Menstruationsbeschwerden verstehen und lindern: Die Expertin im Gespräch

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Menstruationsbeschwerden
Menstruationsbeschwerden
Quelle: TCS MyMed

Auch heute noch sind in vielen Kreisen die Menstruation und ihre Folgen ein Tabuthema, obwohl es viele Frauen gibt, die darunter leiden. Dr. med. Evgenia Bousouni, Leitende Ärztin der Frauenklinik und Co-Leiterin des Beckenbodenzentrums der Kantonsspital Aarau AG, beantwortet unsere Fragen.

Häufige Symptome

  • Bauchschmerzen
  • Schmerzen beim Wasserlösen
  • Schmerzen bei der Defäkation
  • Kopfschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • Starke Blutungen

Frau Bousouni, gibt es verschiedene Arten von Menstruationsbeschwerden und wie viele Frauen leiden darunter?
Ja, es gibt verschiedene Arten von Menstruationsbeschwerden. Sie gehen von vor allem starken abdominalen Schmerzen über Schmerzen beim Wasserlösen oder bei der Defäkation während der Periode bis hin zu sehr starke Blutungen. Es ist sehr schwierig zu sagen, wie viele Frauen darunter leiden – durch starke Menstruationsbeschwerden im Alltag beeinträchtigt, fühlen sich jedoch bis zu zehn Prozent der Frauen.

Was kann die Ursache dafür sein, dass einige Frauen stark unter der Regel leiden und andere kaum?
Es gibt verschiedene Gründe, warum einige Frauen stärker unter ihrer Regelblutung leiden als andere. Mögliche Ursachen dafür können gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose, Adenomyose, Myome oder Eierstockzysten sein.

Endometriose: Hierbei handelt es sich um eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe, das normalerweise die Gebärmutter auskleidet, ausserhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe kann sich an verschiedenen Stellen im Körper ansiedeln, z.B. an den Eierstöcken, den Eileitern, dem Darm oder der Blase.

Adenomyose: Das Gewebe, das normalerweise die Gebärmutterschleimhaut auskleidet, bettet sich bei dieser Erkrankung in die Muskelschicht der Gebärmutter ein.

Myom: Dabei handelt es sich um einen gutartigen Tumor, der in der Muskelschicht der Gebärmutter entsteht. Diese Wucherungen können unterschiedlich gross sein und verschiedene Beschwerden verursachen.

Eierstockzysten: Eine Eierstockzyste ist eine flüssigkeitsgefüllte Tasche, die sich auf oder in einem Eierstock bildet. Sie können unterschiedliche Grössen haben und sind in der Regel harmlos. In den meisten Fällen verursachen sie keine Symptome und lösen sich von selbst auf. Manchmal können jedoch vor allem grössere Zysten zu Problemen führen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Leidet die betroffene Person unter solchen Schmerzen, dass es zur regelmässigen Schmerzmitteleinnahme kommt und Einschränkungen im Alltag entstehen, sollte der Gang zum Arzt unbedingt gemacht werden.

Wie kann man Menstruationsbeschwerden lindern oder behandeln?
Als Allererstes sollte man bei seiner Gynäkologin oder seinem Gynäkologen vorstellig werden und die genaue Situation schildern. Denn es ist wichtig, dass die richtigen Abklärungen gemacht werden, um die Ursache zu finden. Je nach dem Grund, weshalb die Menstruationsbeschwerden auftreten, wird eine individuelle Behandlung besprochen und angegangen. Hierzu gibt es sowohl den medikamentösen oder allenfalls operativen Weg.

Gibt es bestimmte Lebensstiländerungen, die helfen können, die Beschwerden zu reduzieren?
Ja, es gibt verschiedene Lebensstiländerungen, die helfen können, Menstruationsbeschwerden zu reduzieren. Einige davon sind:

  • Regelmässige Bewegung: Regelmässige körperliche Aktivität kann helfen, Menstruationsbeschwerden zu lindern, da sie die Durchblutung verbessert und die Freisetzung von Endorphinen fördert.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiss kann dazu beitragen, Menstruationsbeschwerden zu reduzieren.
  • Stressmanagement: Stress kann Menstruationsbeschwerden verschlimmern, daher ist es wichtig, Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Yoga oder Atemübungen in den Alltag zu integrieren.
  • Ausreichend Schlaf: Für die Regeneration des Körpers ist ausreichender Schlaf wichtig; er kann dazu beitragen, Menstruationsbeschwerden zu lindern.
  • Wärmebehandlung: Eine Wärmeflasche oder ein warmes Bad können helfen, Krämpfe und Schmerzen während der Periode zu lindern.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass jede Person anders ist, und was für eine Person funktioniert, muss nicht unbedingt für eine andere Person funktionieren.

Können Menstruationsbeschwerden ein Anzeichen für ernsthaftere gesundheitliche Probleme sein?
Starke Menstruationsbeschwerden sollten in jedem Fall abgeklärt werden. Auslöser sind meistens gutartige Krankheiten, die jedoch trotzdem behandelt werden sollten.

Wie wirken sich hormonelle Verhütungsmittel darauf aus?
Das in der Hormontherapie enthaltene Progesteron verhindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, sodass bei der Regelblutung weniger Schleimhaut abgestossen wird und die Schmerzen gemindert werden sollten. Kommt es dennoch zu starken Regelschmerzen, sollte ein Beratungstermin bei der behandelnden Ärztin vereinbart werden.

Welche Untersuchungen gibt es, um die Ursache von wiederkehrenden Menstruationsbeschwerden festzustellen?
Um die Ursache von Menstruationsbeschwerden festzustellen, braucht es primär eine gynäkologische Untersuchung sowie eine klinische Untersuchung mit Ultraschall. Falls nötig, sollten weitere Abklärung (wie Bildgebung mittels MRI) erfolgen und allenfalls eine diagnostische Bauchspiegelung (Laparoskopie, minimal invasiv) durchgeführt werden.

Gibt es spezielle Übungen oder Entspannungstechniken, die Linderung verschaffen können?
Ja, es gibt spezielle Übungen und Entspannungstechniken, die zur Linderung der Symptome führen können. Hierzu ist es ratsam, wenn eine spezialisierte Physiotherapeutin mit ins Boot geholt wird, welche in diese Richtung Hilfestellung geben kann.

Wie kann man präventiv gegen wiederkehrende oder starke Menstruationsbeschwerden vorgehen?
Präventiv können bei wiederkehrenden oder starken Menstruationsbeschwerden eine ausgewogene Ernährung, ein gesunder Lebensstil und wenn nötig auch eine Hormontherapie sowie pflanzliche Therapien versucht werden.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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