Haarausfall wird medizinisch als Alopezie oder Effluvium bezeichnet. Effluvium beschreibt den verstärkten Prozess des Haarausfalls, während Alopezie das Ergebnis eines anhaltenden oder starken Haarverlusts ist, also sichtbare Haarlichtung oder kahle Stellen. Die Begriffe werden häufig synonym verwendet, bedeuten jedoch nicht genau dasselbe.
Haarausfall betrifft vor allem die Kopfhaut, kann aber auch andere Körperregionen betreffen. Besonders häufig ist der sogenannte anlagebedingte Haarausfall (androgenetische Alopezie), der bei Männern wie Frauen mit zunehmendem Alter vorkommt. Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) und diffuser Haarausfall zählen ebenfalls zu den häufigeren Formen.
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Haarausfall bedeutet, dass mehr Haare als üblich ausfallen. Ein gewisser täglicher Haarverlust (etwa 70 bis 100 Haare) ist normal und Teil des natürlichen Haarzyklus. Kritisch wird es, wenn deutlich mehr Haare über längere Zeit ausfallen oder sich das Haar sichtbar lichtet. Dann spricht man von krankhaftem Haarausfall. Dieser ist keine Krankheit für sich, sondern ein Symptom für viele mögliche Ursachen.
Symptombild
Die Anzeichen variieren:
- Vermehrte Haare auf dem Kopfkissen oder in der Bürste
- Zunehmende Lichtung oder kahle Stellen
- Rückbildung des Haaransatzes, oft an Stirn oder Scheitel
- Veränderungen der Haarstruktur (brüchig, dünn)
Typische Verlaufsformen:
- Androgenetische Alopezie: Männer mit Geheimratsecken, Frauen mit lichtem Scheitelhaar
- Alopecia areata: plötzlich kreisrunde, kahle Stellen, oft rückbildungsfähig
- Diffuser Haarausfall: gleichmässige Ausdünnung, z.B. nach Infekten oder Stress
- Vernarbende Alopezie: dauerhafter Haarverlust durch Entzündung und Narbenbildung
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Die Ursachen sind vielfältig:
- Genetisch: z.B. androgenetische Alopezie
- Hormonell: Schwangerschaft, Wechseljahre, PCOS, Schilddrüsenerkrankungen
- Autoimmun: z.B. Alopecia areata, Lupus erythematodes
- Mangelerscheinungen: Eisen-, Zink- oder Vitaminmangel
- Medikamente: Chemotherapie, Blutdruckmittel, Hormonpräparate
- Infektionen: Pilze, Bakterien, virale Erkrankungen
- Hautkrankheiten: Psoriasis, Neurodermitis, seborrhoische Dermatitis
- Psychische Faktoren: Stress, Depression
- Äussere Einflüsse: Haarpflege, Chemikalien, Zugbelastung (z.B. Zopf)
Begleitsymptome / Komplikationen
Haarausfall kann mit Juckreiz, Brennen oder Veränderungen der Kopfhaut einhergehen. Bei Frauen können auch Zeichen einer Hormonstörung wie Zyklusstörungen oder vermehrte Körperbehaarung auftreten. In manchen Fällen leiden die Nägel mit, z. B. durch Brüchigkeit oder Rillen. Psychisch kann sichtbarer Haarverlust zu starkem Leidensdruck, Scham oder Depressionen führen.
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Schonende Haarpflege: mildes Shampoo, kein heisses Föhnen
- Verzicht auf straffe Frisuren und aggressive Behandlungen
- Kopfhautmassage zur Förderung der Durchblutung
- Ausgewogene Ernährung (z.B. Eisen, Zink, Biotin)
- Stress abbauen (z.B. Bewegung, Entspannungstechniken)
- Hausmittel: Öle (z.B. Kokos-, Rizinusöl), Spülungen mit Kräutern
- Bei Reizungen: kühlen, nicht kratzen
Notfall-/Alarmzeichen
Ein Notfall liegt selten vor, doch folgende Warnzeichen sollten ernst genommen werden:
- Plötzlicher, starker oder büschelweiser Haarverlust
- Sichtbare kahle Stellen oder vernarbte Areale
- Juckreiz, Schmerzen, nässende Stellen oder Entzündungen der Kopfhaut
- Allgemeinsymptome wie Fieber, Gewichtsverlust, Müdigkeit
- Bei Frauen: Zeichen einer Hormonstörung (z. B. Bartwuchs, tiefe Stimme)
Sofortige ärztliche Hilfe bei:
- Schockreaktionen nach Produkten oder Insektenstichen (Atemnot, Schwellungen)
- Schweren Verätzungen oder Verbrennungen der Kopfhaut
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Zum Arzt sollte man gehen, wenn der Haarausfall deutlich zunimmt, sich kahle Stellen bilden oder weitere Symptome hinzukommen. Auch bei grossem seelischen Leidensdruck ist ärztliche Hilfe sinnvoll. Erste Anlaufstelle ist meist der Hausarzt oder Dermatologe. Je nach Ursache können auch Gynäkologen, Endokrinologen oder Internisten hinzugezogen werden.
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Der Arzt erhebt zunächst die Krankengeschichte und untersucht die Kopfhaut. Je nach Verdacht folgen Blutuntersuchungen (z. B. Eisen, Schilddrüsenhormone, Vitaminstatus), Spezialtests wie die Trichoskopie oder eine Haarwurzelanalyse. Bei unklaren Fällen kann eine kleine Hautprobe nötig sein.
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Je nach Ursache wird gezielt behandelt:
- Topisch (äusserlich): Minoxidil, Kortisonlösungen, pflanzliche Präparate
- Systemisch (Tabletten): Finasterid (Männer), Antiandrogene (Frauen), Eisen, Vitamine
- Immunsuppressiva/JAK-Hemmer bei Alopecia areata
- Weitere Verfahren: PRP-Therapie, Laser, Haartransplantation
- Begleitend: Psychologische Unterstützung bei starkem Leidensdruck
Verlauf & Prognose
Bei diffusem Haarausfall ist die Prognose meist gut, wenn die Ursache behoben wird. Androgenetische Alopezie schreitet langsam voran und lässt sich in vielen Fällen stabilisieren. Alopecia areata kann spontan heilen, aber auch chronisch verlaufen. Vernarbende Alopezien führen zu dauerhaftem Haarverlust in den betroffenen Arealen.
Vorbeugung / Prävention
Vorbeugung ist nicht immer möglich, vor allem bei genetischer oder autoimmuner Ursache. Allgemein hilft aber ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Stressvermeidung, sanfter Haarpflege und dem Verzicht auf schädliche Substanzen wie Nikotin. Bei erblich bedingtem Haarausfall kann eine frühzeitige Behandlung helfen, das Fortschreiten zu verlangsamen.
Wichtig: Haarausfall ist oft behandelbar, aber nicht immer heilbar. Eine frühzeitige ärztliche Abklärung erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Therapie.