Zittern, in der Medizin auch «Tremor» genannt, ist eine unwillkürliche, rhythmische Muskelbewegung. Es fühlt sich an wie ein ständiges Muskelzittern und kann verschiedene Körperteile betreffen – am häufigsten die Hände. Nicht jedes Zittern ist gleich: Es gibt Formen, die nur in Ruhe auftreten, andere bei gezielten Bewegungen oder wenn man eine bestimmte Haltung länger einnimmt.
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Tremor ist eine häufige Bewegungsstörung. Es handelt sich um wiederholte, unkontrollierte Muskelkontraktionen, die zu sichtbarem Zittern führen. Ein leichtes Zittern kann ganz normal sein, z. B. bei Kälte, Angst oder Stress. Wird das Zittern stärker, anhaltend oder tritt ohne erkennbaren Anlass auf, sollte ärztlich abgeklärt werden, ob eine Erkrankung dahintersteckt.
Symptombild
Zittern kann sich in unterschiedlichen Formen zeigen:
- Ruhezittern: tritt auf, wenn der Körperteil entspannt ist (z.B. bei Parkinson).
- Haltetremor: beim Halten einer Position (z.B. bei essentiellem Tremor).
- Bewegungstremor/Intentionstremor: beim gezielten Greifen (z.B. bei Kleinhirnerkrankungen).
- Sondersituationen: z.B. nur beim Schreiben oder Sprechen.
Merkmale wie Häufigkeit (z. B. langsam oder schnell), Stärke (kaum sichtbar oder grob) und betroffene Körperregionen helfen dem Arzt bei der Einordnung.
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Zittern kann viele Auslöser haben:
Harmlos & vorübergehend:
- Stress, Angst, Aufregung
- Koffein, Nikotin, Kälte
- Schlafmangel, Erschöpfung
Neurologische Erkrankungen:
- Essentieller Tremor: häufigste Form, oft familiär, meist an den Händen
- Parkinson-Krankheit: Ruhezittern + Bewegungsverlangsamung
- Multiple Sklerose: oft Intentionstremor durch Kleinhirnbeteiligung
- Schlaganfall, Kleinhirnerkrankungen, Dystonie, Morbus Wilson
Stoffwechselstörungen:
- Schilddrüsenüberfunktion
- Unterzuckerung
- Vitamin-B12-Mangel
- Leber-/Nierenschwäche
Medikamente / Gifte:
- Einige Psychopharmaka, Asthma- und Krebstherapien
- Alkohol- oder Drogenentzug
Psychogener Tremor:
- durch seelische Belastung; typisch: wechselhafte Ausprägung, Besserung bei Ablenkung
Begleitsymptome / Komplikationen
Ein Zittern kommt selten allein. Je nach Ursache treten z. B. Muskelschwäche, Gangunsicherheit, Sprachprobleme oder auch Herzrasen und Nervosität auf. Bei chronischen Erkrankungen kann das Zittern den Alltag erheblich beeinträchtigen, zu sozialem Rückzug oder sogar Depressionen führen. Auch Stürze sind mögliche Folgen.
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
Viele Betroffene können sich selbst helfen, etwa durch:
- Vermeidung von Auslösern: Stress, Koffein, Alkohol
- Hilfsmittel im Alltag: schweres Besteck, rutschfeste Unterlagen, Kleidung mit Klettverschluss
- Entspannungstechniken: Yoga, Autogenes Training
- Schlaf & Ernährung: ausreichend Schlaf, magnesiumreiche Ernährung
- Bewegung: regelmässige körperliche Aktivität
Notfall-/Alarmzeichen
Sofort den Notruf 112 wählen, wenn Zittern zusammen mit folgenden Symptomen auftritt:
- Plötzliche Sprach-, Seh- oder Bewusstseinsstörungen
- Lähmungserscheinungen, Gangunsicherheit
- Hohem Fieber + Nackensteife (Verdacht auf Hirnhautentzündung)
- Verdacht auf Schlaganfall (FAST-Regel beachten)
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Wenn das Zittern neu ist, sich verändert oder stärker wird, sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Auch wenn es den Alltag beeinträchtigt oder unter 50 Jahren ohne familiäre Veranlagung auftritt, ist eine Abklärung sinnvoll. Bei Verdacht auf eine ernste Ursache kann der Hausarzt an einen Neurologen oder Internisten überweisen.
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Wichtig sind das Gespräch über Ihre Beschwerden und eine genaue Untersuchung. Der Arzt achtet auf Art, Häufigkeit und Auslöser des Zitterns. Blutuntersuchungen, ein Gehirnscan (MRT) oder spezielle Tests wie die Messung der Muskelaktivität (EMG) helfen, die Ursache zu finden. Auch eine neurologische Untersuchung des Bewegungsablaufs, der Reflexe und der Koordination ist entscheidend.
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Harmlose Formen brauchen oft keine Behandlung. Beim essentiellen Tremor helfen Medikamente wie Betablocker oder Primidon. Parkinson-Tremor wird mit Dopamin- oder L-Dopa-Präparaten behandelt. Wenn Medikamente nicht ausreichen, kann eine Tiefe Hirnstimulation (Hirnschrittmacher) in Frage kommen. Bei psychogenem Tremor ist eine Psychotherapie wichtig.
Verlauf & Prognose
- Gutartiger Tremor (z. B. essentieller Tremor): oft langsam fortschreitend, nicht lebensverkürzend, aber belastend
- Parkinson / MS: chronisch, progredient, Therapie kann Lebensqualität lange erhalten
- Reversible Ursachen: Zittern verschwindet oft nach Behandlung
- Psychogener Tremor: Gute Aussichten bei psychotherapeutischer Behandlung
Vorbeugung / Prävention
Nicht jeder Tremor ist vermeidbar – aber das Risiko lässt sich oft senken:
- Gesunde Lebensweise (ausgewogene Ernährung, Bewegung, Verzicht auf Alkohol, Nikotin, Drogen)
- Stressbewältigung und Schlafhygiene
- Medikamentencheck mit dem Arzt
- Regelmässige Kontrolle bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenstörungen