Weite Pupillen werden in der Medizin als Mydriasis bezeichnet. Umgangssprachlich spricht man auch von vergrösserten Pupillen oder Pupillenerweiterung. Die Pupille ist die schwarze Öffnung in der Mitte der Iris (Regenbogenhaut), die den Lichteinfall ins Auge reguliert. Bei einer Mydriasis ist sie auffällig weit geöffnet – oft auch bei hellem Licht oder im Vergleich zur anderen Pupille.
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Eine Mydriasis liegt vor, wenn die Pupille grösser als etwa fünf Millimeter ist und sich bei Lichteinfall nicht wie gewohnt verengt. Die Erweiterung kann einseitig oder beidseitig auftreten und ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom.
Symptombild
Weite Pupillen können unterschiedlich ausfallen: manchmal beidseitig, manchmal nur auf einer Seite (Anisokorie). Sie können dauerhaft oder vorübergehend bestehen. Meist reagieren sie schlechter auf Licht, manche gar nicht. Begleitend treten häufig Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit, Kopfschmerzen oder neurologische Auffälligkeiten auf.
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Die Bandbreite reicht von harmlos bis lebensbedrohlich. Häufige Auslöser:
Unbedenklich:
- Dunkelheit
- Emotionen wie Angst oder Freude
- Augenuntersuchung mit pupillenerweiternden Tropfen
Medikamente/Drogen:
- Augentropfen, Antidepressiva, Antihistaminika
- Amphetamine, Kokain, Ecstasy
- Entzugserscheinungen bei Opiaten oder Alkohol
Erkrankungen des Nervensystems:
- Lähmung des 3. Hirnnervs (Okulomotoriusparese)
- Schlaganfall
- Hirndruck oder Hirnblutung
- Migräne (z. B. benigne episodische Mydriasis)
- Entzündungen wie Meningitis
- Multiple Sklerose (seltener)
Augenerkrankungen:
- Augenverletzungen
- Glaukomanfall (grüner Star)
- Entzündungen (z. B. Uveitis)
Vergiftungen:
- Pflanzengifte (z. B. Tollkirsche)
- Chemikalien, Organophosphate
- Botulismus
Systemische Krankheiten:
- Sauerstoff- oder CO₂-Mangel
- Herzstillstand
Begleitsymptome / Komplikationen
Weite Pupillen treten oft nicht allein auf. Typische Begleitsymptome sind Kopfschmerzen, Doppelbilder, herabhängende Augenlider, Sprachstörungen, Verwirrtheit oder Schwindel. Auch Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit oder Angst können auftreten – je nach Ursache. In schweren Fällen drohen dauerhafte Hirnschäden, Sehverlust oder lebensbedrohliche Zustände.
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
Bei unerklärter Pupillenerweiterung sollte auf Selbstbehandlung verzichtet werden. Lichtempfindlichkeit lässt sich durch eine Sonnenbrille lindern. Bei Verdacht auf Vergiftung, Schlaganfall oder andere Notfälle: Notruf 112 wählen. Bewusstlose Personen in die stabile Seitenlage bringen. Bei Augenverletzungen das Auge nicht berühren oder selbst behandeln.
Notfall-/Alarmzeichen
Ein medizinischer Notfall liegt vor, wenn weite Pupillen plötzlich einseitig auftreten, nicht auf Licht reagieren oder von Symptomen wie starken Kopfschmerzen, Bewusstseinsveränderung, Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehverlust begleitet werden. Auch nach einer Kopfverletzung oder bei Verdacht auf eine Vergiftung muss sofort ein Notarzt gerufen werden.
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Bei neuen, einseitigen oder anhaltenden Pupillenveränderungen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden. Auch wiederholte Episoden ohne erkennbare Ursache müssen abgeklärt werden.
Anlaufstellen:
- Hausarzt: Erste Anlaufstelle, überweist bei Bedarf
- Augenarzt: Für augenbezogene Ursachen
- Neurologe: Bei Verdacht auf Nerven- oder Gehirnerkrankungen
- Notarzt / Notaufnahme: Bei allen akuten Notfällen
- Internist: Bei inneren Erkrankungen als Ursache
- Toxikologe / Giftnotruf: Bei Vergiftungen
- Psychiater/Psychologe: Wenn Stress oder Panikattacken die Ursache sind
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Der Arzt erfragt Beginn, Verlauf und Begleitsymptome. Wichtig sind Angaben zu Medikamenten, Vorerkrankungen, Drogen oder Verletzungen. Die Untersuchung umfasst die Beurteilung der Pupillen, eine neurologische Untersuchung und ggf. augenärztliche Tests. Je nach Verdacht folgen Blutuntersuchungen, bildgebende Verfahren wie CT oder MRT sowie bei Bedarf spezielle Augen- oder Nervenwasseruntersuchungen.
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache:
- Harmlose Ursachen: Keine Therapie nötig, Aufklärung reicht oft aus.
- Medikamente/Drogen: Absetzen oder Gegengifte (nur ärztlich!).
- Neurologische Ursachen: z.B. Operation bei Aneurysma, Hirndruckentlastung, Schlaganfalltherapie
- Augenerkrankungen: z.B. Augentropfen, Drucksenkung beim Glaukom
- Infektionen: Antibiotika oder Virostatika
- Vergiftungen: Symptomatische Therapie, Aktivkohle, ggf. Antidote
- Bei Blendempfindlichkeit helfen getönte Brillen oder Pupillenverengende Tropfen in bestimmten Fällen.
Verlauf & Prognose
Die Aussichten hängen stark von der Ursache ab. Viele Pupillenerweiterungen bilden sich spontan oder nach Wegfall der auslösenden Substanz zurück. Gutartige Formen wie die Adie-Pupille oder benigne episodische Mydriasis sind harmlos. Bei schweren Ursachen wie einem Schlaganfall oder Glaukomanfall kommt es auf eine schnelle Behandlung an, um Folgeschäden zu vermeiden.
Vorbeugung / Prävention
Direkte Vorbeugung gegen weite Pupillen ist nicht möglich – aber gegen viele Auslöser schon:
- Gesunder Lebensstil: Bewegung, gesunde Ernährung, kein Rauchen
- Krankheiten gut einstellen: Blutdruck, Diabetes, Cholesterin
- Regelmässige Vorsorge: Insbesondere bei bekannten Vorerkrankungen
- Unfälle vermeiden: Helm, Schutzbrille bei risikoreichen Aktivitäten
- Drogen meiden, Medikamente bewusst verwenden
- Infektionsschutz: Impfungen beachten (z.B. FSME)