehen und sollte ernst genommen werden, wenn es länger anhält oder sich verschlimmert.

Definition

Reizbarkeit bedeutet, dass man schneller genervt, ärgerlich oder wütend reagiert als sonst. Die Toleranz gegenüber Alltagsbelastungen ist deutlich verringert. Betroffene empfinden diesen Zustand meist als unangenehm und belastend. Reizbarkeit kann vorübergehend sein oder sich über Wochen und Monate ziehen. In solchen Fällen sollte die Ursache medizinisch abgeklärt werden.

Symptombild

Reizbarkeit zeigt sich auf mehreren Ebenen. Emotional fühlen sich Betroffene oft angespannt, unruhig, frustriert oder schnell angegriffen. Im Verhalten kann es zu Wutausbrüchen, Streitlust oder sozialem Rückzug kommen. Körperlich treten häufig Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen, Herzklopfen oder Erschöpfung auf. Reizbarkeit kann akut, wiederkehrend oder chronisch verlaufen.

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Reizbarkeit kann viele Gründe haben. Häufig steckt eine psychische Belastung dahinter, etwa eine Depression, Angststörung, ein Burnout oder eine hormonelle Umstellung wie PMS oder die Wechseljahre. Auch körperliche Erkrankungen wie Schilddrüsenprobleme, chronische Schmerzen, neurologische Krankheiten (z.B. Demenz, Parkinson) oder Infektionen können Reizbarkeit verursachen. Zudem spielen Schlafmangel, Stress, bestimmte Medikamente, Drogen oder Alkohol eine Rolle.

Begleitsymptome / Komplikationen

Reizbarkeit geht selten allein einher. Oft sind Schlafstörungen, Erschöpfung, gedrückte Stimmung, Angst oder Konzentrationsprobleme dabei. Wenn Reizbarkeit länger anhält, kann sie zu sozialen Konflikten, Isolation, beruflichen Problemen oder sogar depressiven Verstimmungen führen. In schweren Fällen kann sie in Suizidgedanken münden. Auch der Griff zu Alkohol oder Beruhigungsmitteln ist eine mögliche Folge.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Bei leichter Reizbarkeit helfen oft einfache Mittel:

  • ausreichend Schlaf
  • regelmässige Bewegung
  • ausgewogene Ernährung
  • feste Tagesstrukturen
  • Entspannungstechniken (z.B. Atemübungen, Yoga, Meditation)
  • Gespräche mit vertrauten Personen
  • Pflanzliche Mittel wie Baldrian oder Lavendel

Bei plötzlicher starker Reizbarkeit sollte versucht werden, eine ruhige Umgebung zu schaffen und ggf. professionelle Hilfe zu holen.

Notfall-/Alarmzeichen

Sofortige ärztliche Hilfe ist notwendig, wenn:

  • Suizidgedanken geäussert werden,
  • es zu Gewalt oder Selbstverletzung kommt,
  • starke Verwirrung, Halluzinationen oder plötzliche Wesensveränderungen auftreten,
  • die Reizbarkeit mit ernsthaften körperlichen Beschwerden (z.B. Brustschmerzen, Atemnot, Lähmungen) einhergeht.

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Reizbarkeit länger als zwei Wochen besteht, immer stärker wird, die Lebensqualität beeinträchtigt oder andere Beschwerden dazukommen. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Je nach Verdacht erfolgt die Überweisung an einen Psychiater, Neurologen, Endokrinologen, Gynäkologen oder Kinder- und Jugendpsychiater.

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Der Arzt befragt ausführlich zur Krankengeschichte, zu Begleitsymptomen, Medikamenten und Lebenssituation. Es folgen eine körperliche Untersuchung und ggf. Bluttests (z.B. Schilddrüsenwerte, Entzündungszeichen, Vitaminstatus). Bei Verdacht auf neurologische oder psychische Ursachen können weitere Untersuchungen wie MRT, EEG oder psychologische Tests notwendig sein.

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Je nach Ursache kommen verschiedene Therapien infrage. Bei psychischen Erkrankungen stehen Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie) und ggf. Medikamente wie Antidepressiva im Vordergrund. Auch Entspannungsverfahren oder Bewegungstherapie helfen oft. Bei körperlichen Ursachen erfolgt eine gezielte Behandlung der Grunderkrankung. In manchen Fällen können auch pflanzliche Mittel eine Rolle spielen. Wichtig ist eine individuell angepasste Behandlung.

Verlauf & Prognose

Der Verlauf hängt stark von der Ursache ab. Reizbarkeit infolge akuter Belastung oder Infekte klingt meist schnell ab. Bei chronischen psychischen oder neurologischen Erkrankungen kann sie länger bestehen bleiben. Mit frühzeitiger Diagnose, guter Betreuung und passender Therapie sind die Aussichten oft gut. Entscheidend sind auch Lebensstil, Therapietreue und soziale Unterstützung.

Vorbeugung / Prävention

Reizbarkeit lässt sich nicht immer vermeiden, aber vorbeugen ist möglich. Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, Bewegung, gesunder Ernährung, wenig Alkohol und bewusster Stressbewältigung ist hilfreich. Auch ein stabiles soziales Umfeld, das Pflegen von Hobbys und das Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen tragen zur seelischen Stabilität bei. Frühe Hilfesuche bei Belastung kann langfristig Reizbarkeit verhindern.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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