Dr. med. Christian Imboden EMBA, ärztlicher Direktor und Vorsitzender der Klinikleitung der Privatklinik Wyss AG, erklärt im Interview mit TCS MyMed, wie man die Neujahrsvorsätze wählen sollte, damit sie erreichbar sind.
Herr Imboden, mit dem neuen Jahr starten auch gleichzeitig wieder die guten Vorsätze. Wieso nimmt man sich Jahr für Jahr diese guten Vorsätze?
Viele von uns haben Gewohnheiten, die sie lieber ändern wollen. Typische Vorsätze betreffen: Mehr Sport, weniger Alkohol, Gewicht abnehmen und aufhören zu Rauchen. Also alles Bereiche, die schwer zu verändern sind, und einerseits die entsprechende Motivation, andererseits Durchhaltewillen benötigen. Mit dem neuen Jahr befinden wir uns jeweils an einer Schwelle. Manche Menschen überdenken das vergangene Jahr und machen sich Gedanken für das kommende. Somit sind Vorsätze nicht weit und das neue Jahr ein willkommener Anlass dafür.
Oft baut man so auch einen gewissen Druck bereits zu Jahresbeginn auf. Welche Auswirkungen hat dieser Druck auf die menschliche Psyche?
Ich habe nicht den Eindruck, dass dadurch negative Auswirkungen entstehen. Mehr die Möglichkeit eines Neubeginns resp. etwas anders zu machen. Schwierig wird es eher dann, wenn man sich Jahr für Jahr etwas vornimmt, das man dann nicht erreicht. Der Frust darüber lässt dann nicht lange auf sich warten.
Bei nicht Erreichen der gesteckten Ziele, stellt sich oft Frust ein. Wieso sind uns diese Ziele so wichtig?
Diese Ziele verkörpern oft ein Idealbild unseres Selbst. Wenn wir das nicht erreichen, dann bleiben wir unter den eigenen Erwartungen, das ist grundsätzlich frustrierend.
Wieso scheitert man so oft gerade bei den Neujahrsvorsätzen?
Viele Vorsätze sind zu ambitioniert. Ziele sollten so gewählt werden, dass sie auch erreichbar sind. Zudem reicht es nicht aus, sich lediglich ein Ziel zu setzen. Man sollte sich auch Gedanken darüber machen, wie man dahin kommt. Wer sich zum Beispiel vornimmt, mehr Sport zu treiben sollte sich überlegen, was er genau tun möchte, und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. So ist es meist nicht sinnvoll, sich auf den Januar vorzunehmen mit dem Joggen zu beginnen - dafür eignet sich der Frühling besser. Das Fitnesszentrum kann da ein besseres Ziel sein, man muss sich aber bewusst sein, dass dieses nie so voll ist wie im Januar. Weil eben gerade dann sehr viele Menschen damit anfangen. Die gewählte Aktivität sollte Spass machen, es ist einfacher ein Ziel umzusetzen, wenn man dies mit anderen plant und eine zeitliche Planung mit wöchentlichen Zielen kann sehr hilfreich sein.
Wäre es nicht sinnvoll, sich die Ziele bereits während des Jahres zu setzten, anstatt alle auf einmal?
Es kann sehr sinnvoll sein, sich kleine Ziele zu setzen, dann wann sie einfacher zu erreichen sind. Nach Erreichen eines kleinen Ziels kann das nächste dann wieder aufgenommen werden.
Wenn man sich doch weiterhin für die guten Vorsätze entscheidet: Wie sollten sie gewählt werden, damit man sie auch einhalten kann?
Sie sollten, wie bereits erwähnt, erreichbar und realistisch sein. Zum Beispiel, dass man zweimal pro Woche mit einem Freund für eine Stunde ins Fitness-Center geht. Immer am selben Wochentag. Gemeinsam kann man sich auch gegenseitig motivieren. Oder man verzichtet bei einer Mahlzeit pro Tag weitgehend auf Kohlenhydrate und ändert sein Essverhalten so in kleinen, aber nachhaltigeren Schritten. Es kann sich lohnen übe die veränderten Gewohnheiten Buch zu führen und sich zu belohnen, wenn man beispielsweise einen Monat durchgehalten hat.