Prof. Dr. med. Andreas Stuck, Chefarzt und Klinikdirektor der Geriatrischen Universitätsklinik, Inselspital (Universität Bern) zum Thema Sport im Alter.
Herr Stuck, welche Auswirkungen hat das Älterwerden auf die Bewegungsfähigkeit sowie die sportliche Fitness?
Das Älterwerden führt zu einer Abnahme bei sportlichen Spitzenleistungen. Wer zum Beispiel an sportliche Wettkämpfe geht, oder sich auch sonst im Sport Ziele setzt, muss diese seinem Alter anpassen. Ein Bergsteiger zum Beispiel wird im Alter nicht die gleichen Touren planen können. Und das trifft für alle zu: Wer im Alter fit bleiben will, muss noch mehr trainieren als in der Jugend.
Sport im Alter: Ist das überhaupt gesund?
Sport, welcher dem Gesundheitszustand und den persönlichen Interessen angepasst ist, ist gesund. Nicht nur die Muskeln profitieren, auch das Herz und das Hirn profitieren davon, wenn man sich im Alter viel bewegt. Wer mit einer neuen sportlichen Aktivität im Alter startet, sollte jedoch vorgängig mit seinem Hausarzt schauen, welcher Sport sich eignet und auf was zu achten ist.
Was muss beim Sport im hohen Alter beachtet werden?
Verschiedene Krankheiten können im Alter dazu führen, dass bestimmte Sportarten nicht geeignet sind. Manchmal verlaufen solche Krankheiten, wie zum Beispiel eine Herzerkrankung, auch unbemerkt und zeigen sich erst bei einer ärztlichen Kontrolle. Oder bei bestimmten Medikamenten kann es vorkommen, dass Anpassungen beim Sport nötig sind, zum Beispiel wenn es um Blutzucker oder Blutdruck geht.
Was müssen Senioren besonders trainieren? Muskulatur, Balance, Ausdauer?
Am besten natürlich alle drei. Ganz besonders die Muskulatur bildet sich ab dem Alter von 50 Jahren zurück, wenn sie nicht speziell trainiert wird. Deshalb sollte man darauf achten, dass man im Alter regelmässig die Muskeln trainiert, und zwar alle Muskelgruppen, nämlich die Rücken- und Rumpfmuskeln, die Muskeln von Bein und Gesäss, und die Schulter- und Armmuskulatur. Ich empfehle allen gesunden älteren Menschen ein solches Krafttraining etwa zwei Mal pro Woche.
Ist das Risiko für Stürze und Unfälle nicht deutlich höher als bei jungen Menschen?
Ich sage immer, das kleinste Risiko für einen Sturz hat man, wenn man zu Hause den ganzen Tag im Bett bleibt. Das ist selbstverständlich nicht ernst gemeint. Es soll einfach darauf hinweisen, dass es bei jeder Aktivität ein Risiko gibt, dass eine Verletzung zum Beispiel wegen eines Sturzes auftreten kann. Damit das Unfallrisiko möglichst klein ist, sollten ältere Menschen dem Alter angepasste Sportarten wählen, und wenn nötig, die entsprechenden Vorsichtsmassnahmen treffen. Wer zum Beispiel E-Bike fährt, soll maximal 30 km/h fahren und auch bei kurzen Strecken einen Helm tragen.
Welches sind die besten Sportarten für Senioren?
Viele ältere Menschen haben Freude am Spazierengehen. Es ist Gold wert, jeden Tag eine Stunde zu Fuss unterwegs zu sein. Wer Abwechslung möchte, hat in der Schweiz eine grosse Auswahl an kleinen und grösseren Wanderungen, die allesamt wunderschön sind.
Was raten Sie Personen, die nie Sport getrieben haben und im hohen Alter damit starten wollen?
Wenn sich jemand im Alter bisher fast nicht bewegt hat und sich nun neue Vorsätze macht, dann gratuliere ich und empfehle, mit etwas zu beginnen, das Freude macht und realistisch ist. Warum nicht mit einem Tanzkurs starten, bei dem Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer geübt werden? Aber wirklich nur diejenigen, die das gerne machen, sonst besser etwas anderes auswählen!
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