Stärken Winterwanderungen das Immunsystem? Was der Experte dazu sagt

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Winterwanderungen
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Quelle: TCS MyMed

Dr. med. Markus Rothweiler, Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates der Hirslanden Klinik Birshof, zum Thema Winterwanderungen.

Herr Rothweiler, viele Wanderlustige wollen auch im Winter nicht auf ihr Hobby verzichten. Welche Kleidung sollte man wählen, um den Körper optimal warmzuhalten?
Grundsätzlich gilt im Winter für die Wanderbekleidung das Zwiebelschalenprinzip – zwei bis vier Schichten übereinander tragen. Funktionsunterwäsche (z. B. aus Merinowolle) empfiehlt sich zum Abtransport des Schweisses, darüber ist eine atmungsaktive Bekleidung sinnvoll, und als äusserste Schicht benötigen wir einen Kälte- und Wetterschutz, also regen- und winddichte Jacke und Hose. Die Schuhe sollten ebenfalls wasserdicht sein und ein gutes Sohlenprofil besitzen. Socken aus Merinowolle sind angenehm und aufgrund ihrer Flüssigkeitsabsorption und Wärme gut geeignet. Ganz wichtig und nicht zu vernachlässigen sind möglichst winddichte Handschuhe und eine entsprechende Mütze – über den Kopf kann der Wärmeverlust gross sein.

Ist eine Winterwanderung überhaupt gesund für den Körper und stärkt sie wirklich unser Immunsystem?
Bewegung und Aktivität sind aus verschiedenen Gründen auch im Winter empfohlen. Die frische Luft draussen weist eine bessere Qualität auf als die trockene Zimmerluft, die die Atemwege reizen kann. Sport im Freien hat auch einen antidepressiven Effekt. Gerade in den vergangenen Monaten haben wir alle feststellen können, wie wertvoll es war, wenigstens an die frische Luft gehen zu können. Die Stärkung des Immunsystems, beispielsweise durch eine Winterwanderung, ist nachgewiesen. Voraussetzung für den positiven Effekt sind die stufenweise Angewöhnung an die Belastung, eine dosierte Intensität, die adäquate Bekleidung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (der Flüssigkeitsverlust in der Kälte ist höher, als wir meinen) und ein sofortiges Aufwärmen nach der Belastung.

Wie atmet man bei den eisigen Temperaturen richtig?
Wenn immer möglich, sollten wir durch die Nase atmen, da dadurch die Atemluft grob gefiltert, befeuchtet und erwärmt wird, was bei der Atmung durch den offenen Mund wesentlich weniger gewährleistet ist.

Wie anspruchsvoll darf eine Winterwanderung sein, damit sie noch einen positiven Effekt auf den Körper hat?
Entscheidend ist, dass die Aktivität individuell der eigenen körperlichen Verfassung angepasst wird. Die Atemfrequenz und -intensität muss während der Belastung ein normales Sprechen erlauben, und die Pulsfrequenz sollte sich nicht über 60 bis 70 Prozent der individuell unterschiedlichen Maximalfrequenz bewegen.

Gibt es auch Empfehlungen, was die Dauer anbelangt?
Es gibt keine generell zu empfehlende Dauer, da es vom persönlichen Allgemeinzustand, der Gesundheit des Individuums, den äusseren Umständen wie Temperatur, Wetterbedingungen, Windstärke, Geländegegebenheiten (eben oder bergig) abhängt. Es ist immer darauf zu achten, dass die Wanderung beendet wird, wenn Zeichen der Erschöpfung, eines hohen Flüssigkeitsverlustes oder ein starkes Kältegefühl auftreten.

Wie wärmt man sich nach der Winterwanderung am besten wieder auf?
Die Aufwärmung erfolgt von innen und aussen. Warmer Tee oder Bouillon sind geeignet. Dazu sind das Einhüllen in eine Wolldecke (möglichst nicht Kunstfaser) und frische warme Kleider sinnvoll. Auch ein wärmendes Bad erfüllt den Zweck. Völlig ungeeignet sind angeblich aufwärmende alkoholische Getränke wie heisser Rum, ein Schnaps oder Ähnliches. Dabei kommt es durch die Erweiterung der peripheren Hautblutgefässe nur zu einer scheinbaren Erwärmung, gleichzeitig aber auch zu einem hohen Wärmeverlust über die Hautgefässe, was wiederum zum Absinken der Körper-Kerntemperatur führt.

Personen, welche unter Herz-Kreislauf-Problemen, Herzerkrankungen oder Asthma leiden, sollten bei Kälte auf Sport im Freien verzichten. Wieso?
Durch die Kälte kommt es zu einer Verengung der Blutgefässe, was eine Steigerung des Blutdrucks und damit eine vermehrte Belastung des Herzens zur Folge hat. Wandernde mit vorbestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung setzen sich einem erhöhten Risiko einer Dekompensation aus. Das Einatmen von kalter Luft irritiert die Atemwege, was beim Asthmatiker zu einer Verengung der Luftwege und damit zu einem Asthma-Anfall oder zur Verschlechterung der Atemleistung führen kann. Personen, welche unter den erwähnten Erkrankungen leiden, ist empfohlen, vor der sportlichen Betätigung in der Kälte die Hausärztin oder den Hausarzt zu konsultieren.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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