Dr. med. Priska Grünig, Chefärztin Medizinische Klinik des Gesundheitszentrums Fricktal, zum Thema Fiebermessen.
Frau Grünig, es gibt viele Arten, um Fieber zu messen, jedoch gelten viele als ungenau. Welche Methode empfehlen Sie für die Messung zu Hause?
Die Fiebermessung rektal ist aus medizinischer Sicht der «Goldstandard». Diese Methode ist aber zumeist für grössere Kinder und auch Erwachsene nicht praktikabel. Die Temperaturmessung im Ohr mittels Infrarot-Thermometer ist ebenfalls sehr aussagekräftig. Alternativ kann die Messung axillar (in der Achselhöhle) mit einem konventionellen Thermometer erfolgen. Man muss allerdings beachten, dass bei der axillaren Fiebermessung die gemessene Temperatur rund 0.5 Grad Celsius unter der effektiven Körpertemperatur liegt.
Wie misst man die Temperatur bei Säuglingen oder Kleinkindern richtig?
Bei Säuglingen oder Kleinkindern ist die rektale Temperaturmessung am aussagekräftigsten, alternativ kann auch die Messung mittels Infrarot-Thermometer im Ohr erfolgen. Bei letzterer Methode ist der korrekte Sitz der Temperatursonde zu beachten.
Spielt es eine Rolle, zu welcher Tageszeit gemessen wird?
Grundsätzlich spielt die Zeit der Fiebermessung keine Rolle. Die normale Körpertemperatur nimmt im Tagesverlauf minimal zu: so ist sie um 4 Uhr morgens rund 0.5 Grad Celsius tiefer als um 17 Uhr abends.
Was sollte allgemein beim Fiebermessen beachtet werden?
Bei der rektalen Messung sind keine Besonderheiten zu beachten. Bei der Messung im Ohr mit dem Infrarot-Thermometer sollte die Messung in Ruhe und bei Raumluft erfolgen, weil die Ohrtemperatur bei kalter Umgebung erniedrigt sein kann. Allfällige Hörgeräte müssen entfernt werden, danach sollte bis zur Messung rund 5 Minuten zugewartet werden. Bei Kindern ist der korrekte Sitz der Temperatursonde zu beachten. Bei einer lokalen Entzündung des Ohres wie beispielsweise einer Mittelohrentzündung kann die Temperatur falsch erhöht sein.
Ab welcher Körpertemperatur spricht man von Fieber?
Bei der sogenannten «zentralen» Körpertemperatur, das heisst rektal oder im Ohr gemessen, spricht man ab 38.3 Grad Celsius von Fieber – oder ab 38 Grad Celsius, wenn die Temperatur über einen Zeitraum von einer Stunde gemessen wurde. Bei der sogenannten «peripheren» Körpertemperatur, in der Achselhöhle gemessen, spricht man ab 37.7 Grad Celsius von Fieber.
Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?
Bei einem schlechten Allgemeinzustand des Patienten, Verwirrtheit und allgemein neurologischen Auffälligkeiten oder hohem Fieber von über 39 Grad Celsius sollte zeitnah ein Arzt konsultiert werden. Ebenso bei Atemlosigkeit, Brustschmerzen, Ohnmacht, bei blauroter Verfärbung der Haut und der Schleimhäute, bei Hautausschlag, starken Kopfschmerzen und/oder schmerzhafter Nackensteifigkeit, bei einem epileptischen Anfall oder Fieberkrampf bei Kindern, starken Schmerzen, Blutungen (Blut beim Husten sowie Blut im Urin/Stuhl). Auch bei überwärmten sowie geschwollenen und schmerzenden Gelenken sollten Sie einen Arzt aufsuchen.