Dr. med. Thomas Rothe, leitender Arzt für innere Medizin und Pneumologie des Kantonsspital Graubünden, zum Thema Asthma.
Herr Rothe, ab wann spricht man bei einem Patienten von einem Asthmatiker?
Um die Diagnose Asthma stellen zu können, müssen die Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten und auf eine gegen Asthma gerichtete Therapie ansprechen. Dies ist vor allem im Kindesalter schwierig. Erschwerend hinzu kommt, dass ein Kind mindestens sechs Jahre alt sein muss, da die auftretenden Symptome bei kleineren Kindern nicht zwingend auf Asthma schliessen lassen. Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen zwei Arten von Asthma. Es gibt die Form, welche primär durch eine Allergenexposition ausgelöst wird und meist schon im Kindesalter auftritt (early-onset Asthma) und die nicht-allergische Form, welche sich erst im Erwachsenenalter manifestiert (late-onset Asthma). Eine Erkrankung zeigt sich beispielsweise, wenn in der Lungenfunktion eine Verengung der Bronchien auftritt, welche sich durch Notfallmedikamente zum Inhalieren deutlich verbessert. Nicht immer zeigt sich die Krankheit mit solch klaren Symptomen. Ein weiterer Baustein in der Diagnose kann ein positiver Methacholintest und das Ansprechen auf eine anti-asthmatische Medikation sein.
Welche Symptome ruft die Erkrankung von Asthma hervor?
Die beiden Asthmatypen haben unterschiedliche Symptome. Beim allergischen Asthma kommt es beispielsweise – falls eine Pollenallergie vorliegt – zu Zeichen des Heuschnupfens, Husten und zu Atemnot. Beim late-onset Asthma können die Anfälle ausbleiben. Es baut sich zunehmend eine beengte Atmung beim Laufen und eine Verschlechterung der Lungenfunktion auf, welche nicht mehr mittels Notfallspray behandelt werden kann. In den meisten Fällen hilft nur noch der Griff zu Kortisontabletten.
Wie läuft die Diagnose ab?
Als erstes wird mit dem Patienten eine ausführliche Anamnese erstellt. Ergänzend wird ein Blutbild angefertigt um zu überprüfen, ob ein spezieller Anteil an weissen Blutkörperchen vorhanden ist. Weiter wird ein Allergietest, eine Überprüfung der Lungenfunktion mittels Spirometrie sowie die Hyperreaktivität der Bronchien an Hand des Methacholintestes durchgeführt. Wurden alle Messungen gemacht, werden die ersten Schritte der Behandlung festgelegt und getestet.
Was versteht man unter der Peak-Flow-Messung?
Hierbei handelt es sich um eine Selbstmessung eines einfachen Lungenfunktionsparameters, um eine drohende Verschlechterung frühzeitig erkennen zu können. Die Verschlechterung zeigt sich durch die Abnahme des Peak-Flow-Wertes.
Wann empfehlen Sie den Besuch beim Arzt?
Sollte die Erkrankung noch nicht diagnostiziert sein, so empfiehlt sich ein Arztbesuch bei auftretendem Reizhusten oder bei Atemnot. Ist die Asthma-Erkrankung bekannt, wird die Konsultation dann empfohlen, wenn die verordneten Medikamente oder die Therapien nicht mehr adäquat helfen.
Wodurch wird Asthma ausgelöst?
Early-onset Asthma wird durch den Kontakt mit Allergenen ausgelöst. Es ist möglich, dass sich die Krankheit verselbstständigt und ein bestimmtes Mass an Asthmabeschwerden ohne den Kontakt mit Allergenen auftritt. In diesem Fall benötigt der Patient eine Dauerbehandlung im Sinne einer Prophylaxe. Die Ursache des late-onset Asthmas ist eine Entzündung der Schleimhaut der oberen und unteren Atemwege, welche nicht von äusseren Faktoren ausgelöst wird. Die Entzündung kann mit Medikamenten behandelt werden. Sollte die Therapie unterbrochen oder gestoppt werden, so wird die Entzündung wieder auftauchen.
Gibt es Therapien um Asthmatiker zu heilen oder die Symptome zu minimieren?
Bei einem durch allergische Reaktionen ausgelösten Asthma gibt es drei mögliche Therapieformen. Einerseits die Allergenkarenz, wo der Betroffene den Allergenen aus dem Weg geht (zum Beispiel durch eine Milbensanierung). Andererseits kann eine Immuntherapie (Desensibilisierung) oder die Einnahme von Medikamenten helfen. Bei einem nicht-allergischen Asthma braucht es meist eine konsequente Therapie. Eine definitive Heilung der Krankheit gibt es jedoch nicht. Ab und an beobachtet man, dass spontan Phasen mit Beschwerdefreiheit, auch ohne Therapie, auftreten.
Wie unterscheidet sich Anstrengungsasthma von normalem Asthma?
Anstrengungsasthma ist, abgesehen beim Asthma eines Athleten, keine eigene Asthmaform. Entzündete Bronchien reagieren überempfindlich. Da kann schon die beschleunigte Atmung beim Sport, in Kombination mit kalter Luft, zu Husten oder einer Verkrampfung der Bronchien führen.
Gibt es weitere Formen der Krankheit?
Die bereits erwähnten Formen early-onset Asthma und late-onset Asthma sind die wichtigsten und häufigsten Formen der Erkrankung.
Woran erkennt man einen Asthmaanfall und wie sollte reagiert werden?
Treten bei einem Asthmatiker Lufthunger sowie Atemnot mit pfeifender Atmung auf, so sollte man unverzüglich das Notfallmedikament verabreichen. Stellt sich nach zweimaligem Einsatz des Medikamentes keine Verbesserung der Symptome ein, muss die Notfallstation eines Spitals aufgesucht werden. Sollte ein detaillierter Notfallplan des Arztes vorhanden sein, ein sogenannter Asthma-Aktionsplan, so gilt es sich an diesen zu halten. Generell gilt, dass der Gebrauch des Notfallsprays mehr als zweimal die Woche auf eine ungenügende Asthmakontrolle hinweist und der Arzt davon in Kenntnis gesetzt werden muss.
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