Durchfall (Diarrhoe, Durchfallerkrankung)

Quelle: Mediscope

Definition

Die Stuhlfrequenz und Stuhlkonsistenz sind etwas sehr individuelles. Von Durchfall spricht man bei täglich mehr als 3 ungeformten Stuhlabgängen. Akute Durchfälle sind häufig Ausdruck einer akuten Infektion oder Lebensmittelvergiftung und bessern sich meistens nach spätestens ein paar Tagen wieder. Von chronischem Durchfall spricht man dann, wenn über mehr als 4 Wochen durchschnittlich mehr als 3 ungeformte (wässrige oder breiige) Stuhlentleerungen mit oder ohne Blut pro 24 Stunden erfolgen (< 200 - 300 g pro Tag). Chronischer Durchfall kann mit anderen Symptomen verbunden sein, in erster Linie mit Bauchschmerzen. Chronischer Durchfall hat eine breite Palette von Erkrankungen zur Ursache.

Wie äussert sich das Symptom?

Bei Durchfall ist der Stuhl ungeformt bis wässrig und oft übelriechend. Je nach Ursache können auch Blut, Schleim oder Eiter beigemengt sein.

Durchfall kann akut oder chronisch auftreten. Ein akuter Durchfall ist meist eine Schutzreaktion des Körpers, um eingedrungene Keime oder Gifte schnellstens wieder auszuscheiden. Der akute Durchfall hält maximal wenige Tage an. Oft wird er von Erbrechen begleitet (Brechdurchfall).

Von einem chronischen Durchfall spricht man dann, wenn er bei Erwachsenen über vier Wochen, bei Kindern länger als zwei Wochen besteht, oder wenn es immer wieder zum Durchfall kommt.

Begleitsymptome: Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Blähungen, Völlegefühl, Fieber

Welche Krankheit kann dahinter stecken?

Der häufigsten Auslöser für akute Durchfälle sind Infektionen mit Bakterien oder Viren, seltener Parasiten(Einzeller, Würmer). Bei Durchfällen auf Fernreisen (Reisedurchfall) kommen eine ganze Reihe weitere Erreger in Frage, die zum Teil sehr schwere bis lebensbedrohliche Durchfälle verursachen können. Verursacht werden sie durch bakteriell verunreinigte Speisen oder Getränke.

Bei chronischem Durchfall kommen auch zahlreiche andere Ursachen wie z.B. Nahrungsmittelallergie n oder -unverträglichkeiten, angeborene Darmleiden oder eine krankheitsbedingte Störung der Darmfunktion in Frage. Auch Angst, Stress und Nervosität oder bestimmte Medikamente (z.B. Antibiotika) können Durchfälle verursachen.

Ursachen für akuten Durchfall:

  • Magen-Darm-Infektion
  • Noroviren-Infektion, Brech-Durchfall durch Noroviren
  • Reisedurchfall: Cholera, Typhus und Paratyphus
  • Durchfälle durch Fieber-Viren (Tropen/Subtropen): Ebola-Fieber, Marburg-Fieber, Lassa-Fieber
  • Salmonellen-Lebensmittelvergiftung, Salmonellen-Enteritis
  • Vergiftungen

Ursachen für chronischen Durchfall:

  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
  • Darmdivertikel, Divertikulose, Divertikulitis
  • Darmkrebs (Dickdarm-, und Mastdarmkrebs), Kolorektales Karzinom
  • Gastrointestinale Stromatumore, GIST
  • Laktoseintoleranz, Milchzuckerunverträglichkeit
  • Morbus Basedow
  • Nahrungsmittelallergie
  • Reizdarm, Colon irritabile
  • Schilddrüsen-Überfunktion, Hyperthyreose
  • Zöliakie, Glutenunverträglichkeit, Sprue
  • Missbrauch von Abführmitteln
  • Nebenwirkung bei Medikamenten (z.B. Antibiotika, Eisenpräparate, u.a.)
  • Eingeschränkten Leistungsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 1 und 2)
  • Nebennieren-Unterfunktion
  • Leistungsschwache Bauchspeicheldrüse (unzureichende Produktion von Verdauungsenzymen)

Selbsthilfe

Die meisten Durchfälle sind hierzulande auch ohne spezielle Therapie in wenigen Tagen überstanden. In erster Linie gilt es, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Sinnvoll ist zunächst für ein bis zwei Tage nichts zu essen und nur ungesüssten Tee zu trinken (Teefasten). Danach erfolgt ein Kostaufbau. Generell sollen Durchfälle nicht sofort mit Durchfallmittel unterbunden werden, da sonst die verursachenden Keime nicht ausgeschiedene werden können.

Zum Ausgleich der verlorengegangenen Flüssigkeit und Elektrolyte sind geeignet:

  • Bouillon, Fruchtsäfte oder gezuckerter Tee (schwarzer Tee ist leicht stopfend)
  • Mineralwasser ohne Kohlensäure
  • Elektrolytgetränke
  • spezielle vorgefertigte "Rehydratationslösungen" aus der Apotheke oder selbst gemachte "Zucker-Salz-Lösung": ein gestrichener Teelöffel Kochsalz, acht gestrichene Teelöffel Zucker, eine Tasse Fruchtsaft auf einen Liter gekochtes Wasser.

Vorbeugung von Reisedurchfall:

  • Generell gilt die Empfehlung: schäle es, koche es oder vergiss es!
  • Nur durchgegarte Lebensmittel essen
  • Kein rohes Gemüse oder Früchte, die nicht geschält werden können
  • Salate meiden (Wasser, mit dem der Salat gewaschen wurde, kann Keime enthalten)
  • Trinkwasser abkochen oder nur Mineralwasser verwenden
  • Kein offenes Speiseeis
  • Nur in Flaschen oder Dosen abgefüllte Getränke trinken
  • Keine Eiswürfel in Getränke
  • Auf sorgfältige Händehygiene achten

Wann zum Arzt?

Bei Durchfall kann es infolge des Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes zur Austrocknung mit Kreislaufproblemen kommen. Gefährdet sind hier insbesondere ältere Menschen, Säuglingen und Kleinkinder.

Zum Arzt sollte man unbedingt bei:

  • Starkem oder länger als drei Tage anhaltenden Durchfall
  • Durchfall mit starkem Erbrechen
  • Blutigem oder schwarz verfärbtem Durchfall
  • Durchfall mit hohem Fieber
  • Durchfall mit starken Schmerzen
  • Durchfall mit starkem Erbrechen
  • Starkem Durchfall nach einer Fernreise
  • Durchfall bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Menschen oder Personen mit einer Immunschwäche oder anderen chronischen Erkrankungen.

Welcher Arzt ist zuständig?

  • Hausarzt
  • Gastroenterologe (Facharzt für Magen- und Darmerkrankungen)
  • Internist (Facharzt für Innere Medizin)
  • Kinderarzt


Abklärung beim Arzt

Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Durchfall: Dauer, Aussehen und Häufigkeit des Durchfalls (wenn möglich eine Stuhlprobe mitnehmen), was wurde in den letzten zwei Tagen vor dem Durchfall gegessen,
  • Aussehen und Menge des Urins (verminderter oder dunkler Urin kann auf Austrocknung hinweisen)
  • Begleitsymptome
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Operationen
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie
  • Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Medikamenteneinnahme
  • Kürzlich zurückliegende Fernreise
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen), Stress, etc.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt achtet auf Zeichen der Austrocknung (Durst, Trockenheit der Haut und Schleimhäute, Trockenheitsgefühl im Mund und Rachen, Sprechstörungen, Benommenheit, Schläfrigkeit). Ferner werden Temperatur und Körpergewicht gemessen, der Bauch abgetastet und die Darmgeräusche abgehört. Zusätzlich wird der Enddarm mit dem Finger ausgetastet (rektale Untersuchung).

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Stuhlprobe (Erregernachweis)
  • Blutuntersuchungen: Elektrolyte, Entzündungswerte
  • Urinanalyse
  • Test auf spezielle Erreger nach Tropenreisen (z.B. Typhus, Cholera, Amöben)
  • Ultraschalluntersuchung des Bauches
  • Darmspiegelung (Koloskopie), ev. mit Gewebeprobeentnahme (Biopsie)
  • Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten/Allergien
  • Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT)

Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern Link zu den Krankheitsbildern (Übersicht)

Ärztliche Behandlung

Bei Durchfall richtet sich die Behandlung nach der Ursache. Dies gilt besonders beim chronischen Durchfall. Beispiele dafür sind:

  • Auslösende Nahrungsmittel vermeiden bei Nahrungsmittelallergie n oder Unverträglichkeiten
  • Entzündungshemmende Medikamente bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
  • Behandlung entsprechender Grunderkrankungen (Schilddrüsenüberfunktion, Nebenschilddrüsen-Unterfunktion, Diabetes, Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse etc.)

Allgemeine Massnahmen bei Durchfall

Sowohl bei akutem als auch chronischem Durchfall wird zuerst der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ausgeglichen (siehe Selbsthilfe). In schwereren Fällen kann eine Infusionsbehandlung im Krankenhaus notwendig werden. Ein kurzes Teefasten für ein bis zwei Tage ist sinnvoll, gefolgt von einem langsamen Kostaufbau.

Bei Durchfall werden gerne auch Probiotika verordnet. Für ihre Wirkung gibt es aber keine sicheren Beweise. Sie dürften aber den Durchfall etwas mindern und die Krankheitsdauer verkürzen (etwa um einen Tag). Auch bei Patienten, die ein Antibiotikum einnehmen und zu Durchfall neigen, können Probiotika sinnvoll sein.

Durchfallmedikamente

Die Einnahme von Durchfallmittel soll nur in Absprache mit dem Arzt erfolgen. Insbesondere Medikamente, die die Darmbewegung herabsetzen, sollen nicht sofort eingenommen werden, da sonst die Durchfallerreger nicht ausgeschiedene werden können. Keinesfalls sollen Durchfallmittel bei blutigem oder eitrigem Durchfall oder Durchfall mit hohem Fieber eingenommen werden. Durchfälle mit Fieber und nachgewiesener bakterieller Ursache werden mit Antibiotika behandelt.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.