Symptome (Beschwerden)
In 90% aller Fälle treten die ersten Krankheitszeichen vor dem 11. Lebensjahr auf, meist im Alter von 4-7 Jahren. Am Beginn stehen "unverdächtiges" Augenzwinkern, ruckartige Bewegungen oder Ähnliches. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen nehmen die Tics allmählich zu und erreichen während der Pubertät bzw. bis zum 26. Lebensjahr ihren Höhepunkt. Bei einigen Menschen verschwinden die Tics wieder völlig, zumindest treten bei den meisten (70%) die Symptome mit dem Erwachsenenalter seltener auf.
Stresssituationen können die Tics verstärken. Allerdings kommt es auch oft in Phasen der Entspannung zu einer Zunahme der Tics. Es gibt Zeiten, in denen die Tics vorübergehend nachlassen oder sogar ganz verschwinden, um dann plötzlich wieder aufzutreten.
Häufig vermuten Eltern oder Personen aus dem Umfeld dahinter psychologische Ursachen. Die Palette der Selbstvorwürfe der Eltern kann von Erziehungsfehlern bis hin zur falschen Ernährung reichen.
Der Schweregrad der Erkrankung wird mit Hilfe der Tourette-Syndrom-Globalskala (TSGS) ermittelt. Dazu wird das Verhalten des Betroffenen zu Hause und in der Schule, die Häufigkeit der Tics und die Beeinträchtigung des Betroffenen beurteilt.
- Gering ausgeprägtes Tourette-Syndrom: Die Ticstörungen beeinträchtigen das Verhalten in der Schule nicht, sie werden von Aussenstehenden kaum bemerkt und nicht als Problem empfunden. Es ist keine Behandlung erforderlich.
- Mässig ausgeprägtes Tourette-Syndrom: Die Tics fallen anderen auf und lösen meist soziale Probleme aus. Sie beeinträchtigen teilweise das Ausführen von Tätigkeiten, in der Schule gibt es Probleme.
- Schwer ausgeprägtes Tourette-Syndrom: Ticstörungen sind ein auffälliges Merkmal der Person, beeinflussen Kontakte und die Leistungsfähigkeit in der Schule. Eine Behandlung ist meistens erforderlich.
Begleiterkrankungen
Das Tourette-Syndrom wird häufig begleitet von anderen Erkrankungen: dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (kurz ADHS bei 50 bis 75% der Erkrankten), Zwangserkrankungen (30 bis 65%), Lernschwierigkeiten (23 bis 24%), Angststörungen (19%), Schlafstörungen (14 bis 26%), Aggressionen gegen sich selbst (14 bis 33%) oder Depressionen.
Auswirkungen
Eltern üben oft auf ihre erkrankten Kinder einen ungewollten Druck aus. Sie leiden häufig mehr unter der Erkrankung als das betroffene Kind und wünschen, diese Tics irgendwie abstellen zu können. Damit wird oft genau das Gegenteil erreicht, da die Kinder in eine Stresssituation kommen, wodurch die Tics zunehmen und der Teufelskreis sich schliesst.
Für die Kinder ist es wichtig, das Gefühl zu bekommen, dass sie auch mit ihren Tics angenommen werden. In der Regel entwickeln die Betroffenen im Laufe der Jahre Techniken, die das Leben mit dieser Krankheit erleichtern. Dazu ist ein entspanntes Umfeld hilfreich.
Tourette-Kinder haben keine geistigen Einschränkungen, jedoch bestehen trotzdem oft Schwierigkeiten beim Lernen. Vermutlich werden sie durch ihre Tics z.B. beim Schreiben oder im sozialen Umgang mit Klassenkameraden behindert. Hinzu kommt, dass viele Kinder mit Tourette-Syndrom auch unter einem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden.