Coronavirus: Eine grosse Belastung für Kinder und Jugendliche



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Reisenews

Quelle: TCS MyMed


Die aktuelle Situation stellt das Leben aller auf den Kopf. Auch Jugendliche und Kinder leiden unter Zukunftsängsten, vermehrten Konflikten in der Familie und den eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zu Gleichaltrigen. Im Interview mit Petra Schneider von Pro Juventute klärt TCS MyMed die wichtigsten Fragen.

Frau Schneider, Pro Juventute bietet den Jugendlichen und Kindern unter der Nummer 147 eine Anlaufstelle für Ihre Fragen und Ängste. Wird die Nummer in dieser schweren Zeit vermehrt gewählt?
Ja, wir verbuchen einen Anstieg von Anfragen auf 147.ch. Die Jugendlichen und jungen Erwachsene, die schon vorher mit persönlichen Problemen belastet waren, scheinen nun durch die Coronakrise noch zusätzlich gefordert. Auf der Elternberatung sind die Anfragen gar um 20 Prozent gestiegen.

Was sind die häufigste Anliegen der Anrufenden?
Jugendliche, die mit persönlichen Problemen vorbelastet sind, leiden jetzt zusätzlich unter der sozialen Isolation. So sind zum Beispiel face to face Kontakte zu Therapeuten und Therapeutinnen nicht mehr möglich oder die Schulsozialarbeit ist nur noch telefonisch erreichbar. Themen, die häufig genannt werden, sind auch Zukunftsängste im Bezug auf Lehrabschlussprüfungen, die Angst, jemanden anzustecken, Stress und Isolation beim homeschooling oder Langeweile. Der fehlende Kontakt zu Freunden ist natürlich für die meisten Jugendlichen schwierig. In diesem Alter ist die Orientierung an ihren Peergroups sehr gross.

Wie stark belastet es die Kinder und Jugendlichen, dass der Kontakt zu Freunden eingeschränkt ist?
Der fehlende Kontakt zu den Freunden belastet Kinder und Jugendliche ganz besonders. Mit der Schliessung der Schulen sehen sie ihre Schulkammeraden nicht mehr regelmässig und auch in der Freizeit ist es nun fast nicht mehr möglich, sich persönlich zu treffen und auszutauschen. Viele Jugendliche sind nun mehr auf sich alleine gestellt. Das kann verunsichern und Ängste auslösen.

In der heutigen Zeit besteht die Möglichkeit den Kontakt via Handy und Social Media aufrecht zu halten. Was raten Sie den Betroffenen im Umgang mit diesen Medien?
Wir raten den Jugendlichen, die Möglichkeiten, die sie haben zu nutzen, um mit ihren Freunden in Kontakt zu bleiben. Hier sind auch die Eltern gefordert, mal ein Auge zuzudrücken, wenn die Medienzeit im Moment zunimmt. Jugendliche telefonieren meist nicht nur kurz miteinander, sondern nutzen Skype oder Facetime um sich näher beieinander zu fühlen.

Sie bieten den Jungen jeden Montag und Dienstag zwischen 19:00 und 22:00 Uhr im «Chat mit Gleichaltrigen» die Möglichkeit ihre Sorgen und Gedanken mit Gleichaltrigen zu teilen. Wie funktioniert dieser Chat und wie stark wird er genutzt?
Im Peer Chat arbeiten Jugendliche und junge Erwachsene, die von 147 Profis angeleitet wurden. Immer ist während dem Chat auch ein/e 147.ch Berater/in präsent, die die Peerberater/innen coacht und unterstützt und bei schwierigen Situationen übernehmen kann. Zentral ist hier, dass die Peerberater/innen keine Profiberatungen leisten sollen. Sie sind auf Augenhöhe mit den Ratsuchenden und ergänzen das Profiangebot von 147.ch. Der Peer Chat wird von den Jugendlichen sehr stark genutzt und unsere Peerberater/innen leisten einen ganz tollen und wertvollen Beitrag mit ihrem Engagement.

Nebst den eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten leiden die Jugendlichen auch unter Zukunftsängsten – besonders die, welche aktuell auf Lehrstellensuche sind oder kurz vor dem Stellenantritt stehen. Wie gehen Sie mit diesen Ängsten um und was raten Sie?
Wir nehmen die Ängste der Jugendlichen ernst, hören zu und schauen mit ihnen, was sie aktuell tun können, um ihre Angst etwas zu reduzieren. Hier können Gespräche mit der Schule, dem Lehrbetrieb oder der Lehraufsicht hilfreich sein.

Vermehr hört man von einer erhöhten Konfliktsituation in den eigenen vier Wänden. Wodurch werden diese Konflikte meist ausgelöst?
Es ist ganz normal, dass Alltagskonflikte zunehmen, wenn man enger zusammenrücken muss. Viele Menschen sind im Moment dünnhäutiger. Existenzängste, Angst davor krank zu werden oder liebe Menschen durch das Virus zu verlieren, können in Kombination mit den Einschränkungen im sozialen Leben zu einer grossen Belastung werden.  So liegt es auf der Hand, dass die Nerven schneller blank liegen und wir weniger Geduld miteinander haben. Familien, die schon vor der Coronakrise konfliktbelastet waren, sind momentan durch das enge Aufeinander noch zusätzlich belastet.

Wie gehen Eltern richtig mit der Konfliktsituation um?
Eltern müssen gerade jetzt gut zu sich schauen und gleichzeitig darauf achten, dass es ihren Kindern gut geht. Indem man miteinander redet, kann die Familie zusammen Wege finden, wie jeder zu einem Ausgleich und zu Zeit für sich kommt. Zum Glück dürfen wir ja noch raus um uns zu bewegen. Ein Spaziergang an der frischen Luft oder Sport können dabei helfen, den Kopf wieder frei zu bekommen und mit neuer Energie durchzustarten. Schliesslich ist auch Humor ein guter Weg, um angespannte Momente zu entschärfen. Mal über sich selber zu lachen oder über die Kleinigkeit, die gerade nerven, wirkt oft Wunder.

Lassen sich Konflikte durch einen geregelten Tagesablauf minimieren?
Indem sich die Familie eine Tagesstruktur gibt, lassen sich bestimmt Konflikte reduzieren. Wichtig ist, dass man zusammen Regeln findet, wie man den Tag gestalten kann. Eltern können dabei ruhig ihre Kinder miteinbeziehen. Man staunt, welch kreative Ideen unsere Kinder in sich tragen.

Können Sie den Eltern Tipps geben, um ihre Kinder in der angespannten Situation richtig auszulasten und sie zu unterstützen?
Gerade kleine Kinder müssen nicht rund um die Uhr von uns Eltern unterhalten werden. Sie lieben das freie Spiel. Wichtig ist, Material zur Verfügung zu stellen, dass die Fantasie anregt. Ältere Kinder kann man bei der Ideensuche unterstützen, wie der Kontakt zu den Kollegen und Kolleginnen aufrechterhalten werden kann oder wie gemeinsame Familienzeit gestaltet werden kann. Wichtig ist, dass nicht alles perfekt laufen muss. Es darf auch mal langweilig sein. Eine Schulaufgabe darf auch mal falsch gelöst werden. So wie im normalen Leben auch.

Weitere Infos finden Jugendliche unter www.147.ch. Tipps für die Eltern finden sich hier: www.projuventute.ch/de/eltern.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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