Erschöpfung (Fatigue, Abgeschlagenheit, Kraftlosigkeit, Müdigkeit)

Quelle: TCS MyMed

Erschöpfung ist ein weit verbreitetes Beschwerdebild, das sich durch anhaltende Müdigkeit und mangelnde Energie auszeichnet. Es gibt viele Begriffe, die dasselbe oder ähnliche Zustände beschreiben: Fatigue, Abgeschlagenheit, Kraftlosigkeit, Erschöpfungssyndrom oder schlichtweg Müdigkeit. Auch Ausdrücke wie «ausgebrannt sein» oder «Suppenkoma» nach dem Essen zeigen, wie allgegenwärtig dieses Empfinden ist. Medizinisch wichtig ist die Unterscheidung zwischen normaler Müdigkeit und krankhafter Erschöpfung.

Definition

Erschöpfung beschreibt einen Zustand tiefer, oft andauernder Müdigkeit oder Kraftlosigkeit, der sich auch durch Schlaf oder Ruhe kaum bessert. Sie kann körperlich, geistig oder emotional sein und die Alltagsfähigkeit deutlich beeinträchtigen. Man unterscheidet zwischen kurzfristiger Erschöpfung nach Anstrengung (normal) und krankhafter Erschöpfung, die ein Hinweis auf eine Erkrankung sein kann.

Wichtige Alarmzeichen:

  • Plötzliche, sehr starke Erschöpfung
  • Fieber
  • Gewichtsverlust
  • Nachtschweiss
  • Atemnot, Brustschmerzen
  • Lähmungen
  • Sprach- oder Sehstörungen
  • Suizidgedanken.

Symptombild

Erschöpfung kann sich körperlich (Schwäche, geringe Belastbarkeit), kognitiv (Konzentrationsprobleme, "Brain Fog") und psychisch (Antriebslosigkeit, Reizbarkeit) zeigen. Oft kommt es zu sozialem Rückzug.

Verlaufsmuster:

  • Akut: z. B. bei Infekten
  • Chronisch: > 6 Monate, z. B. bei ME/CFS
  • Intermittierend: in Phasen
  • Progredient: zunehmend schwerer
  • PEM: Verschlechterung nach kleinster Belastung (typisch für ME/CFS)

Typische Begleitsymptome:

  • Schlafstörungen
  • Schmerzen
  • Kreislaufprobleme
  • Verdauungsstörungen
  • depressive Verstimmungen
  • Libidoverlust
  • Hautveränderungen

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Erschöpfung kann viele Ursachen haben:

  • Lebensstil: Schlafmangel, Stress, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Substanzmissbrauch
  • Psychisch: Depression, Angststörung, Burnout
  • Körperlich: Infekte, Long COVID, Hormonstörungen (z. B. Schilddrüse), Blutarmut, Herz- und Lungenerkrankungen, Krebs, Autoimmunerkrankungen (z. B. Lupus, Rheuma), neurologische Krankheiten (z. B. MS, Parkinson)
  • Medikamente: Nebenwirkungen oder Entzug
  • ME/CFS: Eigenständiges, chronisches Krankheitsbild mit starker Erschöpfung und PEM

Oft wirken mehrere Faktoren gleichzeitig zusammen.

Begleitsymptome / Komplikationen

Häufig treten Begleitsymptome auf, die wichtige Hinweise auf die Ursache geben: Fieber, Nachtschweiss, Gewichtsverlust, Schmerzen, Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen oder Kreislaufbeschwerden. Bleibt eine schwere Erschöpfung unbehandelt, kann sie zu sozialem Rückzug, Arbeitsunfähigkeit oder psychischer Belastung führen.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

Bei leichter Erschöpfung (z. B. nach Stress oder Infekt) helfen:

  • Schlafhygiene: Regelmässige Schlafenszeiten, ruhige Umgebung
  • Ernährung: Ausgewogen, vitaminreich, genug trinken
  • Bewegung: In Massen, keine Überanstrengung (besonders bei ME/CFS)
  • Entspannung: z. B. progressive Muskelentspannung, Meditation
  • Pacing: Bei ME/CFS entscheidend: Energie klug einteilen, Reizüberflutung vermeiden
  • Hausmittel: Wechselduschen, warme Bäder, Tees, Pflanzenheilmittel (z. B. Johanniskraut)

Bei plötzlich starker Schwäche oder Atemnot: Notruf 112!

Notfall-/Alarmzeichen

Ein Arztbesuch ist sofort notwendig, wenn Erschöpfung mit folgenden Symptomen auftritt:

  • Plötzliche Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen
  • Starke Brust- oder Bauchschmerzen
  • Atemnot oder Bewusstlosigkeit
  • Hohes Fieber mit Nackensteifigkeit
  • Suizidgedanken

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Halten die Beschwerden länger als ein paar Wochen an, sind sie sehr stark oder treten ohne erkennbare Ursache auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Er beurteilt die Lage, führt erste Untersuchungen durch und überweist bei Bedarf an Spezialisten (z. B. Internisten, Neurologen, Psychiater, Rheumatologen).

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

Schritte der Diagnostik:

  • Anamnese: Wie lange, wie stark, welche Begleitsymptome?
  • Körperliche Untersuchung: Herz, Lunge, Haut, Lymphknoten, Nervensystem
  • Labor: Blutbild, Entzündungswerte, Schilddrüsenwerte, Zucker, Leber, Niere
  • Weiteres: EKG, Ultraschall, Bildgebung, ggf. Schlaflabor, spezielle Tests bei ME/CFS

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.

Grunderkrankung behandeln:

  • Infekte: Antibiotika oder Antivirenmittel
  • Eisenmangel: Eisentherapie
  • Depression: Psychotherapie, ggf. Medikamente
  • Diabetes: Blutzuckereinstellung
  • ME/CFS: Symptomlinderung, kein Heilmittel

Symptomatisch:

  • Pacing (bei ME/CFS)
  • Schlaftherapie, Entspannung, Ergotherapie
  • Psychotherapie bei Belastung
  • Medikamentös bei Bedarf (z. B. Antidepressiva, Schmerzmittel, ggf. Stimulanzien)

Wichtig: Therapie immer individuell anpassen

Verlauf & Prognose

Die Aussichten hängen stark von der Ursache ab. Leichte Formen bessern sich meist mit Ruhe und Erholung. Bei chronischen Erkrankungen kann Erschöpfung langanhaltend sein, aber durch gezielte Behandlung gelindert werden. Bei ME/CFS ist eine Heilung selten, aber Stabilisierung durch angepasstes Energiemanagement möglich.

Vorbeugung / Prävention

  • Gesunde Lebensweise: ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung, ausreichend Schlaf
  • Stress reduzieren: durch Entspannungstechniken, Zeitmanagement
  • Soziale Kontakte pflegen
  • Sinnvolle Arbeitsbelastung: Burnout vermeiden
  • Pacing bei ME/CFS: um Verschlechterungen zu vermeiden
  • Impfungen und Hygiene: zur Infektionsvermeidung
  • Mangelzustände vorbeugen: ggf. Nahrungsergänzung nach Rücksprache

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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