Summende Gefahr – alles rund ums Gift von Biene und Wespe



Notfallratgeber

Quelle: TCS MyMed


Antworten von Roxane Guillod, Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz, auf zehn Fragen rund um Bienen und Wespen, ihr Gift und was sie bei Hitze tun.

Wie unterscheidet man Bienen und Wespen?
Die Wespe hat meist auffällige schwarz-gelbe Streifen, wenige Haare und die Mitte ihres Körpers ist schmal – sie hat eine Wespentaille. Die Biene ist bräunlich, ihr Körper eher rundlich und behaart. Bienen sammeln Pollen und saugen mit einem Saugrüssel Nektar von Blüten. Wespen dagegen haben beissende Mundwerkzeuge und verspeisen andere Insekten – oder Grilladen und Käse von unseren Tischen.

Ist das Gift der beiden Insekten identisch?
Nein. Die allergieauslösenden Eiweisse im Bienen- und Wespengift sind nicht die Gleichen. Die Biene gibt ausserdem bei einem Stich mehr Gift ab als die Wespe, dafür kann die Wespe mehr als einmal zustechen; die Biene verliert beim Stich ihren Stachel und stirbt.

Wie unterscheidet man eine lokale Reaktion von einer allergischen Reaktion?
Der Stich einer Biene oder einer Wespe verursacht eine schmerzhafte lokale Reaktion. Das deutet aber noch nicht auf eine Insektengiftallergie hin: Eine Schwellung bis zu zehn Zentimeter Grösse ist normal. Sie kann von einer Rötung und Juckreiz begleitet sein, verschwindet aber innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen wieder. Ist die Schwellung grösser und dauert länger als 24 Stunden, spricht man von einer schweren Lokalreaktion. Aber auch diese ist normalerweise nicht gefährlich.

Bei einer Insektengiftallergie treten aufgrund einer Antikörper-Reaktion innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde nach dem Stich folgende Symptome auf: Juckreiz am ganzen Körper, Nesselfieber, Schwindel, Erbrechen bis hin zu Atemnot und Herzrasen. Mit Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Atemstillstand oder sogar Herz-Kreislauf-Kollaps kann diese allergische Reaktion – ein sogenannter anaphylaktischer Schock – lebensgefährlich sein.

Was kann man bei einer lokalen Reaktion tun?
Die Stelle kühlen und allenfalls Antihistaminika nehmen. Aber: Wenn Mund- oder Rachenbereich betroffen sind, wenn möglich einen Eiswürfel lutschen, um eine allfällige Zuschwellung der Atemwege zu verzögern, und sofort einen Arzt rufen.

Was ist im Falle einer allergischen Reaktion zu tun?
Menschen mit einer Insektengiftallergie sollten immer ein Notfallset auf sich tragen, das der Arzt, die Ärztin verschrieben hat.

  • Gleich nach dem Stich: Sofort die Notfallmedikamente einnehmen (Antihistaminikum und Kortison) und unverzüglich den Notarzt rufen: Schweiz 144, Europa 112. Die Adrenalinfertigspritze kommt nach einem Stich zum Einsatz, wenn schwere Symptome auftreten wie Nesselfieber oder Gesichtsschwellungen, Atemnot, Kraftlosigkeit oder Brechzeiz.
  • Ist kein Notfallset vorhanden: Ruhe bewahren und sofort den Notarzt verständigen.


Kann man jederzeit eine Bienen- oder Wespengiftallergie entwickeln?
Ja, eine Bienen- oder Wespengiftallergie kann sich jederzeit entwickeln. Ein höheres Risiko besteht beispielsweise, wenn man in kurzer Zeit wiederholt gestochen wird. Eine Bienengift- und Wespengiftallergie ist nicht vererbbar.

Wie viele Menschen sind von einer Insektengiftallergie betroffen?
In der Schweiz leiden 3,5 Prozent der Bevölkerung an einer Insektengiftallergie. Schweizweit kommt es jährlich zu drei bis vier Todesfällen.

Ist es möglich, präventiv zu prüfen, ob man gegen Insektengift allergisch ist?
Wenn Sie nach einem Biss keine Allergieerscheinungen gezeigt haben, ist keine Untersuchung auf eine Insektengiftallergie erforderlich. Blut- und Hauttests sind nicht signifikant und daher schwer zu interpretieren, wenn keine klinische Vorgeschichte vorliegt, die mit einer allergischen Reaktion vereinbar ist.

Kann man eine Insektengiftallergie ursächlich behandeln?
Ja. Eine allergenspezifische Immuntherapie (Desensibilisierung) führt bei über 95 Prozent der Wespengiftallergiker und bei etwa 85 Prozent der Bienengiftallergikerinnen zu einem vollständigen Schutz. Die Therapie wird von einer Allergologin, einem Allergologen durchgeführt und dauert drei bis fünf Jahre.

Darf man Honig essen, wenn man auf Bienengift allergisch ist?
Ja. Eine Insektengiftallergie hat nichts mit einer allfälligen Nahrungsmittelallergie zu tun. Allerdings kann Honig insbesondere bei Pollenallergikern allergische Symptome auslösen.

Tipps, um Bienen- und Wespenstiche zu vermeiden

  • Keine raschen Bewegungen.
  • Nie barfuss gehen: Bienen lieben Klee. Viele Wespen und Hummeln haben ihre Nester am Boden.
  • Schweiss zieht viele stechende Insekten an: Vorsicht bei Sport und Arbeiten im Freien.
  • Nahrungsmittel locken Wespen an. Essen im Freien vermeiden.
  • Nicht direkt aus Flaschen oder Dosen trinken. Süssgetränke und Bier locken Wespen an.
  • Motorradfahren nur mit geschlossenem Helmvisier, beim Velofahren Mund geschlossen halten.
  • Auf Parfüm und Haarspray verzichten.


WICHTIG: Nester in der Nähe von Wohn- und Arbeitsbereich durch die Feuerwehr oder eine Imkerin entfernen lassen.

Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie das kostenlose Beratungstelefon aha!infoline jeden Vormittag von Montag bis Freitag, 8.30 bis 12 Uhr. Die Telefonnummer lautet 031 359 90 50.

Quelle und Zusammenarbeit mit aha! Allergiezentrum Schweiz (www.aha.ch).

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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