Fehlgeburt (Abort)

Quelle: Mediscope

Definition

Unter einer Fehlgeburt oder Abort versteht man die vorzeitige Beendigung einer Schwangerschaft vor der 24. Woche. Es handelt sich dabei um die häufigste Komplikation während einer Schwangerschaft. Bis zur 12. Woche spricht man von einem Frühabort, zwischen 12. und 24. Woche von einem Spätabort.
 
Von einer Fehlgeburt spricht man, wenn das Kind keine Lebenszeichen, wie Atmung, Herzschlag oder Nabelschnurpulsationen zeigt. Ab der 24. Woche und bei Lebensfähigkeit spricht man von einer Frühgeburt. Dank dem medizinischen Fortschritt verschiebt sich die Lebensfähigkeit zunehmend in Richtung frühere Schwangerschaftsstadien.
 
Das Risiko eines Abortes besteht bei etwa 20% der sicheren Schwangerschaften und nimmt mit dem Alter der Frau zu. Man geht davon aus, dass ca. 40-70% der befruchteten Eizellen spontan zu Grunde gehen, allerdings merken die meisten Frauen davon nichts, da dieses Geschehen als unregelmässiger Menstruationszyklus interpretiert wird.

Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto kleiner wird das Risiko, das Kind zu verlieren.

Formen der Fehlgeburten (auch Schwangerschaftsabbruch):

  • Drohender Abort: Vorstufe der Fehlgeburt. Bei entsprechender Therapie bleibt die Schwangerschaft meist intakt
  • Spontan-Abort: Spontane Ausstossung des Fötus ohne Einflussnahme, wobei die Ursache oft nicht erkennbar ist
  • Verhaltener Abort: Fehlangelegte Schwangerschaft oder unbemerktes Absterben des Embryo ohne Ausstossung. Dieser Abort verläuft meist ohne Beschwerden. Die tote Frucht muss jedoch durch den Arzt entfernt werden
  • Induzierter (eingeleiteter) Abort: Schwangerschaftsabbruch, entweder mechanisch oder medikamentös durchgeführt
  • Habitueller Abort: Hiervon spricht man, wenn eine Frau mehr als drei Fehlgeburten hatte

Ursachen

Verschiedene Faktoren können für eine Fehlgeburt verantwortlich sein, oft ist aber keine Ursache erkennbar.

Mütterliche Ursachen für eine Fehlgeburt

  • Alter der Mutter: Fehlgeburten treten bei Frauen über 35 etwa doppelt so häufig auf wie bei Frauen zwischen 20 und 29 Jahren.
  • Gebärmutterhalsschwäche (Cervix- Insuffizienz) bei Bindegewebsschwäche und Muskelschwäche oder nach wiederholter künstlicher Dehnung des Gebärmutterkanals (z.B. nach wiederholtem Schwangerschaftsabbruch)
  • Mechanische Traumen (z.B. ein Sturz)
  • Starke psychische Belastungen
  • Stoffwechselkrankheiten z.B. Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Immunologische Reaktionen (Abstossreaktionen von Seiten der Mutter), z.B. bei Blutgruppenunterschied (Mutter und Kind haben unterschiedlichen Rhesusfaktor)
  • Autoimmunerkrankungen (z.B. Lupus Erythematodes)
  • Erkrankungen der Gebärmutter (z.B. Myome)
  • Hormonelle Störungen (z.B. Gelbkörperschwäche)

Kindliche Ursachen

  • Chromosomenanomalien
  • Missbildungen des Kindes

Äussere Ursachen

  • Infektionen
  • Medikamente
  • Nikotin, Alkohol, Drogen, Umweltgifte
  • Ionisierende Strahlen
  • Manipulationen (Durch die Frau selbst oder durch Untersuchungen)

Väterliche Ursachen

  • Genetische Störungen sowie Sperma-Anomalien

Symptome (Beschwerden)

Starke Unterleibsschmerzen und/oder vaginale Blutungen während einer Schwangerschaft gehören immer in ärztliche Behandlung, auch wenn nicht jede Blutung unbedingt eine Fehlgeburt bedeutet. Etwa die Hälfte der Frauen mit Blutungen in den ersten Schwangerschaftswochen erleiden eine Fehlgeburt.

Beschwerden und Symptome, die auf eine Fehlgeburt hindeuten können:

  • Blutungen, ev. "nur" Schmierblutungen
  • Unterleibsschmerzen
  • Schmerzhafte Kontraktionen der Gebärmutter (Wehen)
  • Nachlassen des Schwangerschaftsgefühls (kein Brustspannen mehr, die morgendliche Übelkeit ist verschwunden)
  • Eventuell Abgang von Blutklumpen oder Gewebeanteilen
  • Fieber (selten)

Bei einer Gebärmutterhalsschwäche ist ein schmerzloser und wehenloser Abort häufig

Diagnose (Untersuchung)

Zur Diagnose einer Fehlgeburt oder einer drohenden Fehlgeburt werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Krankengeschichte unter Einbezug der Symptome (Blutungen, Schmerzen während der Schwangerschaft)
  • Gynäkologische Untersuchung
  • Ultraschall
  • Hormonelle Untersuchungen
  • Eventuell wurden der  Embryo oder die Plazenta ausgestossen, sodass die Gewebe untersucht werden können
  • Laboruntersuchung: Bestimmung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors, falls nicht schon gemacht
  • Abstrich bei Verdacht auf Infektion

Therapie (Behandlung)

Allgemeine Massnahmen

  • Bei einem drohenden Abort muss die Frau sofort in ein Krankhaus eingewiesen werden (Bettruhe, Beobachtung, ev. wehenhemmende Medikamente).
  • Ausschluss oder Behandlung der Risikofaktoren.

Medikamentös

  • Bei drohendem Abort: Wehenhemmende Medikamente, ev. Beruhigungsmittel
  • Bei unvollständigem Abort: Wehenfördernde Medikamente
  • Bei Frauen mit negativem Rhesusfaktor sollte zur Vorbeugung einer Rhesusgruppen-Unverträglichkeit bei einer weiteren Schwangerschaft die Gabe von Antikörpern erfolgen.

Chirurgisch

  • Ausschabung (Currettage): Nach einer Fehlgeburt wird meist eine Ausschabung in Narkose erforderlich. Der Pathologe untersucht anschliessend die Gewebsreste.
  • Bei Abbruch einer Schwangerschaft ausserhalb der Gebärmutter erfolgt eine laparoskopische oder offene Bauchoperation zur Entfernung der Frucht.

Mögliche Komplikationen

Eine Fehlgeburt heisst nicht zwingend, dass bei einer nächsten Schwangerschaft wieder mit einem Abort gerechnet werden muss. Ob eine nächste Schwangerschaft mit einem Abort endet, hängt davon ab, ob die Ursache des ersteren Abortes erkannt und behandelt werden konnte. Das Risiko, erneut einen Abort zu erleiden, steigt mit der Zahl der durchgemachten Fehlgeburten.

Nach wiederholten Fehlgeburten (habituellem Abort) werden weitere medizinische Abklärungen notwendig.

Weitere Komplikationen eines Abortes können sein:

  • Entzündungen der Eierstöcke und Eileiter (Adnexitis)
  • Entzündung des Bauchfells (Peritonitis)
  • Thrombose, Lungenembolie
  • Blutungen sind vor allem bei Schwangerschaften ausserhalb der Gebärmutter gefährlich

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.