Bewegungsstörungen (motorische Störungen, Zittern, Steifheit, Dyskinesien)

Quelle: TCS MyMed

Bewegungsstörungen werden oft auch als motorische Störungen, Bewegungseinschränkungen oder Dyskinesien bezeichnet. Dabei handelt es sich um Störungen, die das normale Bewegungsverhalten beeinträchtigen – sei es durch verlangsamte, fehlende oder unkontrollierte Bewegungen. Bekannte Erscheinungen sind Zittern, Muskelverkrampfungen oder ein unsicherer Gang. Sie treten vor allem im Alter häufiger auf, können aber auch jüngere Menschen betreffen.

Definition

Bewegungsstörungen sind neurologisch bedingte Auffälligkeiten der körperlichen Bewegung. Sie können sich in Form von Bewegungslosigkeit, Verlangsamung, ungewollten Überbewegungen oder Koordinationsproblemen äussern. Sie sind keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das bei vielen unterschiedlichen Krankheiten auftreten kann.

Steckbrief:

  • Leitsymptom: Beeinträchtigung der willentlichen und unwillkürlichen Bewegungsfähigkeit
  • Häufigkeit: Sehr unterschiedlich, z. B. Parkinson ca. 0,3–0,4 % der Bevölkerung, Essentieller Tremor ca. 0,9 %, RLS über 5 % im Alter
  • Typische Altersgruppe: Oft ältere Menschen, aber auch junge Erwachsene und Kinder können betroffen sein
  • Warnzeichen: Plötzliche Lähmungen, Sprachstörungen, Bewegungsstörungen nach Medikamenteneinnahme

Symptombild

Bewegungsstörungen treten in verschiedenen Formen auf:

  • Bewegungsarmut (hypokinetisch): Verlangsamung, Steifheit, kleine Schritte, reduzierte Mimik
  • Zittern (Tremor): z.B. im Ruhezustand (bei Parkinson) oder bei Bewegung (Essentieller Tremor)
  • Unwillkürliche Bewegungen: Muskelzuckungen, Grimassieren, ruckartige Bewegungen (Chorea, Myoklonien, Tics)
  • Muskelverkrampfungen (Dystonien): z.B. Schiefhals, Lidkrampf
  • Koordinationsstörungen (Ataxien): Unsicherer Gang, verwaschene Sprache, Augenzittern
  • Psychisch bedingte Bewegungsstörungen: Motorikprobleme ohne nachweisbare Schädigung

Oft treten zusätzlich Beschwerden wie Müdigkeit, Depression, Schmerzen oder Schlafstörungen auf.

Ursachen – Welche Krankheiten können dahinterstecken?

Häufige Ursachen:

  • Parkinson-Krankheit: Chronisch fortschreitende Erkrankung mit Zittern, Verlangsamung, Steifheit
  • Essentieller Tremor: Häufigste Form von Zittern
  • Dystonie: Muskelverkrampfungen mit Fehlhaltungen
  • Ataxien: Koordinationsstörungen durch Kleinhirnerkrankungen
  • Chorea Huntington: Erbkrankheit mit unkontrollierten Bewegungen und Demenz
  • Restless-Legs-Syndrom: Bewegungsdrang in den Beinen, v. a. abends
  • Medikamente: z. B. Neuroleptika, Antidepressiva, Antiemetika
  • Stoffwechselstörungen: z. B. Vitaminmangel, Schilddrüsenfehlfunktion
  • Schlaganfälle, Tumoren, Entzündungen, Multiple Sklerose
  • Genetische Erkrankungen
  • Funktionelle Bewegungsstörungen: Ohne nachweisbare organische Ursache

Begleitsymptome / Komplikationen

Neben den auffälligen Bewegungen treten oft weitere Symptome auf: etwa Schlafstörungen, Schmerzen, psychische Beschwerden wie Depression oder Angst, aber auch Blasen- und Darmprobleme oder Störungen der Sprache. Gerade bei chronischen Verläufen kann die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt werden. In manchen Fällen drohen auch Stürze oder schwere Komplikationen wie eine akinetische Krise bei Parkinson.

Selbsthilfe & Erste-Hilfe-Massnahmen

  • Wohnraum anpassen: Stolperfallen entfernen, Haltegriffe anbringen
  • Hilfsmittel: Ergonomisches Besteck, rutschfeste Unterlagen, Rollatoren, Anziehhilfen
  • Tagesstruktur: Aktivitäten in beweglichen Phasen planen
  • Bewegung: Physiotherapie, Tanzen, Tai Chi, Gleichgewichtsübungen
  • Ernährung: Ballaststoffreich (z. B. bei Verstopfung), ggf. Eisen- oder Vitaminzufuhr
  • Stress vermeiden: Entspannungstechniken (z. B. Meditation, Atemübungen)
  • Tricks bei speziellen Problemen: Sensorische Tricks bei Dystonien, Rhythmen gegen «Freezing» bei Parkinson

Notfall-/Alarmzeichen

Sofort Notruf (112) wählen bei:

  • Plötzlicher Lähmung, Sprach- oder Sehstörung (Verdacht auf Schlaganfall)
  • Sehr starker Kopfschmerz, Schwindel, Bewusstseinsstörung
  • Plötzliche starke Bewegungslosigkeit bei Parkinson (akinetische Krise)

Dringender Arztbesuch bei:

  • Neu aufgetretenen Bewegungsstörungen
  • Plötzlicher Verschlechterung
  • Kombination mit Fieber, Schmerzen, Verwirrtheit

Wann zum Arzt und welcher Arzt ist zuständig?

Treten neue Bewegungsstörungen auf oder verschlechtern sich bestehende Symptome, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, der bei Bedarf an einen Neurologen überweist. Dieser ist Facharzt für Erkrankungen des Nervensystems und betreut die meisten dieser Patienten langfristig.

Abklärung beim Arzt (Diagnostik)

  • Anamnese: Gründliches Gespräch zu Symptomen, Verlauf, Medikamenten, Vorerkrankungen
  • Körperliche und neurologische Untersuchung: Gang, Muskelspannung, Reflexe, Koordination, Sensibilität
  • Labor: Blutwerte (z. B. Schilddrüsenfunktion, Vitamine, Entzündungswerte)
  • Bildgebung: MRT oder CT des Gehirns
  • Funktionstests: z. B. EEG, EMG, Nervenleitgeschwindigkeit
  • Spezialtests: z. B. L-Dopa-Test, genetische Tests, Liquoruntersuchung

Ärztliche Behandlung / Therapieoptionen

Kausale Therapie:

  • Behandlung der Grunderkrankung (z. B. Vitaminmangel, Tumor, Schilddrüsenstörung)
  • Medikamentenwechsel bei Nebenwirkungen

Symptomatische Therapie:

  • Medikamente (je nach Form z. B. L-Dopa, Betablocker, Botulinumtoxin, Antiepileptika)
  • Tiefe Hirnstimulation (bei Parkinson oder schwerem Tremor)
  • Pumpensysteme (z. B. für L-Dopa)

Nicht-medikamentöse Therapien:

  • Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie
  • Bewegungstraining, Gleichgewichtsübungen, Sprachübungen

Verlauf & Prognose

Der Verlauf hängt stark von der Ursache ab. Einige Bewegungsstörungen lassen sich gut behandeln oder bilden sich zurück, etwa nach einem Medikamentenwechsel. Andere, wie neurodegenerative Erkrankungen, schreiten langsam fort. Ziel der Behandlung ist es dann, die Beschwerden zu lindern, die Selbstständigkeit zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern.

Vorbeugung / Prävention

  • Gefässerkrankungen vermeiden: Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin kontrollieren, nicht rauchen, Bewegung
  • Medikamente sorgfältig einsetzen: Regelmässige Überprüfung, niedrige Dosis
  • Verletzungen vermeiden: Schutz bei Sport (z. B. Helm)
  • Gesunde Lebensweise: Bewegung, gesunde Ernährung, Alkoholverzicht, geistige Aktivität
  • Früherkennung: Bei familiärer Belastung frühzeitig ärztlich beraten lassen

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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