Schmerzen beim Wasserlassen äussern sich meist als brennendes oder stechendes Gefühl während oder nach dem Urinieren. Medizinisch spricht man von Algurie (Schmerz), Dysurie (Erschwernis) oder einfach Harnbrennen. Die Beschwerden können leicht oder sehr ausgeprägt sein und die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen.
- Definition
- Symptombild
- Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
- Begleitsymptome / Komplikationen
- Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
- Notfall-/Alarmzeichen
- Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
- Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
- Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
- Verlauf & Prognose
- Vorbeugung / Prävention
Definition
«Schmerzen beim Wasserlassen» ist ein Sammelbegriff für brennende, stechende oder krampfartige Beschwerden während der Harnentleerung (Miktion). Häufig werden folgende Begriffe verwendet:
- Algurie: Schmerz beim Wasserlassen
- Dysurie: Erschwertes oder schmerzhaftes Entleeren
- Harnbrennen: Brennendes Gefühl in Harnröhre oder Blase
- Strangurie: Quälender Harndrang bei geringer Urinmenge
Steckbrief:
- Häufigkeit: Sehr verbreitet, besonders bei Frauen
- Hauptsymptome: Brennen, Stechen oder Schmerzen beim Wasserlassen
- Mögliche Ursachen: Infektionen, Harnsteine, Reizungen, Tumoren
- Wichtig: Frühzeitig ärztlich abklären, besonders bei Risikogruppen oder Alarmzeichen
Symptombild
Typisch ist ein brennender oder stechender Schmerz beim oder nach dem Wasserlassen. Häufige Begleitsymptome sind:
- Häufiger Harndrang, auch nachts
- Unterbauchschmerzen
- Trüber oder übelriechender Urin
- Blut im Urin
- Allgemeines Unwohlsein, ggf. Fieber
- Ausfluss aus der Harnröhre (bei Männern häufig STI-bedingt)
Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?
Infektiöse Ursachen:
- Blasenentzündung (Zystitis): Häufigste Ursache, meist durch Darmbakterien (v.a. E. coli)
- Harnröhrenentzündung (Urethritis): Auch durch sexuell übertragbare Erreger (z.B. Chlamydien, Gonokokken)
- Pilzinfektionen oder Viren: Eher selten, z.B. bei geschwächtem Immunsystem
Nicht-infektiöse Ursachen:
- Harnsteine: Können Schleimhäute reizen und Schmerzen verursachen
- Tumoren (z.B. Blasenkrebs): Möglicherweise schmerzloses Blut im Urin
- Interstitielle Zystitis: Chronische Blasenschmerzen ohne Infektionsnachweis
- Reizblase: Häufiger Harndrang ohne echte Infektion
- Mechanische Reizungen: z.B. durch Katheter oder aggressive Intimpflegeprodukte
- Anatomische Besonderheiten: z.B. Harnröhrenverengung
- Gynäkologische Ursachen: Vaginalentzündungen, Endometriose
- Prostataerkrankungen (bei Männern): Prostataentzündung oder Vergrösserung
- Neurologische Störungen: z.B. durch Multiple Sklerose
Begleitsymptome / Komplikationen
Fieber, Rückenschmerzen, Übelkeit oder Blut im Urin können auf eine ernste Ursache wie eine Nierenbeckenentzündung hinweisen. Bei wiederkehrenden Beschwerden können chronische Entzündungen oder strukturelle Probleme vorliegen.
Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen
Bei ersten leichten Beschwerden:
- Viel trinken (2–3 Liter täglich)
- Blase häufig und vollständig entleeren
- Wärme (z.B. Wärmflasche) auf Unterbauch
- Ruhe und Schonung
- Blase durch geeignete Tees durchspülen (z. B. Goldrute, Brennnessel)
- Auf reizende Speisen, Alkohol, Kaffee verzichten
Nicht empfohlen: Selbstmedikation mit Antibiotika ohne ärztliche Diagnose
Notfall-/Alarmzeichen
Bei folgenden Symptomen bitte sofort zum Arzt:
- Fieber, Schüttelfrost
- Flankenschmerzen, Übelkeit
- Sichtbares Blut im Urin
- Starker oder zunehmender Schmerz
- Harnverhalt (Unfähigkeit zu urinieren)
- Eitriger Ausfluss aus der Harnröhre
Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?
Schwangere, Kinder, Männer, Diabetiker und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gehören zu den Risikogruppen. Sie sollten bei Beschwerden immer ärztliche Hilfe suchen.
In erster Linie der Hausarzt oder die Hausärztin. Bei besonderen Fragestellungen oder wiederholten Problemen kann eine Überweisung zum Urologen oder (bei Frauen) zur Gynäkologin sinnvoll sein.
Abklärung beim Arzt (Diagnostik)
Nach einem Gespräch zur Krankengeschichte erfolgen meist eine körperliche Untersuchung und eine Urinanalyse. Bei Bedarf werden weitere Tests durchgeführt: Blutwerte, Ultraschall, Abstriche oder eine Blasenspiegelung.
Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache:
- Antibiotika: Bei bakteriellen Infektionen
- Schmerzmittel: Ibuprofen, Paracetamol
- Antipilzmittel: Bei Pilzinfektionen
- Spezialtherapie: z. B. Hormone nach der Menopause, Medikamente bei Reizblase oder Prostatavergrösserung
- Operative Eingriffe: Bei Harnsteinen, Tumoren, Verengungen
Wichtig: Antibiotika nur nach Verordnung, vollständige Einnahme einhalten
Verlauf & Prognose
Die meisten unkomplizierten Harnwegsinfektionen heilen mit oder ohne Medikamente innerhalb weniger Tage. Wiederkehrende Infektionen oder komplizierte Verläufe erfordern jedoch eine sorgfältige Abklärung und individuelle Behandlung.
Vorbeugung / Prävention
Tipps zur Vorbeugung:
- Ausreichend trinken, Blase regelmässig entleeren
- Intimhygiene: Sanft, ohne aggressive Reinigungsmittel
- Nach dem Sex urinieren
- Baumwollunterwäsche, keine synthetische oder zu enge Kleidung
- Unterkühlung vermeiden
- Gesunde Ernährung, wenig Zucker
- Probiotika zur Stabilisierung der Darm- und Vaginalflora
Bei häufigen Infekten möglich:
- Impfstoffe oder Immunstimulanzien
- D-Mannose, Cranberryprodukte
- Lokale Östrogentherapie bei postmenopausalen Frauen
- Ärztlich begleitete Langzeitstrategie (z.B. Antibiotikaprophylaxe)