Gefühlsstörungen in Armen oder Beinen bezeichnen ein gestörtes Empfinden in der Haut. Häufige Begriffe dafür sind: Taubheitsgefühle, Kribbeln, «Ameisenlaufen», Brennen oder Pelzigkeit. In der Medizin spricht man von Sensibilitätsstörungen oder Parästhesien
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Gefühlsstörungen bedeuten, dass Empfindungen wie Berührung, Temperatur oder Schmerz nicht mehr normal wahrgenommen werden. Ursache ist meist eine Reizleitungsstörung in den Nervenbahnen, entweder durch direkten Nervenschaden oder Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks.
- Symptome: Kribbeln, Taubheit, Brennen, pelziges Gefühl in Händen, Füssen, Armen oder Beinen
- Häufigkeit: Sehr verbreitet, z. B. bei Diabetes, Bandscheibenvorfall, Karpaltunnelsyndrom oder Multiple Sklerose
- Wichtig: Gefühlsstörungen sind meist ein Zeichen für eine Erkrankung des Nervensystems
Symptombild
Gefühlsstörungen können sich als Taubheit, Kribbeln, Brennen oder elektrisierende Schmerzen äussern. Oft betrifft es symmetrisch beide Hände oder Füsse oder ein einzelnes Hautareal. Die Beschwerden können dauerhaft, schubweise oder nur unter bestimmten Bedingungen auftreten.
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Die Auslöser sind vielfältig:
- Nervenerkrankungen: z.B. Polyneuropathie (häufig bei Diabetes oder Alkoholmissbrauch), Karpaltunnelsyndrom, Bandscheibenvorfall
- Zentrale Ursachen: z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose, Tumoren
- Durchblutungsstörungen: z.B. pAVK, akuter Gefässverschluss
- Stoffwechsel- oder Hormonstörungen: z.B. Diabetes, Schilddrüsenprobleme, Vitaminmangel (z.B. B12)
- Infektionen: z.B. Borreliose, Herpes Zoster, HIV
- Medikamente oder Gifte: z.B. Chemotherapeutika, Schwermetalle
Begleitsymptome / Komplikationen
Oft treten zusätzlich auf:
- Muskelschwäche oder Lähmungen
- Schmerzen oder Brennen
- Gangunsicherheit, Sturzgefahr
- Hautveränderungen oder Wunden
- Störungen der Blasen- oder Darmfunktion
- Psychische Belastung durch chronische Beschwerden
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
Bei chronischen Beschwerden:
- Gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes
- Tägliche Hautkontrolle (v. a. Füsse)
- Bequeme Schuhe, keine Druckstellen
- Bewegung, gesunde Ernährung, kein Alkohol, Rauchstopp
- Regelmässige Ruhe- und Dehnübungen
Im Akutfall:
- Bei Verdacht auf Schlaganfall oder Gefäßverschluss: Notruf 112
- Die betroffene Gliedmaße ruhigstellen, tief lagern (bei Arterienverschluss)
Notfall-/Alarmzeichen
Sofort den Notruf (112) wählen, wenn:
- Plötzliche Lähmung oder Gefühlsverlust auf einer Körperseite
- Sprach-, Seh- oder Bewusstseinsstörungen
- Taubheitsgefühl im Intimbereich, Urin-/Stuhlabgang
- Sehr starke Schmerzen mit blasser, kalter Gliedmasse
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:
- Gefühlsstörungen neu auftreten oder sich verschlimmern
- Sie länger als wenige Tage andauern
- Begleitsymptome wie Schmerzen oder Schwäche bestehen
- Die Beschwerden Ihre Alltagsfähigkeit beeinträchtigen
Zuständig sind je nach Ursache:
- Hausarzt
- Neurologe
- Orthopäde
- Gefässspezialist
- Internist
- Rheumatologe
- bei Bedarf auch Psychotherapeut
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Der Arzt erhebt Ihre Krankengeschichte und untersucht die Sensibilität, Muskelkraft und Reflexe. Zusätzlich helfen Blutuntersuchungen (z. B. auf Vitamine, Zucker, Entzündungszeichen), Nervenleitmessungen (EMG/ENG), Bildgebung (MRT/CT) oder Ultraschall der Gefässe. Bei bestimmten Verdachtsdiagnosen kann auch eine Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) entnommen werden.
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache:
- Bei Diabetes: Blutzuckereinstellung, Schmerzmittel, Vitamintherapie
- Bei Bandscheibenvorfällen: Schmerztherapie, Physiotherapie, ggf. OP
- Bei Karpaltunnelsyndrom: Schienen, Injektionen, ggf. OP
- Bei entzündlichen Erkrankungen: Kortison, Immuntherapie
- Ergänzend: Bewegung, Schmerztherapie, Ergotherapie, Psychotherapie bei chronischen Beschwerden
Verlauf & Prognose
Wie gut sich Gefühlsstörungen zurückbilden, hängt von der Ursache und dem Behandlungszeitpunkt ab. Viele Beschwerden bessern sich unter Therapie, manche chronische Formen lassen sich jedoch nur lindern, nicht heilen. Wichtig ist, Komplikationen wie Wunden, Stürze oder dauerhafte Nervenschäden zu vermeiden.
Vorbeugung / Prävention
- Gute Kontrolle von Diabetes, Bluthochdruck, Cholesterin
- Ausgewogene, vitaminreiche Ernährung
- Kein Alkohol, Nikotinverzicht
- Bewegung und gesunde Lebensweise
- Auf Warnzeichen achten und frühzeitig medizinische Hilfe suchen