Telemedizin in Zeiten des Coronavirus: Was der Spezialist sagt

Quelle: TCS MyMed

PD Dr. med. Thomas Sauter ist Oberarzt am Universitären Notfallzentrum. Er beschäftigt sich seit Jahren sowohl wissenschaftlich als auch in der praktischen Anwendung mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung der Notfallmedizin, insbesondere im Bereich der telemedizinischen Anwendungen und Virtual Reality in Klink sowie Aus- und Weiterbildung, und leitet die Abteilung Digitale Notfallmedizin. Im Interview mit TCS MyMed.

Herr Sauter, Sie sind Mit-Initiant von www.enotfallmedizin.ch, was ist das?
www.enotfallmedizin.ch ist ein Blog, welcher von meiner Arbeitsgruppe «Digitale Notfallmedizin» am Universitären Notfallzentrum des Inselspitals betrieben wird. In unregelmässigen Abständen verlinken und diskutieren wir in kleinen Blog-Artikeln aktuelle Themen aus dem Bereich der digitalen Notfallmedizin von Machine Learning über Virtual Reality bis hin zu digitalen Entscheidungshilfen.

Welche Chancen sehen Sie für die Telemedizin in Zeiten des Coronavirus?
In einer Pandemie, in der alle Menschen in der Schweiz aufgerufen sind, zu Hause zu bleiben, ist es besonders wichtig, dass Risikopatienten nicht unnötig ihr Haus verlassen für eine Arztkonsultation, welche auch durch eine telemedizinische Evaluation ersetzbar wäre. Bei vielen Menschen besteht eine Unsicherheit bezüglich den Gefahren des neuen Coronavirus. Hier gibt es die Möglichkeit, über eine Website wie z.B. www.coronatest.ch eine nach offiziellen BAG-Kriterien erstellte Ersteinschätzung zu erhalten, ob ein Test empfohlen wird und potentiell eine unnötige Anreise und eine damit verbundene Infektionsgefahr vermieden werden kann.

Sollten Kontrollkonsultationen nach der jeweiligen Erstkonsultation via Telemedizin durchgeführt werden, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren?
Solange nicht eine körperliche Untersuchung oder technische Untersuchungen notwendig sind, könnte eine weitere Besprechung, z.B. von Laborresultaten, durchaus telemedizinisch erfolgen und dem Patienten die Infektionsgefahr während einer Anreise und im Spital ersparen.

Erkennen Sie bereits Ausbaumöglichkeiten in Bezug auf die Telemedizin, die Ihnen vor der Coronavirus-Pandemie nicht bewusst waren?
Viele Ärzte haben diese Pandemie zum Anlass genommen, sich mit dem Thema Telemedizin zu beschäftigen und zu evaluieren, ob Anwendungen auch für ihre Patienten infrage kommen können. Von Video-Konsultationen bis hin zu elektronischen Entscheidungshilfen besteht bereits jetzt ein grosses Spektrum an Möglichkeiten, welche in der Patientenversorgung eingesetzt werden können. Die aktuelle Krise kann national und international eine Chance sein, vorhandene Technologien zu integrieren. Neue Technologien – beispielsweise die Kombination von Entscheidungshilfen, Wearables und Machine-Learning-Ansätzen zur Früherkennung von Verschlechterungen bei akuten und chronischen Erkrankungen – sind denkbar. Die weitere Entwicklung wird spannend!

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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