Vermindertes Wasserlassen (medizinisch: Oligurie, Anurie oder Harnverhalt) beschreibt eine deutlich verringerte oder gar ausbleibende Urinausscheidung. Dabei muss unterschieden werden, ob die Nieren zu wenig Urin produzieren oder ob der Urin nicht ausgeschieden werden kann, obwohl er in der Blase vorhanden ist. Diese Unterscheidung ist wichtig für die weitere Behandlung.
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
Vermindertes Wasserlassen bedeutet, dass deutlich weniger Urin ausgeschieden wird als normal. Die Ursachen können entweder in den Nieren selbst liegen (geringe Produktion) oder im Abflussweg (z.B. blockierte Harnwege). Es ist ein ernstzunehmendes Symptom, das verschiedene Krankheiten anzeigen kann.
Symptombild
Typisch ist eine deutlich reduzierte Urinmenge, seltener Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen. Bei Harnverhalt besteht oft ein starker, schmerzhafter Harndrang ohne Entleerung. Der Urin kann je nach Ursache dunkel (z. B. bei Flüssigkeitsmangel) oder sehr hell sein. Zusätzlich können Müdigkeit, Schwellungen, Atemnot oder Verwirrtheit auftreten.
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
1. Vor der Niere (prärenal):
- Flüssigkeitsmangel (z.B. bei Erbrechen, Durchfall, starkem Schwitzen)
- Herzschwäche, Schock, Leberzirrhose
- Medikamente wie Ibuprofen oder ACE-Hemmer
2. In der Niere (renal):
- Entzündungen oder Schäden an Nierengewebe
- Gifte, Medikamente, Infektionen
- Rhabdomyolyse (Muskelzerfall)
3. Nach der Niere (postrenal):
- Vergrösserte Prostata
- Tumoren, Harnsteine
- Nervenstörungen der Blasenentleerung
Begleitsymptome / Komplikationen
- Flüssigkeitsstau: z.B. Ödeme, Atemnot durch Lungenödem
- Stoffwechselstörungen: erhöhtes Kalium (lebensbedrohlich), Übersäuerung des Bluts
- Urämie: Anreicherung von Giftstoffen, Äusserung durch Müdigkeit, Juckreiz, Appetitlosigkeit, Krampfanfälle
- Blasenprobleme: Schmerzen, Infektionen, Harnsteinbildung, Überlaufinkontinenz
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Trinken: Täglich ca. 1,5–2 Liter (falls medizinisch erlaubt)
- Medikamente beachten: Schmerzmittel und entwässernde Mittel nur nach Rücksprache einnehmen
- Wärme: Bei leichten Beschwerden kann eine Wärmflasche helfen
- Wichtig: Bei plötzlichem Harnverhalt oder Anurie keine Selbstbehandlung, sondern sofort zum Arzt!
Notfall-/Alarmzeichen
Sofort 112 anrufen bei:
- Plötzlicher Urinstopp trotz Harndrang
- Unerklärlich starke Schmerzen im Bauch oder Flanken
- Atemnot, Bewusstseinsstörung, Krämpfe
- Herzrasen, hohes Fieber, Schüttelfrost
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Sofort oder am selben Tag zum Arzt bei:
- Starker Rückgang der Urinmenge
- Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin
- Schwellungen, Gewichtszunahme
Fachärzte:
- Hausarzt: erster Ansprechpartner
- Urologe: bei Harnwegserkrankungen, Prostataproblemen
- Nephrologe: bei Nierenerkrankungen
- Weitere möglich: Kardiologe, Neurologe, Gynäkologe, Onkologe
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Der Arzt fragt nach Beginn und Verlauf der Beschwerden, möglichen Vorerkrankungen, Trinkgewohnheiten und Medikamenteneinnahme. Bei der Untersuchung tastet er u.a. den Bauch ab und misst Blutdruck. Blut- und Urinuntersuchungen geben Hinweise auf Nierenschäden oder Infektionen. Ultraschall zeigt, ob Harnstau oder eine volle Blase vorliegt. In speziellen Fällen folgen weitere Untersuchungen wie Blasenspiegelung oder CT.
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Bei Flüssigkeitsmangel: Infusionen
- Herzschwäche/Schock: Stabilisierung des Kreislaufs
- Nierenerkrankung: Medikamente, Dialyse bei schwerem Verlauf
- Harnverhalt: Blasenkatheter, Behandlung der Ursache (z. B. Prostata)
- Steine/Tumoren: Operative oder medikamentöse Entfernung
Verlauf & Prognose
Wird die Ursache früh erkannt und behandelt, ist die Prognose meist gut. Bei schwerem oder spät erkanntem Nierenversagen besteht jedoch die Gefahr bleibender Schäden oder der Notwendigkeit einer Dialyse. Auch wiederholte Harnverhalte können langfristig die Blase und Nieren schädigen.
Vorbeugung / Prävention
- Ausreichend trinken
- Gesunde Lebensweise: salz- und eiweissarme Kost, Bewegung
- Blutdruck und Blutzucker kontrollieren und behandeln
- Medikamente wie Schmerzmittel nur nach Rücksprache einnehmen
- Regelmässige Vorsorge, besonders bei Risikogruppen (Diabetiker, ältere Menschen)