Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsspital Zürich (USZ), appelliert zur Sensibilisierung: «Im Zweifelsfall soll man sich nicht scheuen, einen Arzt oder gar die Notfallstation aufzusuchen.»
Herr Professor Ruschitzka, Schmerzen in der linken Brustseite. Ist das ein Anzeichen für einen Herzinfarkt?
Hinter diesen Schmerzen können sich verschiedene Erkrankungen verbergen. Allenfalls auch eine Angina pectoris, die sich durch ein Engegefühl, ein Missbehagen oder einen Schmerz im mittleren Brustraum bemerkbar machen kann. Auch muskuläre Verspannungen oder Reflux können ähnlich Symptome hervorrufen. Generell gilt: Im Zweifelsfall soll man sich nicht scheuen, einen Arzt oder gar die Notfallstation aufzusuchen.
Welche Symptome lassen eindeutig auf Herzprobleme schliessen?
Die Bandbreite ist gross. Aber auf jeden Fall sollte man beispielsweise Rhythmusstörungen, Luftnot unter leichter Belastung, Brustenge oder starken, plötzlich auftretenden Schmerzen hinter dem Brustkorb umgehend abklären lassen. Das alles kann schon bei jungen Leuten auftreten und harmlos sein. Aber es bedarf einer seriösen Abklärung wie unter anderem einem EKG, Bluttests oder einem Ultraschall.
Auf die Notfallstation wegen Herzschmerzen, ist das nicht übertrieben?
Nein. Die Leute sollen bitte kommen, denn so wäre ein Grossteil der schweren Komplikationen vermeidbar. Unser grösstes Problem ist, dass die meisten Leidenden viel zu spät Abklärungen treffen. Mein Rat: Ab Anfang 40 sollte jeder seine Blutdruck- und Cholesterinwerte kennen und sich mit seinem Hausarzt über die Risiken, unter anderem auch genetisch bedingte Risikofaktoren, beraten.
Warum ist der Bluthochdruck so schädlich fürs Herz?
Man muss sich das einmal vorstellen: Das Herz pumpt alleine pro Tag rund 100‘000 Mal und vollbringt eine enorme Leistung. Es ist ein wundervolles Organ, zu dem man grosse Sorge tragen muss. Wenn das Herz zu seiner enormen Leistung auch noch gegen den Hochdruck pumpen muss, ist das völlig unnötig. Man sollte es dem Herzen möglichst leicht machen und ihm Stress abnehmen. Genau deshalb sind beispielsweise Blutdruckmittel oder Medikamente gegen hohes Cholesterin so wichtig.
Und was kann man dem Herzen sonst noch Gutes tun?
Wer raucht, sollte damit aufhören. Auch übermässiger Alkoholkonsum und Übergewicht sind eine Belastung fürs Herz. Sportliche Betätigung und eine ausgewogene Ernährung haben einen positiven Einfluss. Vorsorge ist die beste Therapie.
Wie schnell darf das Herz beim Sport schlagen?
Bedachtes Training ist sehr gut, von heftigen Intervallaktionen und Sport, bei dem man ständig ausser Atem ist, rate ich im Alter eher ab. Man sollte während dem Training noch genug Luft haben, um sich dabei unterhalten zu können. Aber das ist sehr individuell und am besten mit dem Arzt zu besprechen.
Bei vielen Leuten ist der Blutdruck beim Arztbesuch erhöht. Warum?
Umgangssprachlich sagt man Weisskittelhypertonie, weil viele Patienten beim Arztbesuch aufgeregt sind. In diesem Fall empfehle ich, den Blutdruck in Ruhe zu Hause zu messen und diese Werte als Referenz zu nehmen. Dazu kann man auch eine 24-Stundenmessung vornehmen, dann sehen wir genau, in welchen Situationen der Blutdruck erhöht ist.
Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka, Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitätsspital Zürich (USZ), realisiert.
Für Anregungen und Inputs, können Sie uns gerne per Mail kontaktieren: med@tcs.ch
Herzschutz: Was der Kardiologe sagt
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