Definition
Wie äussert sich das Symptom?
Potenzstörung ist ein Sammelbegriff für männliche Sexualstörungen, die einzeln oder kombiniert auftreten können. Dazu gehören:
- Verminderte Libido (sexueller Trieb)
- Erektionsprobleme (Erektile Dysfunktion, ED)
- Ausbleiben des Samenergusses (Ejakulationsstörung)
- Im weiteren Sinn auch eine Zeugungsunfähigkeit (Infertilität, Sterilität)
Potenzstörungen können je nach Ursache vorübergehend oder dauerhaft auftreten. Oft werden die beiden Begriffe Potenzstörung und Impotenz verwechselt. Von Impotenz spricht man bei einer dauerhaften Potenzstörung. Zu beachten ist, dass die Potenz mit dem Alter abnimmt - so wie andere Körperfunktionen auch - und daher nicht unbedingt einen Krankheitshintergrund haben muss.
Begleitsymptome:
Welche Krankheit kann dahinter stecken?
Potenzstörungen bzw. Erektionsprobleme können körperliche oder psychische/soziale Ursachen haben. In vielen Fällen ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren. Zu den körperlichen Ursachen zählen Beeinträchtigungen der Nerven- oder Blutversorgung des Penis oder Hormonstörungen. Auch eine direkte Schädigung des Penis-Schwellkörpers kann der Grund für eine Erektionsstörung sein. Potenzstörungen können zudem ein frühes Zeichen einer Allgemeinerkrankung, insbesondere einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sein.
Körperliche Ursachen für Potenzstörungen
Allgemeinerkrankungen
- Gefässverkalkung (Arteriosklerose )
- Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- Bluthochdruck (Hypertonie )
- Niereninsuffizienz (Eingeschränkte Nierenfunktion)
- Übergewicht (Adipositas)
- Hypercholesterinämie (hohe Blutfette )
Hormonstörungen (Testosteron mangel)
- Hypogonadismus (Unterfunktion der Hoden)
- Hyperprolaktinämie(Überschuss des Hormons Prolaktin im Blut, der zum Testosteron-Mangel führt)
- Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose )
Urologische Erkrankungen
- Vorhautverengung (Phimose)
- Penisverkrümmung (Penisdeviation)
Nervenerkrankungen
- Multiple Sklerose
- Nervenverletzungen/Rückenmarksverletzung
Psychische/Soziale Störungen
- Depression
- Beruflicher oder private Überforderung/Stress
- Burnout-Syndrom
- Psychosexuelle Entwicklungsstörungen in der Kindheit/Jugendzeit
- Partnerschaftsprobleme
Weitere Ursachen
- Nebenwirkung von Medikamenten
- Alkoholismus
- Drogenkonsum
- Nikotinkonsum
Selbsthilfe
Bei Potenzproblemen sowie zu deren Vorbeugung helfen oft schon Änderungen von ungesunden Lebensgewohnheiten, um die Erektionsfähigkeit zu verbessern. Dazu gehören regelmässige körperliche Aktivitäten, ausgewogene Ernährung, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Verzicht auf Nikotin, mässiger Alkoholkonsum und Abbau von Stress.
Wichtig ist, Potenzprobleme offen anzugehen und nicht zum Tabuthma zu machen.
Wann zum Arzt?
Bei nur gelegentlich auftretenden Potenzstörungen die man sich erklären kann (Stress im Beruf, andere vorrübergehende Belastungen), ist ein Arztbesuch nicht unbedingt notwendig. In vielen Fällen helfen hier bereits allgemeine Massnahmen zum Stressabbau (siehe auch "Selbsthilfe").
Potenzstörungen, die über mehrere Monate bestehen bleiben, sollen immer medizinisch abgeklärt werden. Sie können u.a. ein frühes Zeichen für Gefäss- und Herzerkrankungen sein.
Wenn der Betroffene und/oder der Sexualpartner und damit die Beziehung unter den Potenzproblemen leiden, sollte ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Denn: Je früher die Ursache erkannt wird, umso eher kann eine gezielte Behandlung erfolgen.
Welcher Arzt ist zuständig?
- Hausarzt
- Urologe
- Internist
- Kardiologe
- Endokrinologe
- Nephrologe
- Neurologe
- Psychologe, Psychotherapeut
Abklärung beim Arzt
Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.
Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)
- Fragen zur Potenzstörung selbst: seit wann, erstmalig oder wiederholt, allmählich oder plötzlich aufgetreten, mögliche Auslöser, Partner- und/oder Sexualakt-bezogen, Lustgefühl oder Erektionsfähigkeit betroffen, etc.
- Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Operationen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes , Operation an Prostata , Harnblase oder Enddarm
- Bedeutsame Erkrankungen/Todesursachen in der Familie
- Allergien
- Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
- Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen, Stress, etc.)
- Sexualverhalten und psychisches Befinden
- Medikamenteneinnahme
Körperliche Untersuchung
Bei der Untersuchung achtet der Arzt u.a. auf Zeichen einer Hormonstörung (Körperbau, Brust, Genitalien, Behaarung, Fettverteilung) und eventuellen Auffälligkeiten an den Genitalien (Penis , Hoden ) sowie der Prostata (Tastuntersuchung mit dem Finger über den Anus). Aber auch das Herz-Kreislaufsystem (Puls, Blutdruck) oder Nervenfunktionen (Reflexe) werden überprüft.
Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen
- Blutuntersuchung: Testosteron (männliches Sexualhormon), Blutzucker , Blutfette, organspezifische Werte (Leber, Niere , Schilddrüse ), PSA bei auffälligem Tastbefund der Prostata
- Ultraschall der Penis-Schwellkörper und Hoden
- Messung der Schwellkörperfunktion wie Erektionstest, Schwellkörperinjektionstest).
Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) in den jeweiligen Krankheitsbildern.
Ärztliche Behandlung
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und der Form der Potenzstörung. Erektionsprobleme , die auf körperliche Ursachen wie Bluthochdruck oder Diabetes zurückzuführen sind, bessern sich in der Regel wenn diese Grunderkrankungen behandelt werden. Zu den Behandlungsoptionen bei Erektionsstörungen zählen:
Allgemeine Massnahmen
Veränderungen von ungesunden Lebensgewohnheiten führen oft schon zur Verbesserung der Erektionsfähigkeit. Dazu gehören: regelmässige körperliche Bewegung, ausgewogene Ernährung, Gewichtsreduktion bei Übergewicht , Verzicht auf Nikotin, mässiger Alkoholkonsum und Stressabbau.
Psychologische Behandlung
Bei psychisch bedingten Erektionsstörungen helfen verschiedene psychotherapeutische Behandlungsmethoden.
Medikamente
- Erektionsfördernde Wirkstoffe in Tablettenform
- Injektionstherapie: mit einer sehr dünnen Nadel wird ein erektionsauslösender Wirkstoff direkt in den Schwellkörper gespritzt oder über eine Mini-Tablette mit einem speziellen Applikator in die Harnröhre eingeführt. Diese Methoden können in einer urologischen Praxis erlernt werden.
- Ein Testosteronmangel kann durch Testosteron in Form von Kapseln, Injektionen, Hautpflaster oder Gel zum Einreiben ausgeglichen werden.
Apparative Erektionshilfen
In schwierigen Fällen, bei denen auch Medikamente keine ausreichende Erektion bewirken, kann die Vakuumpumpe eine gute Option sein. Die Anwendung ist etwas aufwändig, dafür ist diese Methode nebenwirkungsfrei.
Operative Verfahren
Bei einem gestörten Blutzufluss oder erhöhten Blutabfluss aus dem Schwellkörper (sogenanntes venöses Leck) kommen Gefässoperationen am Penis in Frage.
Wenn alle genannten Behandlungsmethoden versagen, kann eine Penisprothese (Penisimplantat) eingesetzt werden.