Juckreiz ist ein starkes, quälendes Hautempfinden, das zum Kratzen verleitet. Es kann lokal oder am ganzen Körper auftreten und viele Ursachen haben. Chronischer Juckreiz (länger als 6 Wochen) betrifft etwa 13 bis 17 % der Bevölkerung. Besonders ältere Menschen sind häufig betroffen. Der Leidensdruck ist oft hoch, wird aber unterschätzt. Typisch sind Juckreiz ohne Hautveränderung oder mit sichtbaren Hautveränderungen wie Ekzemen oder Quaddeln. Wichtig: Juckreiz kann auch Hinweis auf ernste innere Erkrankungen sein.
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Juckreiz (medizinisch: Pruritus) ist ein eigenes Sinnesempfinden, das meist durch Reize auf der Haut entsteht und den Drang auslöst zu kratzen. Es unterscheidet sich vom Schmerz, hat aber ähnliche Leitungswege im Nervensystem. Akuter Juckreiz dient oft als Warnsignal (z. B. bei Insektenstichen).
Symptombild
Juckreiz kann leicht oder unerträglich stark sein. Er betrifft einzelne Stellen (z. B. Kopfhaut, Intimbereich) oder den ganzen Körper. Hautveränderungen können fehlen oder sichtbar sein (Rötung, Schuppung, Bläschen etc.). Chronischer Juckreiz führt oft zu Kratzspuren, Verdickung der Haut oder Knoten. Viele Betroffene berichten, dass der Juckreiz abends schlimmer wird. Folgen sind Schlafstörungen, Erschöpfung, Reizbarkeit, Depression.
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Juckreiz kann viele Ursachen haben, darunter:
- Hautkrankheiten: Neurodermitis, Psoriasis, Ekzeme, Nesselsucht, Pilzinfektionen, Krätze
- Innere Erkrankungen: Leber- und Nierenkrankheiten, Diabetes, Schilddrüsenprobleme, Blutkrankheiten, Krebserkrankungen
- Nervenleiden: z.B. nach einem Schlaganfall, bei Multipler Sklerose, Polyneuropathie
- Psychische Ursachen: Stress, Angst, Zwangsstörungen
- Medikamente: viele Arzneien können Juckreiz als Nebenwirkung haben
- Schwangerschaft: hormonelle Umstellungen oder Leberveränderungen
Begleitsymptome / Komplikationen
Intensives Kratzen kann zu Hautverletzungen, Infektionen, Narben oder Farbveränderungen führen. Schlafprobleme, psychische Belastungen und soziale Isolation sind häufig. In Einzelfällen drohen schwerwiegende Komplikationen, z. B. bei allergischem Schock oder Lebererkrankungen in der Schwangerschaft.
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
Bei Juckreiz ist eine gute Hautpflege entscheidend. Täglich sollten feuchtigkeitsspendende, unparfümierte Cremes verwendet werden, um die Haut geschmeidig zu halten. Beim Waschen ist lauwarmes Wasser zu bevorzugen, aggressive Reinigungsmittel sollten vermieden werden. Ideal sind milde, pH-neutrale Produkte. Kleidung aus Baumwolle ist hautfreundlicher als kratzende Stoffe wie Wolle oder synthetische Materialien. Um Hautverletzungen zu vermeiden, sollten die Fingernägel kurz gehalten und nachts gegebenenfalls Baumwollhandschuhe getragen werden. Kühlung lindert den Juckreiz: kalte Umschläge, Schwarztee-Kompressen oder kühlende Gele sind hilfreich. Stress kann den Juckreiz verstärken, daher sind Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation sinnvoll. Manche Hausmittel wie Haferbäder, Aloe-Vera-Gel oder Quarkwickel (nur bei unverletzter Haut) können unterstützend wirken. Diese Massnahmen ersetzen keine ärztliche Behandlung, bieten aber häufig spürbare Linderung.
Notfall-/Alarmzeichen
Unbedingt sofort zum Arzt oder Notruf 112 rufen bei:
- Atemnot, Schwellungen, Schwindel (Anzeichen für allergischen Schock)
- Juckreiz mit Gelbfärbung der Haut/Augen
- Starker Juckreiz in der Schwangerschaft
- Plötzlich starker Juckreiz mit Hautveränderungen oder Schmerzen
- Juckreiz mit Gewichtsverlust, Fieber oder Nachtschweiss
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Ein Arztbesuch ist ratsam bei:
- Anhaltendem oder starkem Juckreiz
- Unklarer Ursache
- Sichtbaren Hautveränderungen
- Allgemeinsymptomen (Fieber, Abgeschlagenheit etc.)
- Psychischer Belastung
- Juckreiz in der Schwangerschaft oder bei Kindern
Zuständig sind je nach Ursache:
- Hausarzt (erste Anlaufstelle)
- Hautarzt (bei Hautveränderungen)
- Internist (bei Verdacht auf innere Ursachen)
- Neurologe, Psychiater, Gynäkologe oder Kinderarzt je nach Befund
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Anamnese: Fragen zu Ort, Dauer, Intensität, Auslösern, Medikamenten, Begleitsymptomen
- Körperliche Untersuchung: Hautinspektion, ggf. Dermatoskopie, Lymphknotenabtastung
- Labortests: Blutbild, Leber- und Nierenwerte, Zucker, Schilddrüsenhormone, Eisen, ggf. Infektionsserologien, Allergietests
- Hautprobe (Biopsie): bei unklaren Hautveränderungen
- Bildgebung: Ultraschall, Röntgen, CT oder MRT bei Verdacht auf innere Ursachen
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Ziel ist vorrangig die Behandlung der Ursache. Bei unklarer Ursache oder schwerem Juckreiz wird symptomatisch behandelt:
- Hautpflege: Feuchtigkeitscremes, Trigger vermeiden
- Lokal: Kortisoncremes, Calcineurininhibitoren, Lokalanästhetika, kühlende Gele
- Systemisch: Antihistaminika, Antidepressiva, Antiepileptika (Gabapentin), Kortisonkur (kurzzeitig), Immunsuppressiva, Biologika
- Lichttherapie: UV-Bestrahlung der Haut
- Psychotherapie: bei psychischer Mitbeteiligung
- Operationen: nur bei bestimmten Ursachen (z. B. Tumoren, Hämorrhoiden)
Verlauf & Prognose
Akuter Juckreiz verschwindet meist nach wenigen Tagen. Chronischer Juckreiz kann lange bestehen bleiben und ist oft schwer zu behandeln. Ziel ist die Symptomkontrolle und Verbesserung der Lebensqualität. Die Prognose hängt stark von der Ursache ab. Bei behandelbarer Ursache ist eine Heilung möglich.
Vorbeugung / Prävention
- Tägliche Hautpflege, besonders bei trockener Haut
- Schonende Reinigung ohne aggressive Seifen
- Reizstoffe und Allergene meiden (z. B. Duftstoffe, Wolle)
- Kleidung aus Baumwolle, angenehmes Raumklima
- Ausgewogene Ernährung, viel trinken
- Stress abbauen
- Bei bekannten Auslösern (z. B. Kontaktallergien): Kontakt vermeiden
- Hautinfektionen durch gute Hygiene vorbeugen