Blut im Urin, medizinisch Hämaturie genannt, bedeutet, dass sich rote Blutkörperchen im Urin befinden. Ist das Blut mit dem blossen Auge sichtbar, spricht man von einer Makrohämaturie. Wird es nur im Labor nachgewiesen, handelt es sich um eine Mikrohämaturie. Auch wenn die Ursache harmlos sein kann, sollte Blut im Urin immer ärztlich abgeklärt werden. Es kann ein Hinweis auf eine Erkrankung der Nieren oder Harnwege sein.
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Blut im Urin ist keine eigene Krankheit, sondern ein Symptom. Es zeigt an, dass irgendwo im Harntrakt – also in Nieren, Harnleitern, Blase oder Harnröhre – Blut in den Urin gelangt. Je nach Menge verfärbt sich der Urin rötlich bis braun oder bleibt optisch unverändert. Die Ursache kann harmlos oder ernst sein, daher ist eine Untersuchung immer sinnvoll.
Symptombild
Blut im Urin kann viele Erscheinungsformen haben:
- Sichtbare Blutung: Der Urin ist rosa, rot, fleischfarben oder braun verfärbt – manchmal mit Blutgerinnseln
- Unsichtbare Blutung: Wird meist im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt
- Mit oder ohne Schmerzen: Schmerzen sprechen eher für Infekte oder Steine; Schmerzfreiheit kann Hinweis auf Tumoren sein
Weitere mögliche Begleitsymptome:
- Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang
- Flankenschmerzen, Fieber, Schüttelfrost
- Blutdruckprobleme, Müdigkeit, Gewichtsverlust
- Ödeme (Wassereinlagerungen), schäumender oder trüber Urin
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Blut im Urin kann viele Ursachen haben. Dazu gehören:
- Harnwegsinfekte wie Blasen- oder Nierenbeckenentzündungen
- Harnsteine, die die Schleimhäute reizen
- Gutartige oder bösartige Tumoren in Niere, Blase oder Prostata
- Eine vergrösserte Prostata bei älteren Männern
- Verletzungen durch Unfälle oder medizinische Eingriffe
- Seltene Nierenerkrankungen oder Gerinnungsstörungen
- Medikamente, z. B. Blutverdünner
- Starke körperliche Belastung oder Infektionen in anderen Organen
Begleitsymptome / Komplikationen
Zusätzlich zu Blut im Urin können Schmerzen, Fieber, ständiger Harndrang, Flankenschmerzen oder allgemeine Schwäche auftreten. Bei starkem Blutverlust kann eine Blutarmut entstehen. Blutgerinnsel können die Blase blockieren und zu einem Harnverhalt führen. Infektionen können aufsteigen und eine Nierenbeckenentzündung oder sogar eine Blutvergiftung verursachen.
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
Bis zur Abklärung durch den Arzt gilt:
- Viel trinken (2–3 Liter, wenn medizinisch möglich)
- Regelmässig Wasserlassen
- Wärme bei Schmerzen (z. B. Wärmflasche)
- Schonung bei akuten Beschwerden
- Intimhygiene (nicht übertreiben, pH-neutrale Produkte)
- Bei bekannter Neigung zu Infekten oder Harnsteinen: Ernährung anpassen (z. B. salzarm, oxalatarm)
Keine Selbstdiagnose! Hausmittel helfen nur begleitend – bei Blut im Urin ist die Ursachenklärung das Wichtigste.
- Notfall-/Alarmzeichen
Notfall-/Alarmzeichen
- Der Urin stark blutig ist oder Gerinnsel enthält.
- Sie plötzlich nicht mehr Wasser lassen können.
- Blut im Urin zusammen mit hohem Fieber und starken Schmerzen auftritt.
- Eine Verletzung vorausging.
- Sie bei Einnahme von Blutverdünnern eine plötzliche Blutung bemerken.
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Grundsätzlich gilt: Blut im Urin sollte immer abgeklärt werden. Besonders wichtig ist dies bei:
- Sichtbarem Blut, auch wenn es nur einmalig auftritt
- Wiederholter oder anhaltender Mikrohämaturie
- Zusätzlichen Symptomen wie Schmerzen, Fieber oder Abgeschlagenheit
- Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder familiärer Belastung
Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Er kann entscheiden, ob eine Überweisung zum Urologen oder Nephrologen (Nierenspezialist) notwendig ist. Bei Frauen kann auch die Gynäkologin hinzugezogen werden, bei Kindern der Kinderarzt.
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Der Arzt erhebt zuerst Ihre Krankengeschichte (Anamnese) und untersucht Sie körperlich. Danach folgen:
- Urinuntersuchung: Teststreifen, Mikroskopie, Bakteriennachweis
- Blutuntersuchung: Nierenwerte, Entzündung, Blutbild
- Bildgebung: Ultraschall, ggf. CT oder MRT
- Endoskopie: Blasenspiegelung (Zystoskopie) bei Bedarf
- Spezielle Tests: z. B. Urinzytologie (Krebszellen), Nierenbiopsie
Die genaue Diagnostik richtet sich nach Symptomen, Alter, Risikofaktoren und Befunden.
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Die Therapie richtet sich nach der Ursache:
- Infektionen: Antibiotika
- Harnsteine: Schmerzmittel, ggf. Entfernung
- Tumoren: Operation, Chemo- oder Strahlentherapie
- Nierenerkrankungen: Medikamente zur Blutdruckkontrolle oder Immunsystembehandlung
- Prostatavergrösserung: Medikamente oder operative Eingriffe – Bei starker Blutung oder Harnverhalt sind Notfallmassnahmen wie eine Blasenspülung oder ein Katheter notwendig.
Verlauf & Prognose
Bei harmlosen Ursachen wie Infekten ist die Prognose sehr gut. Tumorerkrankungen oder chronische Nierenleiden können dagegen schwerwiegende Folgen haben, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Die Prognose hängt entscheidend von der frühen Diagnose und Therapie ab.
Vorbeugung / Prävention
Ein gesunder Lebensstil kann vielen Ursachen von Blut im Urin vorbeugen:
- Viel trinken, um Harnwege zu spülen
- Regelmässig die Blase entleeren
- Auf Hygiene achten, aber Intimbereich nicht überpflegen
- Infekte rechtzeitig behandeln
- Rauchen vermeiden
- Übergewicht abbauen
- Bei Harnsteinneigung: passende Ernährung
- Berufliche Schadstoffe meiden
- Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen