PD Dr. med. vet. Meret Ricklin, wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Notfallzentrum am Inselspital in Bern, zum Thema Tropen-Krankheiten.
Frau Ricklin, man liest, es breiten sich immer mehr Tropen-Krankheiten in Europa aus. Was sind die Gründe?
Einerseits haben wir durch die globale Erwärmung eine Verbreitung von krankheitsübertragenden Parasiten, wie zum Beispiel Mücken und Parasiten. Andererseits gibt es immer mehr Menschen auf der Welt und immer mehr Reisetätigkeit und Migration, was zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führt, dass Krankheiten von A nach B gelangen und übertragen werden.
Welche Krankheiten stehen dabei im Vordergrund?
Es ist sehr schwierig vorherzusagen, welche Krankheiten am Ende zu uns nach Europa kommen. In der Vergangenheit wurden die wichtigen Ausbrüche nie vorhergesagt. Aus klimatischen, geografischen, demografischen und landwirtschaftlichen Gründen ist es gut möglich, dass sich Infektionskrankheiten die via Insekten oder Zecken übertragen werden, vermehrt in Europa einnisten können.
Wie werden die Krankheiten übertragen?
Jede Krankheit verhält sich etwas anders. Oft können sie direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Andere brauchen sogenannte Vektoren, meist Parasiten, die die krankmachenden Pathogene (Viren, Bakterien, Rickettsien) von einem Menschen zum anderen oder von Säugetieren auf Menschen übertragen. Diese Krankheiten werden Zoonosen genannt.
Gemäss Statistik, töten Mücken mehr Menschen als jedes andere Tier. Muss man sich nun auch in der Schweiz vor jeder Mücke fürchten?
Man muss immer den gesunden Menschenverstand behalten. Die Mückendichte ist in der Schweiz verhältnismässig gering und die Temperaturen zu kühl um grössere Ausbrüche zu verursachen. Nicht jede Mückenart kann Krankheiten übertragen und nicht jede Mücke ist selber Trägerin der Pathogene. Jedoch macht es Sinn, sich vor Mückenstichen zu schützen: Dies zum Beispiel mit Fliegengittern, Mückenspray und der Vermeidung von draussen sein während der Dämmerung.
Bei welchen Symptomen sollte man nach einem Mückenstich zum Arzt?
Ein Mückenstich alleine genügt nicht um einen Arztbesuch zu rechtfertigen. Wenn jemand aber Fieber hat, Kopf- und eventuell Nackenschmerzen, dann ist es gut, dies im Zusammenhang mit dem Mückenstich beim Arztbesuch zu erwähnen. Insbesondere wenn man in wärmeren Gegenden war.
Wie kann man sich gegen Tropen-Krankheiten schützen?
Reisetätigkeit minimieren und guter Mücken- und Parasitenschutz. Falls jemand einen längeren Aufenthalt in Risikogebieten plant, sollte man sich zuvor informieren und gegen die dort häufigen Krankheiten impfen lassen.
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