Sonnenbrand: Das Experten-Interview

Quelle: TCS Info Feed

Einen Sonnenbrand sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Akut kann er stark schmerzen, langfristig kann er Hautkrebs zur Folge haben und die Haut frühzeitig altern lassen.

Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), zum Thema Sonnenbrand.

Herr Exadaktylos, darf man denn überhaupt noch an die Sonne?
Unbedingt, man muss sogar regelmässig an die Sonne. Ohne diese gibt es kein Leben und keine Gesundheit. Sonnenlicht auf der nackten Haut führt dazu, dass unser Körper sogenannte Endorphine, also „Glückshormone“ wie das Serotonin, ausschüttet. Es bringt gute Laune, macht uns geselliger und friedlicher, reguliert den Zuckerstoffwechsel und vertreibt depressive Verstimmungen. Dies ist nur eines von vielen Hormonen, die durch das Sonnenlicht aktiviert werden. Das Sonnenlicht brauchen wir aber auch für andere wichtige Prozesse, wie z.B. die Bildung des Vitamins D, extrem wichtig für das Immunsystem, den Knochenaufbau, die Zähne und die Muskeln.

Es heisst immer, die Haut vergesse keinen Sonnenbrand. Stimmt das?
Der Sonnenbrand ist eine Verbrennung der Hautzellen und wird verursacht durch die Ultraviolett-Strahlung der Sonne – und hier vor allem durch die UVB-Strahlen, da diese kurzwelliger und somit energiereicher sind. Sie führen bei wiederholter und überhöhter Dosierung zu diversen Schäden an unserer DNA. Und ja, unsere DNA vergisst nicht.

Was sollte man bei Sonnencremes beachten?
Diese sollten von guter Qualität, hohem Sonnenschutzfaktor (je jünger die Haut und je heller der Hauttyp, desto höher der Faktor), wasserfest und möglichst ohne Zusatzstoffe wie Aromen etc. sein. Wenn die Werbung verspricht, dass man nach der Applikation wie eine Kokosnuss riecht, dann besser Hände weg. Ihr Schweizer Drogist oder Apotheker kann sie vermutlich besser beraten, als der Sonnenschirm- und Krimskrams-Verkäufer am Strand. Wichtig zu wissen: Sonnencremes wirken nicht gleich, sondern müssen erst mit der Haut eine Strahlenbarriere bilden, was durchaus 15 Minuten dauern kann.

Wird man weniger braun, wenn man Mittel mit hohem Lichtschutzfaktor anwendet? Oder ist das ein Märchen?
Märchen nehmen in der Regel ein gutes Ende: „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.“ Sonne soll glücklich und gesund machen, nicht schaden. Wessen Ziel es ist, jedes Jahr möglichst schnell sehr braun zu werden, kann sein „rotes“ oder „schwarzes“ Wunder erleben. Nicht jeder Hauttyp bräunt gleich schnell und gleich dunkel. Ziel sollte es sein, sich gut zu fühlen – und nicht der Haut und Gesundheit zu schaden. Langsam und mit Genuss „sünnele“ lautet hier die Devise.

Wie behandelt man einen Sonnenbrand?
Ein Sonnenbrand ist keine Lappalie sondern eine ernsthafte Verbrennung. In der Regel handelt es sich um Verbrennungen ersten Grades (nur rot) oder zweiten Grades (rot mit Blasen). Gutes Kühlen und die Behandlung mit vitaminreichen Lotionen, welche in Apotheken angeboten werden, schaffen Linderung. Gegen Schmerzen können Schmerzmittel wie Voltaren (nicht steroidale Analgetika) verordnet werden. Grossflächige Verbrennungen oder Verbrennungen mit Blasenbildung – oder ausgedehnte Sonnenbrände bei Kindern – sollten einem Arzt gezeigt werden.

Warum ist es besonders wichtig, Kinder vor der Sonne zu schützen?
Kinder vertragen starke Sonneneinstrahlung auf unbedeckte Haut oder in die Augen grundsätzlich nicht, weshalb bedeckende und UV-undurchlässige Kleidung als Schutz notwendig ist. Dazu gehören zum Beispiel spezielle Mützen, die auch den Nacken bedecken, und zertifizierte Kindersonnenbrillen. Zusätzlich schützt eine Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor. Dabei gibt es spezielle Produkte für Kinder.

Sind manche Menschen besonders gefährdet, an Hautkrebs zu erkranken?
Jeder Mensch kann an Hautkrebs erkranken. Allerdings ist es so, dass der Hauttyp und die Häufigkeit der Sonnenbrände (vor allem in jungen Jahren) das Risiko mitbestimmen.

Wie erkennt man Hautkrebs und was kann man tun, wenn man glaubt, eine veränderte Hautstelle zu erkennen?
Das Perfide am Hautkrebs ist, dass dieser in sehr unterschiedlichen Arten, Formen und Farben daherkommt. Ist dieser erst einmal gewuchert, dann wird es gefährlich. Nur ein Hautarzt kann mit einer Speziallupe Gut von Böse unterscheiden. Manchmal ist es sogar notwendig, eine Gewebeprobe zu nehmen. Wichtig ist: Wächst etwas neu, dann unbedingt zeigen. Oder am besten regelmässig zum Hautarzt zur Vorsorgeuntersuchung gehen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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