Muskelschwäche ist ein Zustand, bei dem die Kraft einzelner oder mehrerer Muskeln reduziert ist. Umgangssprachlich spricht man oft von Kraftlosigkeit. Weitere Begriffe sind Muskelhypotonie (niedrige Grundspannung), Myasthenie (schnelle Ermüdung der Muskeln), Parese (Teil-Lähmung), Plegie (vollständige Lähmung) oder Sarkopenie (altersbedingter Muskelabbau).
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Bei einer Muskelschwäche gelingt es dem Körper nicht mehr, Bewegungen kraftvoll und kontrolliert auszuführen. Anders als bei allgemeiner Müdigkeit handelt es sich um eine messbare oder deutlich spürbare Einschränkung der Muskelkraft. Sie kann durch Probleme im Muskel selbst, an den Nerven oder an der Schaltstelle dazwischen entstehen.
Symptombild
Muskelschwäche kann sich auf verschiedene Weise zeigen:
- Generalisierte Schwäche betrifft den ganzen Körper.
- Lokale Schwäche betrifft bestimmte Muskeln oder Muskelgruppen (z. B. nur ein Bein).
- Proximale Schwäche zeigt sich an den körpernahen Muskeln (z. B. Hüfte, Schultern).
- Distale Schwäche betrifft v. a. Hände oder Füsse.
- Belastungsabhängige Schwäche verschlechtert sich bei Anstrengung und bessert sich in Ruhe (z. B. bei Myasthenia gravis).
Häufige Begleitsymptome sind Muskelzucken, Krämpfe, Muskelschmerzen, Taubheitsgefühle, Müdigkeit, Schluck- oder Sprachprobleme, Sehstörungen oder Atemnot.
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Muskelschwäche ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom mit vielen möglichen Auslösern. Dazu gehören u.a.:
- Erkrankungen der Muskeln selbst (z.B. Muskeldystrophien, Myositis)
- Störungen der Nerven oder des Rückenmarks (z.B. Schlaganfall, MS, Polyneuropathie, ALS)
- Störungen an der Übertragungsstelle zwischen Nerv und Muskel (z.B. Myasthenia gravis)
- Stoffwechsel- oder Hormonstörungen (z.B. Diabetes, Schilddrüsenkrankheiten)
- Medikamentennebenwirkungen, Infektionen oder Mangelernährung
- Altersbedingter Muskelschwund (Sarkopenie)
Begleitsymptome / Komplikationen
Unbehandelte Muskelschwäche kann zu Komplikationen führen:
- Atemschwäche und Atemnot
- Schluckstörungen mit Aspirationsgefahr
- Stürze, Brüche, Immobilität
- Gelenkversteifungen, Druckgeschwüre, Thrombosen
- Muskelabbau
- Soziale Isolation, Depression
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
Bei chronischer Schwäche helfen:
- Ausgewogene, eiweissreiche Ernährung
- Regelmässige, angepasste Bewegung (z. B. Krafttraining, Schwimmen)
- Energieeinteilung im Alltag (Pausen, Prioritäten setzen)
- Hilfsmittel (Gehhilfen, Duschhocker etc.)
- Stressreduktion und Entspannungstechniken
Erste Hilfe bei plötzlicher Schwäche:
- Person hinlegen, Beine hochlagern
- Atmung und Bewusstsein prüfen
- Bei Ausfallerscheinungen (Lähmung, Atemnot, Sprachstörung): Notruf 112 wählen
Notfall-/Alarmzeichen
Unverzüglich den Notarzt rufen, wenn:
- die Muskelschwäche plötzlich auftritt, besonders einseitig (Verdacht auf Schlaganfall)
- Atemnot, Schluckstörungen oder Sprachprobleme dazukommen
- Bewusstlosigkeit, Verwirrtheit oder Lähmungen auftreten
- nach einem Unfall eine Schwäche oder Taubheit eintritt
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Wenn sich Muskelschwäche neu entwickelt, länger besteht oder sich verschlimmert, sollte man sie ärztlich abklären lassen. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Je nach Verdacht werden Neurologen, Internisten, Orthopäden oder andere Fachärzte hinzugezogen.
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Die Diagnose beginnt mit einer Befragung zur Art der Schwäche, ihrem Verlauf und Begleitsymptomen. Danach folgen eine körperliche Untersuchung, Krafttests, Reflexprüfungen und ggf. weitere Untersuchungen:
- Blutuntersuchungen (z. B. Elektrolyte, Entzündungswerte, Muskelenzyme)
- Bildgebung (MRT, CT, Ultraschall)
- Nerven- und Muskeltests (EMG, NLG)
- ggf. Lumbalpunktion oder Muskelbiopsie
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache. Dazu gehören:
- Medikamente (z.B. bei Entzündungen, Myasthenie, Multiple Sklerose)
- Physiotherapie und Ergotherapie zur Kräftigung, Bewegungserhalt und Alltagshilfen
- ggf. Ernährungstherapie oder psychologische Betreuung
- bei Bedarf Operationen (z.B. bei Bandscheibenvorfällen oder Tumoren)
- Versorgung mit Hilfsmitteln zur Mobilität und Selbstständigkeit
Verlauf & Prognose
Je nach Ursache kann die Schwäche völlig zurückgehen (z.B. nach Infektionen oder Elektrolytmangel) oder fortschreiten (z.B. bei Muskeldystrophien oder ALS). Einige Erkrankungen verlaufen schubweise (z.B. MS), andere sehr langsam. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie verbessern fast immer die Prognose.
Vorbeugung / Prävention
Nicht jede Form von Muskelschwäche lässt sich verhindern. Doch mit einem gesunden Lebensstil kann man vielen Risikofaktoren begegnen:
- Bewegung und Krafttraining
- Gesunde, proteinreiche Ernährung
- Ausreichend Schlaf, wenig Stress
- Verzicht auf Nikotin und Alkohol
- Regelmässige Arztbesuche, gute Behandlung chronischer Krankheiten