Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), zum Thema Quallenstich.
Herr Exadaktylos, wie sollte man sich am besten verhalten, wenn man mit einer Qualle in Berührung kommt?
Zuerst einmal Ruhe bewahren. Vor allem in tieferen Gewässern kann die Berührung mit einer teilweise grossen Qualle den Schwimmer derart erschrecken, dass er in Panik gerät. Kommt dazu ein Kontakt mit den Nesselfasern, was äusserst schmerzhaft sein kann, besteht durchaus eine Gefahr. Deshalb ist es sehr wichtig, sich vor allem in unbekannten Gewässern darüber zu informieren, welche Quallen vorkommen und ob gerade «Saison» ist. Die Ansässigen wissen in der Regel am besten Bescheid. Gibt es Warnungen, so sind diese absolut ernst zu nehmen, weil eine Qualle selten allein kommt.
Welche Symptome verursachen einen Quallenstich?
Dies kommt auf die Qualle an. Das Nesselgift besteht aus verschiedenen Eiweissen, die zell- und nervenschädigend wirken. Es kommt nicht immer zu einer Reaktion, kann jedoch unter Umständen schwerste allergische Schockzustände hervorrufen. In der Regel sind es aber verbrennungsähnliche Verletzungen der Haut, welche durch die an den Nesselfasern vorhandenen Nesselkapseln ausgelöst werden. Gelangen grössere Giftmengen in den Körper, oder ist die Person schwerer Allergiker oder ein Kind, dann kann es zu Übelkeit, Erbrechen und schockähnlichen Symptomen kommen, aber auch zu Atem- und Herz-Kreislauf-Beschwerden – bis hin zum Herzversagen. Dies ist extrem selten. Bei schweren Quallenverletzungen können auch bleibende Hautschäden entstehen, die später wie Brandmarken aussehen.
Wie behandelt man einen Quallenstich?
In der Regel sind es viele Nesselkapseln, welche das Gift absondern. Zum Glück sind zu Beginn nur zirka 1/3 aller Kapseln entleert. Geht man die Sache falsch an, kann sich der Zustand verschlimmern. Deshalb:
- Ruhe bewahren
- Mit Meerwasser spülen (nie mit Süsswasser oder Alkohol)
- Essig hilft auch (der freundliche Tavernen-Besitzer gibt sicher etwas her) und an australischen Ständen gibt es dies fast immer
- Mit Sand bestreuen, und dann mit einer Kreditkarte oder dem Messer vorsichtig abschaben
- Auf keinen Fall mit einem Handtuch «abrubbeln», das bringt die Kapseln nur zum Platzen