Im Rahmen des heutigen Welt-Hepatitis-Tages möchten wir auf die Virusinfektion aufmerksam machen. Denn viele wissen gar nicht, was sich dahinter verbirgt. Bettina Maeschli, die Geschäftsführerin Hepatitis Schweiz, gibt Antworten auf Fragen rund um das Virus, die Übertragung und mögliche Therapieansätze.
Übersicht Hepatitis-Varianten
- Hepatitis A: Übertragung via durch Fäkalien verschmutztes Wasser oder Nahrungsmittel
- Hepatitis B: Übertragung via Blut oder Geschlechtsverkehr
- Hepatitis C: Übertragung via Blut
- Hepatitis D: Tritt nur in Kombination mit Hepatitis B auf
- Hepatitis E: Übertragung beim Konsum von rohem Fleisch
Frau Maeschli, was genau ist denn Hepatitis?
Hepatitis steht für eine sogenannte Leberentzündung. Es gibt viele Ursachen, die eine Entzündung auslösen können. Beispielsweise Alkohol oder Fetteinlagerung bei Fehlernährung. Doch häufig sind Viren die Ursache, die sogenannten Hepatitis-Viren. Auf diese macht der Welt-Hepatitis-Tag aufmerksam.
Welche Varianten sind in der Schweiz hauptsächlich vertreten?
Es gibt Hepatitis-Viren von A bis E. Am häufigsten sind Hepatitis B und C. Auch, weil diese Viren chronisch werden können. Gegen Hepatitis A, die sogenannte Reisehepatitis, und Hepatitis B, eine der häufigsten Varianten, kann man sich impfen lassen.
Wie viele Menschen in der Schweiz sind daran erkrankt und wieso kommt es so oft vor, dass es die Betroffenen nicht wissen?
Wir schätzen, dass etwa 44 000 Menschen mit Hepatitis B und 32 000 mit Hepatitis C chronisch infiziert sind. Eine Infektion zieht keine spezifischen Symptome nach sich. Oft merken die Betroffenen nichts. Krankheitszeichen wie starke Müdigkeit, Glieder- und Oberbauchschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten werden zwar häufig von Betroffenen berichtet, aber eben vielfach nicht mit einer Infektion in Verbindung gebracht.
Wer sollte sich auf die Virusinfektion testen lassen?
Alle Personen, die eine Risikosituation hatten. Das heisst für Hepatitis C Bluttransfusion vor 1992, das Spritzen von Drogen, nicht sauber angebrachte Tattoos oder Piercings oder medizinische Eingriffe in Ländern, wo die hygienischen Standards nicht eingehalten wurden. Hepatitis B wird am häufigsten sexuell übertragen (was bei Hepatitis C selten ist), aber auch via Blut.
Welche gesundheitlichen Folgen kann die Unwissenheit für die Erkrankten mit sich bringen?
Die Viren befallen die Leber. Diese vernarbt über die Jahre und deren Funktion wird eingeschränkt. Im schlimmsten Fall wird das Organ zerstört und eine Lebertransplantation wird nötig. Zudem kann sich Leberkrebs entwickeln. Insbesondere bei einer Hepatitis-C-Infektion gibt es aber auch ernste Folgeerkrankungen ausserhalb der Leber. Dazu gehören Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie schwere Müdigkeitssymptome wie bei Long Covid.
Hepatitis B und C sind Varianten, welche in der Schweiz eliminiert werden könnten. Wieso passiert das nicht und weshalb sind die Therapiezahlen in den letzten Jahren rückläufig?
Das Hauptproblem ist, dass etwa ein Drittel der Hepatitis-C-Betroffenen keine Diagnose haben und die Impfraten bei Hepatitis B noch besser sein könnten. Wir müssen bei Hepatitis C also mehr und die richtigen Personen testen, um sie behandeln zu können. Die Therapiezahlen sind rückläufig, weil viele der Personen, die man kennt und die es wollten, nun behandelt sind. Doch es gibt auch Betroffene, die vor vielen Jahren eine Hepatitis-C-Diagnose erhalten haben, als es noch keine so gut wirksamen Medikamente gab. Auch diese gilt es nun auf die neuen heilenden Therapien aufmerksam zu machen und zu behandeln.
Woran erkennt man eine Infektion?
Eine akute Infektion kann – aber muss nicht – mit einer Gelbfärbung der Haut und der Augen einhergehen. Zudem sind Grippesymptome häufig. Aber all das muss nicht auftreten, deshalb bleibt eine Infektion auch oft unentdeckt.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es und wie stehen die Heilungschancen?
Eine Hepatitis-B-Infektion kann man mit einer Kombination von Medikamenten kontrollieren, ähnlich wie beim HI-Virus. Eine chronische Infektion ist heute aber kaum ganz ausheilbar. Für die Hepatitis-C-Infektion stehen seit einigen Jahren hochwirksame und gut verträgliche antivirale Medikamente zur Verfügung, die die Infektion in über 96 Prozent der Fälle innerhalb von acht bis zwölf Wochen heilen.
Werden Betroffene im Alltag durch die Erkrankung eingeschränkt?
Manche Hepatitis-C-Betroffene leiden an langsam, aber stetig zunehmenden Symptomen wie ausgeprägte Müdigkeit, Gelenkschmerzen sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, die bis zur eingeschränkten Arbeitsfähigkeit führen und das Sozialleben beeinträchtigen können.
Wie schützt man sich und andere?
Gegen Hepatitis B schützt eine sichere und sehr wirksame Impfung, die heute allen empfohlen wird. Leider gibt es noch keine Impfung für Hepatitis C. Im medizinischen Bereich sollte es heute in der Schweiz keine Ansteckungen mehr geben. Vorsicht ist jedoch in Ländern mit eingeschränkter Hygiene geboten. Es gilt auch sicherzustellen, dass Tattoos, Piercings sowie Maniküre hygienisch einwandfrei erfolgen. Falls jemand Drogen spritzt oder snifft, ist darauf zu achten, dass kein Material wie Spritzen oder Röhrchen geteilt werden.
Was bietet der Verein Hepatitis Schweiz den Betroffenen?
Wir bieten Informationen und Beratung für Betroffene an. Unser Ziel ist, Hepatitis B und C bis ins Jahr 2030 zu eliminieren. Wir klären auf und bieten auch Weiterbildung für medizinisches Fachpersonal an.
Quelle und Zusammenarbeit mit Hepatitis Schweiz (www.hepatitis-schweiz.ch).