Weltweit wird gegen COVID-19 geimpft. Das Tempo, mit dem ein mRNA-Impfstoff entwickelt wurde sowie der sperrige Name schüren bei vielen Menschen Ängste. Steve Pascolo ist Immunologe am Universitätsspital Zürich (USZ). Er forscht seit über zwanzig Jahren zu mRNA-Impfstoffen und war massgeblich an der Entwicklung des Verfahrens beteiligt.
Herr Pascolo, wie funktioniert eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff?
Das m bei mRNA steht für «Messenger», also für Bote. Dem Immunsystem wird bei dieser Impfung nur ein Teil des Bauplans des Virus, ein Schnipsel RNA, überbracht. Dem Immunsystem reicht diese Information aus, um passende Antikörper zu bilden. Der Unterschied zu einem herkömmlichen Impfstoff ist also, dass nicht abgeschwächte Viren eingebracht werden, sondern nur eine Teilinformation. Und es sind auch keine tierischen Stoffe im Impfstoff enthalten, die problematisch sein können. Die mit dem Impfstoff eingebrachte RNA ist in wenigen Stunden abgebaut. Da es sich um RNA und nicht um DNA handelt, hat sie keinen Einfluss auf unsere Gene (diese sind DNA) und kann sie nicht verändern. Übrigens funktionieren die herkömmlichen Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln prinzipiell gleich. Wer dagegen geimpft ist, hat also schon einmal eine Art mRNA-Impfung bekommen.
Warum konnte die Impfung so schnell entwickelt werden?
Das Virus SARS-CoV-2 ist uns nicht ganz neu. Wir wussten schon viel über seine Verwandten SARS-CoV und den Erreger von MERS. Mittlerweile ist bekannt und gut erforscht, dass der mRNA-Impfstoff zuverlässig eine Immunantwort auslöst und auch langfristig sehr sicher ist. Zwei weitere Dinge kamen dazu: Es meldeten sich sehr schnell genügend Personen, die sich als Testpersonen zur Verfügung stellten, und die Zulassung bei den Behörden ging rasant, weil sie die Daten aus der Entwicklung und den klinischen Studien laufend erhielten und prüfen konnten. Beim üblichen Verfahren werden die Daten den Behörden erst nach Abschluss all dieser Schritte vorgelegt. So gewann man viel Zeit. Ich war deshalb nicht erstaunt, dass schon nach wenigen Monaten ein Impfstoff vorhanden war.
Wie sicher ist die Impfung?
Wir wissen, dass das Immunsystem nach der Impfung eine Schutzwirkung gegen das Virus entwickelt – man wird deshalb gar nicht krank oder hat einen weniger schweren Verlauf. Tatsächlich noch nicht bekannt ist, wie lange die Schutzwirkung anhält und ob geimpfte Personen die Erreger noch übertragen können oder nicht. Dazu werden wir bald mehr wissen. In der jetzigen Situation ist es aber schon hilfreich, wenn möglichst wenige erkranken, um besonders gefährdete Gruppen zu schützen, Todesfälle zu verhindern und die Pandemie insgesamt einzudämmen.
Gibt es allergische Nebenwirkungen?
Dass in seltenen Fällen Menschen allergisch reagieren, kommt leider bei jeder Art von Impfung vor. Völlig ausschliessen kann man das nicht. Meistens sind jene Personen betroffen, bei denen schon bekannt ist, dass sie empfindlich reagieren. Deshalb ist es wichtig, abzuklären, ob solche Risiken bestehen, und Impfungen nur dort durchzuführen, wo bei einer allergischen Reaktion medizinische Hilfe greifbar ist. Insgesamt zeigen die Ergebnisse aus klinischen Studien (über 35 000 Probanden), dass der Anti-COVID-19-mRNA-Impfstoff sehr sicher und sehr wirksam ist.
Sie werden sich also impfen lassen?
Ja, selbstverständlich und so bald wie möglich!
Quelle und Zusammenarbeit: Universitätsspital Zürich www.usz.ch.