Riechstörung und Schmeckstörung (Dysgeusie, Dysosmie, Schmeckstörung)

Quelle: Mediscope

Definition

Riechen und Schmecken gehören zu den Sinnen, mit denen chemische Stoffe wahrgenommen werden, zur Chemosensorik.

Riechen und Schmecken sind lebenswichtige Sinne. Sie tragen nicht nur zur Lebensqualität bei, sondern sie lassen uns z.B. einen Brand frühzeitig erkennen oder schützen uns vor dem Genuss verdorbener Nahrungsmittel. Riechverlust führt daneben auch zu nicht unerheblichen sozialen Schwierigkeiten, man denke nur daran, dass der eigene Körpergeruch nicht mehr wahrgenommen werden kann.

Riechen und Schmecken beginnt mit Molekülen, die von den Dingen um uns herum freigesetzt werden. Diese Moleküle aktivieren dann spezielle Nervenzellen im Mund oder der Nase. Die Nervenzellen wiederum übermitteln Signale an das Gehirn, wo letztlich Schmeck- und Riecheindrücke wahrgenommen bzw. erkannt werden.

Schmeckstörungen sind selten. Nur 5% aller Patienten leiden tatsächlich unter Schmeckstörungen, die überwiegende Mehrheit leidet unter Riechstörungen.

Ursachen

Die häufigsten 3 Ursachen für Riechstörungen sind:

  • Unfälle (Schlag oder Sturz auf den Kopf)
  • Virale Infekte (Grippe)
  • Nasale Ursachen: Entzündung der Nasennebenhöhlen und Nasenpolypen (Sinusitis)
Andere Ursachen:
  • Störungen im Hormonhaushalt
  • Zahnerkrankungen
  • Chemikalien, Medikamente
  • Nach Strahlentherapie bei Tumoren im Kopf- und Halsbereich
  • Neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer
  • Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Schilddrüsenerkrankungen, Vitamin B12-, Vitamin A-, oder Zinkmangel
  • Krebs im Hals-Nasen-Ohrenbereich (HNO)
  • Bei psychischen Erkrankungen: Depression, Schizophrenie
  • Angeborene Ursache

Es gibt aber auch Fälle, bei denen keine Ursache gefunden werden kann.


Die häufigsten Ursachen für Schmeckstörungen sind:

  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Infektionen der oberen Atemwege
  • Exposition gegenüber giftigen Substanzen
  • Nach zahnärztlicher Behandlung
  • Nach Strahlentherapie
  • Medikamente
Weitere Ursachen für Schmeckstörungen:

Tumore, Bulimie (Ess-Brechsucht), Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus, Leber- und Nierenerkrankungen. Als zusätzlicher Faktor gilt mangelhafte Mundhygiene.


Symptome (Beschwerden)

Unter den Begriffen Riechstörung (Dysosmie) bzw. Schmeckstörung (Dysgeusie) werden verschiedene Störungen der Geruchswahrnehmung bzw. des Geschmacksempfindens zusammengefasst. Man unterscheidet quantitative und qualitative Störungen.

Quantitative Störungen

Riechstörungen:

  • Anosmie: vollständiger Verlust des Riechvermögens
  • Hyposmie: verminderte Geruchswahrnehmung
  • Hyperosmie: gesteigerte Geruchswahrnehmung oder Überempfindlichkeit gegenüber Geruchsreizen

Geschmacksstörungen:

  • Ageusie: vollständiger Verlust der Geschmackswahrnehmung
  • Hypogeusie: verminderte Geschmackswahrnehmung
  • Hypergeusie: gesteigerte Geschmackswahrnehmung oder Überempfindlichkeit gegenüber Geschmacksreizen


Qualitative Störungen

Riechstörungen:

  • Parosmie: Veränderte Wahrnehmung von Gerüchen in Gegenwart einer Reizquelle. Meistens werden Düfte als unangenehme Gerüche empfunden (eine Rose wird beispielsweise als etwas anderes gerochen).
    - Kakosmie: angenehmer Geruch wird als unangenehm wahrgenommen
    - Euosmie: unangenehmer Geruch wird als angenehm wahrgenommen
  • Phantosmie: Wahrnehmung von Gerüchen in Abwesenheit einer Reizquelle (man riecht etwas, das nicht vorhanden ist). Meist werden unangenehme Gerüche wahrgenommen.

Geschmacksstörungen:

  • Parageusie: Veränderte Geschmackswahrnehmung bei vorhandenem Geschmacksreiz (etwas Süsses schmeckt plötzlich bitter).
  • Phantogeusie: Geschmackswahrnehmungen in Abwesenheit einer Reizquelle (man schmeckt etwas, das nicht vorhanden ist).


Ein eigenständiges Krankheitsbild, das auch zu Geschmacksstörungen führen kann, ist das sogenannte Burning Mouth Syndrom, das durch brennendes Gefühl im Mund oder an der Zunge, verbunden mit Kribbeln oder Jucken, charakterisiert ist.


Diagnose (Untersuchung)

Die Untersuchungen richten sich nach dem Ausmass der Beschwerden und der Befindlichkeit des Patienten.

  • Krankengeschichte unter Einbezug der Beschwerden, genaue Befragung nach Ess-,Trink- und Rauchgewohnheiten, Unfällen, Operationen
  • Beschreibung aktueller Erkrankungen und eingenommener Medikamente
  • Schilddrüsenfunktion
  • Prüfung der Nasenatmung
  • Abklärung allfälliger Allergien

Körperliche Untersuchung:

  • Kopf, Hals, inklusive spezialärztliche HNO-Untersuchung beim HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohren-Arzt)
  • Endoskopische Untersuchung der Nase (Nasenspiegelung)
  • Neurologische Untersuchung
  • Computertomographie , MRT (Magnetresonanztomographie) zum Ausschluss eventueller Tumore oder angeborener Riechstörungen


Tests

Der Grad der Erkrankung kann bestimmt werden, in dem man misst, bei welcher Konzentration ein Riech- oder Schmeckstoff noch wahrgenommen werden kann. Dafür gibt es standardisierte Vorgehen.

Bei andern Tests wird die Intensität einer Riech- oder Schmeckprobe beurteilt oder bestimmte Riech- oder Schmeckproben müssen blind erkannt werden. Dazu werden viele verschiedene Substanzen benutzt.

Für eine objektive Prüfung, also unabhängig von den Angaben des Patienten, werden Hirnströme nach Geruchs- oder Geschmacksreizung abgeleitet.

Therapie (Behandlung)

Die therapeutischen Möglichkeiten bei Riechstörungen sind begrenzt. Grundsätzlich richtet sich die Behandlung nach der ursächlichen Erkrankung.

Eine effektive Behandlungsmöglichkeit gibt es nur für Riechstörungen, die durch Nasenprobleme (nasal) bedingt sind. Dabei stehen die chirurgische Therapie (Entfernung der Polypen, Stirnhöhlenoperation) und die Gabe von Kortison (abschwellend und entzündungshemmend) als Spray oder Tabletten im Vordergrund.

Manche Patienten mit nasal bedingter Riechstörung sprechen auf Vitamin-A-Präparate an.

Untersuchungen zum therapeutischen Effekt von Zink haben zu widersprüchlichen Ergebnissen geführt.

Medikamente, die eine solche Riech- oder Schmeckstörung hervorrufen können, müssen ersetzt, reduziert oder ganz weggelassen werden.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.