«Alles hängt von den Umständen und dem Fachwissen der Person ab, die die Entbindung durchführt»

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Doktor Didier Schaad, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe der FMH in Lausanne
Doktor Didier Schaad, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe der FMH in Lausanne
Quelle: TCS MyMed

Der Gynäkologe Doktor Didier Schaad, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe der FMH in Lausanne, spricht mit uns darüber, wie eine Entbindung bei einer Steisslage des Babys vonstattengeht, d.h. wenn die Füsse des Babys zuerst kommen.

Dr. Schaad, bei wie viel Prozent der Geburten liegen die Babys in Steisslage?
Das hängt davon ab, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist. In der 32. Schwangerschaftswoche liegen 7 bis 16 Prozent der Babys in Steisslage, kurz vor der Geburt noch 3 bis 4 Prozent. Viele Kinder drehen sich noch in den letzten Wochen der Schwangerschaft.

Welche Risiken bestehen für Mutter und Baby?
Für die Mutter bestehen kaum Risiken. Die Studienlage zu den Risiken für das Baby ist uneinheitlich. Wahrscheinlich hängen Risiken und Komplikationen massgeblich damit zusammen, wie erfahren die Person ist, die die Mutter bei der Entbindung betreut. Gegenwärtig wird von einem dreimal höheren perinatalen Mortalitätsrisiko ausgegangen sowie von einem zweimal höheren Morbiditätsrisiko (Anoxie, d.h. beim Geburtsvorgang ist kein oder nicht genügend Sauerstoff vorhanden, Geburtstrauma mit Hirnblutung, gebrochene Gliedmassen, Läsion des Plexus brachialis u.a.).

Was kann man gegen eine Steisslage des Babys tun?
Man versucht, das Baby mit unkonventionellen Methoden wie Akupunktur oder Wärme (Moxibustion) dazu zu bringen, sich zu drehen. Bei der äusseren Wendung wird das Baby vom Geburtshelfer gedreht. Die äussere Wendung hat nur eine mässige Erfolgsquote von weniger als 50 Prozent. Sie wird im Kreisssaal durchgeführt, wobei immer darauf zu achten ist, dass auch in weniger als 20 Minuten ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden kann.

Wird auch heute noch versucht, ein Baby, das sich in Steisslage befindet, zunächst zu drehen, oder wird gleich ein Kaiserschnitt durchgeführt?
Der Patientin wird die Lage erklärt und erläutert, welche Möglichkeiten es gibt. In manchen Kliniken und Spitälern wird die äussere Wendung nicht mehr durchgeführt, da sie unangenehm ist und die Chancen, dass sie zum Erfolg führt, eher gering sind. Sie wird ab der 36. Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Wann sollte man Massnahmen wie die äussere Wendung lieber nicht ausprobieren?
In den seltensten Fällen wird von solchen Massnahmen offiziell abgeraten, sogar dann nicht, wenn die Gebärmutter Vernarbungen aufweist, etwa infolge eines Kaiserschnitts.

Findet die äussere Wendung immer unter Narkose statt?
Nein, es wird lediglich ein wehenhemmendes Medikament, ein sogenanntes Tokolytikum, verabreicht, damit sich die Gebärmutter entspannt.

Kann die äussere Wendung auch mehrmals probiert werden, falls es beim ersten Mal nicht klappt?
Meistens werden drei Versuche unternommen, wobei zwei in dieselbe Richtung erfolgen und einer in die andere Richtung.

Welche möglichen Risiken sind mit der äusseren Wendung verbunden?
Bei der Mutter treten nur selten Probleme auf (< 1 Prozent). In einem von tausend Fällen kommt es zu einer Plazentalösung, das Risiko für einen Notkaiserschnitt liegt bei weniger als einem Prozent. Es kommt häufig vor, dass sich der Herzschlag des Babys abrupt verlangsamt, sodass die Massnahme abgebrochen werden muss. Danach erholt sich das Baby aber auch schnell wieder.

Ist in Extremfällen eine natürliche Geburt auch dann möglich, wenn sich das Baby in Steisslage befindet?
Über die Entbindung von Babys in Steisslage wird sowohl aus medizinischer als auch aus medizinrechtlicher Sicht heftig diskutiert. In einer gross angelegten amerikanischen Studie, dem sogenannten Term Breech Trial, konnte Anfang der 2000er Jahre nachgewiesen werden, dass eine Steissgeburt grosse Gefahren birgt. Daher wird sie in vielen Ländern nicht mehr praktiziert. In Frankreich fanden solche Geburten aber nach wie vor statt und in der PREMODA-Studie, einer grossen belgisch-französischen Studie, die vor einigen Jahren veröffentlicht wurde, wurden die Gefahren von Steissgeburten relativiert. Wenn sie von Fachleuten durchgeführt wird und zuvor gewisse Parameter überprüft wurden, ist eine Steissgeburt nicht gefährlicher als ein Kaiserschnitt.

Müssen die werdenden Eltern einem solchen Schritt immer zustimmen?
Medizinrechtlich müssen die Eltern ihre Einwilligung und die Tatsache, dass ihnen die Risiken bekannt sind, durch ihre Unterschrift bestätigen.

Welche Risiken birgt eine Steissgeburt?
Eine Steissgeburt ist vor allem deshalb riskant, da das Körperteil mit dem grössten Durchmesser (der Kopf) zuletzt kommt. Wenn der Kopf des Kindes bei einer normalen Geburt zu gross ist oder nicht richtig liegt, kann er nicht aus dem Mutterleib austreten, und es wird ein Kaiserschnitt durchgeführt. Bei einer Steissgeburt ist der Körper bereits draussen, während sich der Kopf noch im Mutterleib befindet. Daher ist es so gut wie unmöglich, das Kind wieder zurückzuschieben und einen Kaiserschnitt durchzuführen. Steckt der Kopf fest, endet das für das Baby meistens tödlich. Dieses Horrorszenario bereitet den Geburtshelfern grosses Kopfzerbrechen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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