Bewegungsdrang (Restless-Legs-Syndrom, Akathisie)

Quelle: TCS MyMed

Bewegungsdrang bezeichnet ein oft quälendes Gefühl, sich bewegen zu müssen. Er kann verschieden stark ausgeprägt sein und auf unterschiedliche Ursachen zurückgehen. Die bekanntesten Syndrome sind das Restless-Legs-Syndrom (RLS), auch «unruhige Beine» genannt, und die Akathisie, eine Form innerer und motorischer Unruhe. Weitere Begriffe im Zusammenhang sind «motorische Unruhe», «Sitzunruhe» oder «periodische Beinbewegungen im Schlaf».

Definition

Bewegungsdrang ist das kaum kontrollierbare Bedürfnis, den Körper oder einzelne Gliedmassen zu bewegen. Betroffene beschreiben es als innere Getriebenheit oder Unruhe, oft verbunden mit unangenehmen Gefühlen wie Kribbeln, Ziehen oder Brennen. Die Symptome treten typischerweise in Ruhe auf und bessern sich durch Bewegung. Besonders typisch ist das für das Restless-Legs-Syndrom.

Steckbrief:

  • Leitsymptom: quälender Drang, sich zu bewegen, meist abends/nachts
  • Begleitend: Kribbeln, Ziehen, Brennen oder Druck in den Gliedmassen
  • Häufigkeit: RLS betrifft 5-10 % der Erwachsenen in Europa
  • Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer
  • Zunehmendes Risiko im Alter und in der Schwangerschaft

Symptombild

Beim Restless-Legs-Syndrom:

  • Drang meist in den Beinen, gelegentlich auch in Armen
  • Begleitet von Missempfindungen (Kribbeln, Ziehen, «Ameisenlaufen»)
  • Verstärkung in Ruhe, besonders abends/nachts
  • Linderung durch Bewegung

Bei Akathisie:

  • Quälende innere Unruhe, Unfähigkeit, ruhig zu sitzen
  • Wiederholte Bewegungen wie Trippeln oder Gewichtsverlagerung
  • Nur kurzzeitige Besserung durch Bewegung

Beide können zu Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Erschöpfung und psychischen Beschwerden führen.

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Häufige Ursachen:

  • Primäres RLS: unklarer Ursprung, familiäre Häufung, Dopamin-/Eisenstoffwechsel gestört
  • Sekundäres RLS: z.B. Eisenmangel, Nierenschwäche, Schwangerschaft, Polyneuropathie
  • Akathisie: oft Nebenwirkung von Neuroleptika oder Antidepressiva
  • Weitere Auslöser: Parkinson, MS, ADHS, Stress, Alkohol-, Drogenentzug

Auch Medikamente wie bestimmte Antidepressiva, Neuroleptika oder Betablocker können Symptome auslösen oder verschlimmern.

Begleitsymptome / Komplikationen

Häufige Folgen sind Ein- und Durchschlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Konzentrationsprobleme sowie depressive Verstimmungen. Bei Akathisie kann die Unruhe so belastend sein, dass sie mit Angst, Reizbarkeit und in schweren Fällen sogar Suizidgedanken einhergeht. Eine besondere Komplikation beim RLS ist die sogenannte Augmentation: eine Verschlechterung der Symptome durch die Behandlung selbst.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Hilfreich können sein:

  • Regelmässige, moderate Bewegung (aber nicht kurz vor dem Schlafengehen)
  • Schlafhygiene: fester Rhythmus, kühles, ruhiges Schlafzimmer
  • Verzicht auf Koffein, Alkohol, Nikotin
  • Stressabbau durch Entspannungstechniken
  • Dehnen, Massieren, kalte oder warme Duschen bei akuten Beschwerden
  • Bei Eisenmangel: eisenreiche Kost und ggf. Vitamin-C-haltige Getränke zur besseren Aufnahme

Notfall-/Alarmzeichen

Sofortige ärztliche Hilfe erforderlich bei:

  • Plötzlicher Verschlechterung mit Fieber, Verwirrtheit
  • Bewegungsdrang mit starker innerer Erregung oder Suizidgedanken
  • Einschlafen bei gefährlichen Aktivitäten (z. B. Autofahren)
  • Neurologischen Ausfällen (z. B. Lähmungen)

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Beschwerden länger anhalten, sich verschlimmern oder zu Schlafstörungen und psychischer Belastung führen. Auch bei Verdacht auf Nebenwirkungen von Medikamenten sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Zuständig sind Hausärzte, Neurologen, Psychiater oder Schlafmediziner. In der Schwangerschaft kann der Frauenarzt helfen.

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Die Diagnose stützt sich auf das Gespräch mit dem Arzt und eine genaue Beschreibung der Beschwerden. Blutuntersuchungen können Hinweise auf Eisenmangel oder andere Ursachen geben. In bestimmten Fällen sind auch Nervenmessungen oder eine Schlaflaboruntersuchung sinnvoll.

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Zuerst erfolgt immer die Behandlung der Ursache (z. B. Eisenmangel beheben, auslösendes Medikament absetzen).

Beim RLS:

  • Eisen bei Mangel: Tabletten oder Infusionen
  • Dopamin-aktive Medikamente wie Levodopa oder Dopaminagonisten (Achtung: Risiko der Augmentation = erschlechterung trotz Therapie)
  • Antiepileptika (z.B. Gabapentin, Pregabalin)
  • Opioide in schweren Fällen

Bei Akathisie:

  • Medikamentenumstellung
  • Betablocker oder Beruhigungsmittel (nur kurzfristig)
  • Anticholinergika in Einzelfällen

Verlauf & Prognose

Primäres RLS ist meist chronisch, verschlechtert sich aber nur langsam. Viele Patienten können mit der richtigen Behandlung ein beschwerdearmes Leben führen. Sekundäre Formen, etwa durch Eisenmangel oder Schwangerschaft, bessern sich oft nach der Behandlung der Ursache. Akathisie kann sich nach Absetzen des auslösenden Medikaments rasch bessern, kann aber auch hartnäckig sein.

Vorbeugung / Prävention

  • Gesunde Lebensweise: Bewegung, gesunde Ernährung, Stressreduktion
  • Ausreichende Versorgung mit Eisen, Magnesium, Folsäure, Vitamin B12
  • Koffein, Alkohol und Nikotin meiden
  • Vorsicht bei Medikamenten mit bekanntem Risiko für RLS oder Akathisie

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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