Hörverlust (Schwerhörigkeit, Hörminderung, Hypakusis, Hörstörung, Hörschaden)

Quelle: TCS MyMed

Hörverlust – auch bekannt als Schwerhörigkeit, Hörminderung, Hörstörung oder medizinisch Hypakusis – bezeichnet eine eingeschränkte Hörfähigkeit. Die Begriffe werden oft synonym gebraucht, unterscheiden sich aber leicht: «Schwerhörigkeit» deutet meist auf eine dauerhafte Einschränkung hin, «Hörminderung» beschreibt einen schleichenden Verlauf, während «Hörschaden» auf eine konkrete Ursache wie Lärm oder Verletzung hindeutet. Hörverlust ist weit verbreitet. In der Schweiz sind schätzungsweise 450.000 Menschen betroffen, weltweit rund 5% der Bevölkerung. Mit dem Alter steigt die Häufigkeit deutlich. Auch Kinder können betroffen sein.

Definition

Ein Hörverlust liegt vor, wenn Töne oder Sprache schlechter oder gar nicht mehr gehört werden. Die Einschränkung kann langsam oder plötzlich auftreten, leicht bis schwer sein und ein- oder beidseitig bestehen. Betroffen sein können das äussere Ohr (z.B. verstopfter Gehörgang), das Mittelohr (z.B. Trommelfellprobleme) oder das Innenohr (z.B. geschädigte Hörzellen) bis hin zum Hörnerv oder Gehirn.

Wichtige Warnzeichen:

  • Plötzlicher Hörverlust auf einem Ohr
  • Hörverlust mit Schwindel
  • Taubheitsgefühl oder Ohrenschmerzen.

Diese Symptome sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden.

Symptombild

Hörverlust kann sich allmählich oder plötzlich entwickeln. Viele Betroffene merken zunächst nur, dass Gespräche schwerer zu verstehen sind, insbesondere in lauter Umgebung.

Weitere Hinweise:

  • Häufiges Nachfragen
  • lautes Einstellen von Radio oder TV
  • dumpfes oder verzerrtes Hören
  • Tinnitus
  • Schwindel oder Ohrdruck.

Typische Verläufe:

  • Schleichend bei Altersschwerhörigkeit
  • Plötzlich bei Hörsturz
  • Schwankend bei Morbus Menière
  • Stabil nach Trauma

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Ein Hörverlust ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Die Ursachen sind vielfältig:

  • Im äusseren Ohr: z.B. Ohrenschmalz, Entzündungen, Fremdkörper.
  • Im Mittelohr: z.B. Mittelohrentzündung, Paukenerguss, Trommelfellschäden.
  • Im Innenohr: z.B. Altersschwerhörigkeit, Lärmschäden, Hörsturz, Morbus Menière, Virusinfektionen.
  • Hörnerv oder Gehirn: z.B. Tumoren, Multiple Sklerose, Schlaganfall.
  • Systemische Krankheiten: Diabetes, Rheuma, Schilddrüsenstörungen.

Begleitsymptome / Komplikationen

Je nach Ursache können weitere Beschwerden auftreten:

  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Schwindel
  • Druckgefühl
  • Ohrenschmerzen
  • neurologische Ausfälle (z.B. Gesichtslähmung).

Folgen eines unbehandelten Hörverlusts:

  • Kommunikationsprobleme
  • Soziale Isolation
  • Depression, Angst
  • Kognitive Einbussen/Demenzrisiko
  • Bei Kindern: Sprachentwicklungsverzögerung

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

  • Ruhige Gesprächsumgebung schaffen
  • Lippenlesen trainieren
  • Hörgeräte regelmässig nutzen und warten
  • Hörtraining und technische Hilfsmittel einsetzen (z.B. Lichtklingel)
  • Bei Ohrenschmalz: keine Wattestäbchen verwenden
  • Bei akutem Hörverlust: Lärm meiden, Ruhe einhalten, Alkohol und Nikotin meiden

Notfall-/Alarmzeichen

Sofort ins Spital oder den Notruf wählen, wenn:

  • Plötzlicher, starker Hörverlust mit Schwindel, Lähmung, Sprachstörungen, Bewusstseinsveränderung oder hohem Fieber auftritt.
  • Der Hörverlust nach einem Unfall oder einer Kopfverletzung einsetzt.
  • Verdacht auf Hirnhautentzündung besteht (z.B. Nackensteifigkeit, hohes Fieber).

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

  • Bei jedem plötzlichen Hörverlust – innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
  • Bei langsam zunehmender Schwerhörigkeit.
  • Wenn Tinnitus, Schwindel oder Schmerzen hinzukommen.
  • Bei Kindern, die schlecht auf Ansprache reagieren oder verzögert sprechen lernen.
  • Bei Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Hörprobleme.

Zuständig sind:

  • Hausarzt
  • HNO-Arzt
  • bei Kindern der Pädaudiologe
  • Bei Verdacht auf neurologische oder systemische Ursachen auch Neurologen, Internisten oder Rheumatologen.

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Der Arzt hört sich Ihre Beschwerden genau an und untersucht die Ohren. Hörtests (Audiometrie) bestimmen die Art und den Grad der Störung. Weitere Tests, z.B. zur Mittelohrfunktion oder zum Hörnerv, können folgen. Bluttests oder bildgebende Verfahren (MRT, CT) sind bei bestimmten Verdachtsmomenten notwendig.

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Je nach Ursache:

  • Ohrenschmalz oder Entzündung: Entfernung, Antibiotika, Tropfen.
  • Hörsturz: Kortisonbehandlung möglichst frühzeitig.
  • Mittelohrprobleme: Operative Eingriffe, z.B. Paukenröhrchen.
  • Chronische oder altersbedingte Hörverluste: Hörgeräte, ggf. Cochlea-Implantat.

Unterstützend helfen Hörtraining, Beratung, psychologische Unterstützung und technische Hilfsmittel im Alltag.

Verlauf & Prognose

Viele Hörverluste sind gut behandelbar. Ein Ohrenschmalzpfropf ist rasch entfernt, Entzündungen heilen meist folgenlos aus. Ein Hörsturz kann sich auch ohne Behandlung bessern, eine frühe Therapie erhöht aber die Heilungschance. Altersbedingte oder lärmbedingte Schäden sind bleibend, können aber mit Hilfsmitteln gut ausgeglichen werden.
Unbehandelter Hörverlust kann dauerhaft die Hirnverarbeitung von Hörinformationen stören. Deshalb ist frühzeitige Behandlung entscheidend.

Vorbeugung / Prävention

  • Schützen Sie Ihr Gehör vor Lärm (Kopfhörer, Maschinen, Konzerte).
  • Tragen Sie Gehörschutz bei lärmintensiver Arbeit.
  • Lassen Sie Hörtests machen, besonders bei Risikofaktoren.
  • Vermeiden Sie Wattestäbchen, achten Sie auf Ohrhygiene.
  • Verzichten Sie auf Rauchen und achten Sie auf gesunde Gefässe (z.B. bei Diabetes).
  • Lassen Sie Kinder regelmässig auf ihr Hörvermögen testen (Früherkennung!).
  • Lassen Sie Medikamente mit potenziellen Hörschäden nur nach Rücksprache mit dem Arzt verabreichen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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