Chronische Myeloische Leukämie (Blutkrebs, CML, Leukämie chronisch)

Quelle: Mediscope

Definition

Die Chronische Myeloische Leukämie (CML) ist eine Krebserkrankung des Blutes (Blutkrebs), die vom Knochenmark ausgeht. Das Hauptmerkmal der CML ist eine unkontrollierte Vermehrung von weissen Blutkörperchen (Leukozyten).

Betroffen ist eine bestimme Gruppe der Leukozyten - die sogenannten Granulozyten - die normalerweise eine wichtige Rolle bei der körpereigenen Immunabwehr spielen.

Grundsätzlich kann jeder Mensch an einer CML erkranken, am häufigsten wird sie jedoch bei 45- bis 55-Jährigen diagnostiziert. Männer sind häufiger betroffen. Kinder erkranken selten an CML. Die CML - ebenso wie alle anderen Leukämien - ist nicht vererbbar und auch nicht ansteckend, d.h. es gibt keine Übertragung durch Blut- oder Körperkontakt.

Zu Beginn der 80er Jahre war die CML noch unheilbar mit einer Überlebenszeit von rund drei Jahren. Dank der grossen medizinischen Fortschritte kann die Erkrankung bei den meisten Patienten über einen sehr langen Zeitraum (30 Jahre und länger) zurückgedrängt und stabil gehalten werden. Die Lebensqualität und die Lebenserwartung der Betroffenen wurden  dadurch stark verbessert. Die CML gilt heute als chronische Erkrankung und nicht mehr als "Todesurteil". Bei einem Teil der CML-Betroffenen kann mit einer Knochenmarktransplantation eine Heilung erreicht werden.

Ursachen

Die wichtigsten Blutzellen - dazu gehören die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die weissen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten) - besitzen nur eine begrenzte Lebenszeit und müssen deshalb ständig im Knochenmark neu gebildet werden. Diese Aufgabe erfüllen die „Mutterzellen“ aller Blutzellen, die Blutstammzellen.

Bei der CML kommt es in einer dieser Blutstammzelle zu einem Gendefekt im Erbgut (Chromosomen) der Zelle. Betroffen ist das Chromosom 22. Das entartete Chromosom wird als "Philadelphia-Chromosom" bezeichnet und ist bei fast allen CML-Patienten in den Blutkrebszellen zu finden. Dieser genetische Defekt wird aber nicht vererbt oder über das Blut weitergegeben, sondern tritt aus bisher ungeklärter Ursache im Laufe des Lebens auf.

Die entartete Stammzelle bewirkt im Knochenmark eine unkontrollierte Bildung von unreifen Vorstufen der weissen Blutzellen (sogenannte Blasten). Die Blasten werden mit zunehmender Erkrankung ins Blut ausgeschwemmt und verdrängen die normalen Blutzellen mehr und mehr. Normalerweise kommen Blasten im Blut nicht vor, sondern verbleiben im Knochenmark, wo sie heranreifen und erst dann ins Blut gelangen.

Symptome (Beschwerden)

Die CML beginnt in der Regel schleichend, d.h. die Betroffenen haben über lange Zeit keine oder nur leichte Beschwerden, die zudem sehr unspezifisch sind. Daher wird eine CML oft erst durch Zufall bei einer Blutuntersuchung entdeckt. Insgesamt schreitet die Erkrankung sehr langsam voran.

Die CML verläuft in der Regel in drei Phasen

1. Chronische Phase = stabile Erkrankung:
Die meisten CML-Patienten befinden sich bei Diagnose in dieser Phase. Sie haben entweder keine oder zunächst sehr unspezifische Beschwerden.

Solche unspezifischen Symptome können sein:

  • Abgeschlagenheit, Leistungsminderung
  • Blässe
  • Depressive Verstimmung
  • Appetitverlust
  • Kurzatmigkeit
  • Gewichtsabnahme
  • Fieber (ohne Vorliegen einer Infektion)
  • Nachtschweiss
  • Oberbauchbeschwerden (durch Vergrösserung der Milz, als Reaktion auf die krankhaft veränderte Blutbildung)

Im Blut und im Knochenmark sind nur wenige Blutkrebszellen (Blasten) zu finden. In dieser Phase ist die Erkrankung sehr gut mit Medikamenten zu beeinflussen, sodass Betroffene praktisch ein normales Leben, ohne Krankheitssymptome führen können. Unbehandelt geht diese Phase nach wenigen Jahren in die zweite Phase über.

2. Akzelerierte (beschleunigte) Phase = Fortschreitende Erkrankung:
In diesem Stadium finden sich im Blut und im Knochenmark mehr Blasten als in der chronischen Phase. Die Blasten beginnen die gesunden Blutzellen zu verdrängen, das heisst es kommt zum Anstieg der unreifen weissen Blutkörperchen und gleichzeitig zum Abfall der gesunden roten Blutkörperchen sowie der gesunden Blutplättchen. Dadurch verstärken sich die Beschwerden. Mit einer Therapieanpassung (z.B. Dosiserhöhung) kann die CML meist wieder in die chronische Phase zurückgedrängt werden. Ohne Behandlung dauert diese Phase etwa 6-12 Monate, bevor sie in die dritte Phase übergeht.

3. Blastenkrise = schwerwiegendste Erkrankungsphase:

In dieser Phase werden Blut und Knochenmark massiv von den Blasten überschwemmt. Unbehandelt führt diese Phase innerhalb weniger Monate zum Tod.

Die Symptome ähneln denen einer akuten Leukämie:

  • Abgeschlagenheit, Blutarmut (durch Mangel an roten Blutkörperchen)
  • Blutungsneigung (durch Mangel an Blutblättchen)
  • Infektionsanfälligkeit (durch Mangel an gesunden weissen Blutkörperchen=Abwehrzellen).

Diagnose (Untersuchung)

Zur Diagnostik der CML werden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Blutuntersuchung: Das Blutbild (Zusammensetzung der Blutzellen) gibt den ersten Hinweis auf eine CML: die weissen Blutkörperchen (Leukozyten) und deren funktionsunfähigen Vorstufen (Blasten ) sind erhöht, die roten Blutkörperchen und Blutplättchen erniedrigt.
  • Eine Knochenmarkspunktion mit Chromosomenanalyse (Nachweis des "Philadelphia-Chromosoms") bestätigen die Diagnose CML.
  • PCR-Test: Aus einer gewöhnlichen Blutprobe kann mit diesem hochsensiblen Test auf molekularer Basis sehr genau die Krankheitsaktivität und der Behandlungserfolg beurteilt werden. Mit dem Test wird die Menge des krankmachenden Gens, das als BCR-ABL bezeichnet wird, bestimmt. Je besser die Krankheit unter Kontrolle ist, desto niedriger ist das BCR-ABL. Im Idealfall sinkt das BRC-ABL bis gegen Null.

Die genannten diagnostischen Verfahren dienen auch zur Verlaufskontrolle während der Behandlung. Wann und in welchen Abständen die Kontrollen erfolgen sollen, wurde von den weltweit führenden europäischen CML-Experten genau festgelegt. Für einen optimalen Therapieerfolg müssen die Kontrolltermine deshalb exakt eingehalten werden.

Therapie (Behandlung)

Ziel der CML-Behandlung ist, die Erkrankung über viele Jahre hinweg stabil in der chronischen Phase 1 zu halten. Mit den heutigen Medikamenten ist dies gut möglich. Die CML-Zellen werden dadurch soweit beseitigt, dass sie mit den modernen diagnostischen Tests möglichst nicht mehr nachgewiesen werden können. Ob damit die CML tatsächlich zum Verschwinden gebracht wurde, kann aber nicht mit Sicherheit gesagt werden. Daher müssen die Medikamente weiterhin eingenommen werden und regelmässige Kontrollen erfolgen. Denn: Einige CML-Zellen können auch bei erfolgreicher Therapie im Körper verbleiben und nach dem Absetzen der Medikamente zu einem Rückfall führen.

Medikamentöse Therapie

Den grössten Stellenwert in der Behandlung der CML haben heute die sogenannten Tyrosinkinasehemmer: Die Wirksamkeit dieser Medikamente beruht darauf, dass sie nur auf die CML-Zellen wirken und gezielt deren Wachstum hemmen - gesunde Zellen werden verschont. Im Gegensatz zur herkömmlichen Chemotherapie, die nicht zwischen gesunden und kranken Zellen unterscheiden können, verursachen die neuen Medikamente dadurch auch weniger Nebenwirkungen.

Als weitere Behandlungsoption – wenn Tyrosinkinasehemmer nicht in Frage kommen (z.B. bei Unverträglichkeit) - kommt Interferon-alpha zum Einsatz, dass vor der Entdeckung der Tyrosinkinaseinhibitoren die Standardtherapie bei CML war. In der Regel wird Interferon mit einer herkömmlichen Chemotherapie kombiniert.

Knochenmarktransplantation

Eine völlige Heilung der CML wird bisher nur mit einer Knochenmarktransplantation erreicht. Dazu wird das geschädigte blutbildende Knochenmark durch gesundes Knochenmark ersetzt. Trotz der grossen medizinischen Fortschritte ist die Knochenmarktransplantation nach wie vor eine belastende und risikoreiche Prozedur und kommt daher nur für einen Teil der Patienten in Frage.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.