COPD: Mehr als fünf Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind betroffen

COPD


Krankheiten

Quelle: TCS MyMed


Im Interview mit TCS MyMed beantwortet Frau Andres von der Lungenliga Schweiz wichtige Fragen rund um das Thema COPD und was es für die Betroffenen bedeutet.

Frau Andres, was ist COPD und welche Organe sind davon betroffen?
COPD – abgekürzt vom englischen «Chronic Obstructive Pulmonary Disease» – ist eine heimtückische, weit verbreitete Lungenkrankheit. COPD engt langsam, aber stetig die Atemwege ein. Dies führt zu zunehmender Atemnot bei körperlicher Aktivität. In schweren Fällen reicht der Aktionsradius der betroffenen Personen gerade noch bis zur Haustüre. Die dauerhafte Verengung der Atemwege und der Sauerstoffmangel belasten auch das Herz. Es muss mehr Arbeit leisten, um Blut durch die kranken Lungen zu pumpen und den Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen.

Kann es jeden treffen und wie ist die Situation in der Schweiz?
Jede Person kann COPD bekommen. In der Schweiz leiden mehr als fünf Prozent der Erwachsenen, etwa 400’000 Menschen, an COPD. In der Regel wird die Krankheit zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr entdeckt. COPD ist nicht heilbar und ein frühzeitiges Erkennen ist wichtig. Das Fortschreiten der Krankheit lässt sich durch einen Rauchstopp verlangsamen, und Medikamente können Beschwerden lindern. Körperliches Training kann zudem die Leistungsfähigkeit verbessern.

Welche Ursachen führen zur Entwicklung von COPD?
Die Ursache für eine Erkrankung mit COPD ist fast immer das Einatmen von Schadstoffen über lange Zeit. Sind die Schleimhäute der Atemwege und die Lungenbläschen durch diese Dauerbelastung geschädigt, kommt es zu den typischen Symptomen.

  • Rauchen und Schadstoffe im Staub: Etwa 90 Prozent aller COPD-Patientinnen und -Patienten rauchen oder haben geraucht. Allerdings erkranken nicht nur Raucher an COPD. Auch Menschen, die bei ihrer Arbeit in der Landwirtschaft oder Industrie Staub ausgesetzt sind und Schadstoffe einatmen, können erkranken.
  • Chronische Bronchitis: Wird eine chronische Bronchitis nicht behandelt, entwickelt sich daraus meistens eine COPD.
  • Lungenemphysem: Eine chronische Bronchitis kann zu einer Überblähung der Lunge führen, einem sogenannten Lungenemphysem. Dabei sind viele Lungenbläschen zerstört und können keinen Sauerstoff mehr an das Blut abgeben. Ein Lungenemphysem beschleunigt somit das Entstehen von COPD.


Weitere Risikofaktoren sind starke Luftverschmutzung, Asthma und schwere Atemwegsinfektionen in der Kindheit.

Welche Symptome treten bei COPD auf und wie äussern sich diese?
Ständiges Husten? Es könnte COPD sein – Auswurf, Husten und Atemnot: Die «AHA-Symptome» sind typische erste Anzeichen für COPD.

  • Auswurf: Kranke Lungen produzieren mehr Schleim als gesunde. Über Jahre eingeatmete Schadstoffe lähmen oder zerstören die Flimmerhärchen der Atemwege, sodass diese den Schleim nicht mehr aus den Lungen befördern können. Der zähflüssige Schleim muss durch Husten «ausgeworfen» werden.
  • Husten: COPD-Betroffene husten vor allem am Morgen. Meistens haben sie sich an diesen täglichen Husten gewöhnt und stören sich nicht mehr daran. Wer aber erst bei einer Erkältung oder einer Atemwegsinfektion ärztlichen Rat einholt, handelt oft schon zu spät.
  • Atemnot: Atemnot ist die schlimmste Folge von COPD. Der zähe Schleim und die chronische Entzündung verengen die Atemwege, was sich anfühlt, als atme man durch einen Strohhalm. In der Folge sind die Betroffenen körperlich weniger belastbar. Zuerst spüren sie Atemnot bei grösseren Anstrengungen, später bereits im Ruhezustand.


Vorbote der COPD ist meistens eine chronische Bronchitis. Im Frühstadium bleibt diese chronisch obstruktive Lungenkrankheit oft unentdeckt, weil Erkrankte die Symptome Husten, teils Auswurf und Atemnot verharmlosen oder ignorieren.

Wie wird COPD diagnostiziert und welche Untersuchungen werden durchgeführt?
Eine körperliche Untersuchung, das Abhören der Lunge und die Auswertung von Röntgenbildern können zur Vermutungsdiagnose COPD führen. Für eine sichere COPD-Diagnose ist ein Lungenfunktionstest – die sogenannte Spirometrie – unabdingbar. Diese kann auch der Hausarzt oder die Hausärztin durchführen. Im Einzelfall zieht der Arzt ergänzende Diagnosemethoden hinzu, um andere Krankheiten auszuschliessen. Denn Symptome wie Husten mit Auswurf und Atemnot bei körperlicher Anstrengung können auch auf Asthma hinweisen, das allerdings meistens vor dem 40. Altersjahr auftritt.

COPD

  • Betrifft meistens Raucherinnen und Raucher
  • Krankheit beginnt meistens nach dem 45. Lebensjahr
  • Symptome werden langsam schlimmer
  • Atemnot während Belastung
  • Lungenfunktion nimmt stetig ab

Asthma

  • Betrifft oft Allergiker
  • Krankheit beginnt meistens schon in der Kindheit
  • Symptome treten anfallsweise auf
  • Atemnot auch im Ruhezustand
  • Lungenfunktion kann sich nach einem Asthmaanfall normalisieren


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei COPD?
Wird COPD frühzeitig erkannt, lässt sich der Krankheitsverlauf verlangsamen. Medikamente können Beschwerden lindern. Körperliches Training kann die Leistungsfähigkeit verbessern.

  • Rauchstopp: COPD ist nicht heilbar. Nur durch einen Rauchstopp wird die weitere Zerstörung der Lunge gebremst. Es lohnt sich deshalb in jedem Krankheitsstadium, mit dem Rauchen aufzuhören.
  • Medikamente : Atemwegserweiternde Medikamente können die Beschwerden und die Atemnot bei körperlicher Anstrengung lindern. Meistens wird das Medikament einmal oder mehrmals pro Tag inhaliert. Diese Behandlung verhilft zu einer verbesserten Lungenfunktion, zu grösserer Leistungsfähigkeit und somit zu höherer Lebensqualität. Im fortgeschrittenen Stadium wird die Entzündung in den Bronchien mit inhalierbaren Kortisonpräparaten behandelt.
  • Impfung: Menschen mit COPD sollten sich zur Vorbeugung von Atemwegsinfektionen impfen lassen: einmal jährlich gegen Grippe und alle fünf bis sechs Jahre gegen einen verbreiteten Erreger der Lungenentzündung – die Pneumokokken.
  • Sauerstofftherapie: Im Endstadium der Krankheit kann bei den Betroffenen chronischer Sauerstoffmangel auftreten. Dieser wird durch eine Sauerstofftherapie ausgeglichen, die das Atmen erleichtert und die Lebensqualität verbessert.
  • Training: Patientinnen und Patienten mit COPD sind oft untrainiert. Sie vermeiden körperliche Anstrengung, weil diese zu Atemnot führt. In der Folge führen immer geringere Belastungen zu immer stärkerer Atemnot. Dieser Teufelskreis lässt sich durchbrechen. Zum Beispiel mit pulmonaler Rehabilitation oder durch Teilnahme an spezialisierten Trainingsgruppen.


Welche Rolle spielt das Rauchen bei der Entstehung und Verschlechterung von COPD?
30 Prozent aller Zigarettenraucherinnen und -raucher entwickeln eine COPD. Das Rauchen spielt eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von COPD. Nach einer COPD-Diagnose sollten Raucherinnen und Raucher deshalb sofort mit Rauchen aufhören.

Gibt es bestimmte Berufe oder Umweltfaktoren, die das Risiko für COPD erhöhen?
Auch Menschen, die bei ihrer Arbeit in der Landwirtschaft oder in der Industrie Staub ausgesetzt sind und Schadstoffe einatmen, können erkranken.

Kann man das Fortschreiten von COPD verlangsamen oder stoppen?
Weil Betroffene zu spät zum Arzt gehen, ist die Krankheit oft schon weit fortgeschritten, wenn die Diagnose COPD gestellt wird. Das Lungengewebe ist dann meistens schon zur Hälfte zerstört. Deshalb spielen die Früherkennung mittels Lungenfunktionstest, die erste Behandlung und ein Rauchstopp eine wichtige Rolle. COPD ist nicht heilbar. Bronchienerweiternde Medikamente erleichtern jedoch das Atmen. Regelmässiges Training fördert die körperliche Leistungsfähigkeit. In einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kann zusätzlicher Sauerstoff Linderung verschaffen.

Je früher COPD erkannt wird, desto besser sind die Aussichten für den weiteren Krankheitsverlauf. Allerdings muss unbedingt das Rauchen gestoppt werden.
Prof. Dr. med. Jörg D. Leuppi, Lungenfacharzt

Welche Auswirkungen hat COPD auf die Lebensqualität der Betroffenen?
COPD engt die Atemwege langsam, aber stetig ein – bis hin zu starker Atemnot. Die Betroffenen können körperlich immer weniger leisten. In schweren Fällen reicht ihr Aktionsradius gerade noch bis zur Haustüre. Chronische Patientinnen und Patienten haben nicht nur körperliche Beschwerden, auch die Psyche leidet unter der Erkrankung. Oft folgen soziale Probleme. Die chronische Atemnot kann sich negativ auf den Ernährungszustand auswirken, weil das Essen Mühe bereitet. Raucherinnen und Raucher über 45 Jahre sollten regelmässig ihre Lungenfunktion von der Hausärztin oder dem Hausarzt testen lassen, um eine COPD früh zu erkennen.

Gibt es spezielle Atemübungen oder Rehabilitationstechniken, die helfen können?
Die pulmonale Rehabilitation wird von einem interdisziplinären Team durchgeführt, dem Spezialistinnen und Spezialisten aus Medizin, Pflege, Physiotherapie, Ernährungsberatung und Psychologie genauso angehören können wie Sozialarbeiterinnen oder Sozialarbeiter. Körperliche Aktivitäten und Übungen der Therapie werden individuell auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt.

Welche Komplikationen können bei fortgeschrittener COPD auftreten?
Bei fortgeschrittener COPD mit dauerndem Sauerstoffmangel brauchen die Betroffenen eine Sauerstoffheimtherapie.

  • Eingriff durch bronchoskopische Verfahren: Leiden Patientinnen und Patienten trotz optimaler medizinischer Versorgung unter Atemnot, werden sogenannte bronchoskopische Verfahren zur Lungenvolumenreduktion eingesetzt.
  • Chirurgischer Eingriff bei schweren Fällen: Bei Patientinnen und Patienten mit schwerem Lungenemphysem kommt ein chirurgischer Eingriff in Frage. Dabei wird das zerstörte Lungengewebe gezielt entfernt, damit das benachbarte funktionsfähige Lungengewebe wieder genügend Platz hat. Bei sehr schwerer COPD kann in seltenen Fällen eine Lungentransplantation notwendig sein.


Gibt es Möglichkeiten zur Prävention von COPD und wie kann man das Risiko einer Erkrankung verringern?
Etwa 90 Prozent aller COPD-Patientinnen und -Patienten rauchen oder haben geraucht. Nicht zu rauchen, ist deshalb die beste Vorbeugemassnahme.

Wie hoch ist mein COPD-Risiko? Machen Sie den Test!
Der COPD-Risikotest gibt einen ersten Aufschluss darüber, wie gross das Risiko ist, an COPD zu erkranken. Hier geht es zum Online-Test

  • Rauche ich oder habe ich früher geraucht?
  • Huste ich häufig, auch wenn ich keine Erkältung habe?
  • Habe ich am Morgen Husten mit Auswurf?
  • Leide ich an Atemnot, besonders bei körperlicher Belastung?
  • Habe ich eine pfeifende Atmung?
  • Bin ich über 45 Jahre alt?
  • Leide ich an Asthma?


Wenn Sie mindestens drei Fragen mit Ja beantworten, sollten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf COPD ansprechen.


Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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