Definition
Von einer Epilepsie im höheren Lebensalter spricht man, wenn nach dem 65. Lebensjahr mindestens zwei nicht provozierte epileptische Anfälle innerhalb 24 Stunden auftreten. Epilepsieerkrankungen, die bereits seit Kindheit oder Jugend bestehen, werden hier nicht dazugezählt.
- Siehe Krankheitsbild Epilepsie, Krampfleiden
Altersepilepsie ist die dritthäufigste Krankheit des Nervensystems im Alter, nach Demenz bzw. Alzheimer und Schlaganfall. Die Zahl der Erkrankungen hat mit der zunehmenden Lebenserwartung der Bevölkerung und Verbesserung der Medizin insgesamt zugenommen.
Unter Berücksichtigung altersbedingter Besonderheiten kann die Altersepilepsie gut behandelt werden. Eine Therapie ist schon deshalb wichtig, weil gerade im Alter eine hohe Verletzungsgefahr während des Anfalls besteht. Hinzu kommt, dass ältere Menschen häufig allein leben und sie bei einem epileptischen Anfall grossen Risiken ausgesetzt sind (keine Möglichkeit den Notarzt zu rufen, ev. Unterkühlung, keine Möglichkeit zur Medikamenteneinnahme etc).
Ursachen
Die häufigste Ursache für eine Altersepilepsie (in 2 von 3 Fällen) sind Durchblutungsstörungen des Gehirns. Dennoch, bei einem Drittel der Fälle ist keine Ursache feststellbar.
Weitere Ursachen:
- Kopfverletzungen, Hirnblutung
- Hirntumore
- Demenz, insbesondere die Alzheimer-Demenz
- Alkohol- und Medikamentenmissbrauch
- Entzündungen
- Medikamente (z.B. Psychopharmaka, Antibiotika) können ebenfalls verantwortlich sein
Symptome (Beschwerden)
Die Anfallsform hängt von der Ursache der Epilepsie ab.
Die Anfälle verlaufen je nach Form (ob fokal oder generalisiert) verschieden; das geht von einfachen Anfällen - mit oder ohne Bewusstseinstrübungen - bis hin zu sogenannten Grand-Mal-Anfällen mit Muskelkrämpfen und Muskelzuckungen, Bewusstlosigkeit oder sogar Status epilepticus (Notfall).
Jeder dritte akute symptomatische Anfall im höheren Lebensalter tritt als Status epilepticus auf. Beim Status epilepticus treten die epileptischen Anfälle in so kurzen Abständen auf, dass sich der Betroffene zwischendurch nicht mehr erholen kann.
Bei der Altersepilepsie sind postiktale Störungen (d.h. Störungen unmittelbar nach dem Anfall) relativ häufig. Solche Störungen können sein: Sprach- oder sonstige Funktionsstörungen, Verwirrtheitszustände, die unter Umständen tagelang anhalten.
- Detaillierte Beschreibung der verschiedenen Anfallsformen >>
Diagnose (Untersuchung)
Zur Diagnose der Epilepsie im Atler werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
- Krankengeschichte unter Einbezug der Symptome, bestehenden Erkrankungen und Schilderungen von Angehörigen oder Betreuern
- Magnetresonanztomographie (MRT), vor allem nach einem ersten Anfall
- Hirnstrommessung (EEG)
Therapie (Behandlung)
Ziele einer antiepileptischen Behandlung:
- Vermeiden von Unfällen und Verletzungen
- Erhalten des Alltags und der Selbständigkeit
- Ausräumen von Ungewissheiten und Vorurteilen seitens des Patienten und/oder der Angehörigen
Medikamente:
Es gibt heute neue und gut verträgliche Antiepileptika. Im Alter reichen oft geringere Dosierungen als bei jüngeren Patienten aus.
Anfallsprophylaxe
Die medikamentöse Behandlung soll zur Anfallsfreiheit führen. Die Wahl des Medikamentes (Antiepileptika) richtet sich nach der Art der Epilepsie. Der therapeutische Erfolg zeigt sich in der Anfallsfreiheit.
Da ältere Menschen oft schon andere Medikamente einnehmen, muss auf mögliche Wechselwirkungen geachtet werden. Es ist deshalb wichtig, dass der Arzt über sämtliche Medikamente des Patienten informiert ist.
Ergänzende Massnahmen
Eine Epilepsie im höheren Lebensalter wird oft von Betroffenen wie auch von Angehörigen als bedrohlich erlebt. Wichtig: ein bisher aktives und unabhängiges Leben ist auch durch Epilepsie nicht unbedingt gefährdet. Oft machen sich überfürsorgliche Familienangehörige zu viele Sorgen und neigen dazu, den älteren Menschen zu stark einzuschränken.
Ein Problem ist sicher die regelmässige Einnahme von Medikamenten, besonders bei alleinstehenden Menschen. Hier müssen mit dem Arzt zusammen, Lösungen gefunden werden.
Vorbeugemassnahmen (Präventionsmassnahmen)
Die medikamentöse Behandlung muss strikt befolgt werden. Ausserdem sollten Anfallauslösende-Faktoren vermieden werden z.B.: eine Unterzuckerung, extreme Reizung der Seh- und Gehörsinne, psychische und physische Stresssituationen, Alkohol, Drogen, Medikamente, Schlafentzug (zu wenig Schlaf) etc.
Autofahren und Epilepsie
- In der Regel gilt: wenn der Betroffene unter Antieptileptika ein Jahr anfallsfrei war, kann er wieder selber fahren.
- Nach erstem Anfall: mindestens 3-monatiges Fahrverbot