Gonorrhoe: In der Schweiz werden jährlich mehr als 2000 Fälle bestätigt

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Dr. med. Yvonne Gilli, Präsidentin des Stiftungsrats von SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ, Ärztin, Mitglied des FMH-Zentralvorstandes und ehemalige Nationalrätin, zum Thema Gonorrhoe.

Frau Gilli, Gonorrhoe, auch Tripper genannt, ist weltweit eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Stimmt das?
Ja, Gonorrhoe ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. In der Schweiz werden jährlich mehr als 2000 Fälle bestätigt – zu 80 Prozent bei Männern. Am stärksten betroffen sind die Altersgruppe zwischen 25 und 45 Jahren und Personen mit mehreren Sexualpartnern / Sexualpartnerinnen.

Wie steckt man sich an?
Gonorrhoe ist bei allen sexuellen Praktiken leicht übertragbar. Sie wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) ausgelöst. Die Erreger befinden sich auf den Schleimhäuten infizierter Personen – nicht im Sperma oder im Vaginalsekret. Bei ungeschütztem oralem, vaginalem und analem Geschlechtsverkehr oder auch über Finger und Sexspielzeug gelangen die Bakterien auf die Schleimhäute des Gegenübers. Zudem kann die Gonorrhoe während der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Um das Kind vor einer Ansteckung zu schützen, müssen Massnahmen getroffen werden. Diese sind mit dem Arzt oder der Ärztin während der regelmässigen Kontrollen zu besprechen. 

Woran bemerken Betroffene die Infektion?
Die Symptome einer Gonorrhoe-Infektion treten in der Regel 2 bis 7 Tage nach der Ansteckung auf. Die Infektion kann lange unerkannt bleiben, da sie teilweise mit schwachen oder gar ohne Symptome verläuft. Neben dem Genitalbereich können auch im Mund- und Rachenraum oder im Analbereich Symptome auftreten.

Sind die Symptome bei Frauen und Männern unterschiedlich?
Typische Symptome beim Mann sind Brennen beim Wasserlassen, eitriger Ausfluss aus der Harnröhre sowie Schwellungen und Rötungen der Eichel. Die Infektion kann auch dann noch ansteckend sein, wenn die Symptome abklingen. Ohne Behandlung kann die Entzündung auf die Prostata und die Nebenhoden übergreifen. Bei Frauen äussert sich die Gonorrhoe ebenfalls durch Schmerzen beim Wasserlassen, häufigen Harndrang und eitrigen, übelriechenden Ausfluss mit Unterbauchschmerzen. Die Infektion ist bei Frauen jedoch häufiger symptomfrei. Ohne Behandlung kann sich die Infektion im Beckenbereich ausbreiten.

Besteht die Gefahr von Langzeitfolgen, wenn die Gonorrhoe nicht richtig behandelt wird?
Unbehandelt kann Gonorrhoe bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit führen. Seltenere Spätfolgen sind Entzündungen an den Gelenken, der Haut, dem Herz oder der Bindehaut.

Wann sollte ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden?
Wer Symptome im Genitalbereich hat, sollte einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Da einige Geschlechtskrankheiten ohne Symptome auftreten gilt zudem: Wer wechselnde oder mehrere Sexualpartner hat, sollte mit einer Fachperson über sexuell übertragbare Infektionen sprechen und sich regelmässig testen lassen.

Wie wird eine mögliche Ansteckung getestet?
Um eine Infektion mit Gonorrhoe nachzuweisen, wird ein Abstrich der Schleimhäute untersucht.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Gonorrhoe kann mit Antibiotika behandelt und geheilt werden. Gonokokken können jedoch Antibiotikaresistenzen entwickeln. Schlägt die Antibiotikatherapie nicht an, muss der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin informiert werden.

Müssen vergangene Sexualpartner über den Befund informiert werden?
Auch frühere Sexualpartner / Sexualpartnerinnen sollten über die Diagnose informiert werden, damit sie sich testen und allenfalls behandeln lassen können. Aktuelle Sexualpartner / Sexualpartnerinnen werden am besten gleichzeitig behandelt. Damit kann die gegenseitige Neuansteckung (Pingpong-Infektion) verhindert werden.

Wie schützt man sich richtig vor solchen Krankheiten?
Kondome und weitere Safer-Sex-Massnahmen verringern das Risiko, sich mit Gonorrhoe zu infizieren. Grundsätzlich gilt deshalb: Vaginal- und Analsex mit Kondom. Und weil jede Person andere Vorlieben hat, machen Sie am besten den persönlichen Safer-Sex-Check auf www.lovelife.ch.  Eine Ansteckung kann aber trotz Kondom erfolgen. Wichtig ist, die Infektion früh zu erkennen und zu behandeln.

Weitere Informationen finden Sie unter www.sante-sexuelle.ch.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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