Ältere Menschen sind online und offline mobil

Ältere Menschen sind online und offline mobil


Sport & Bewegung

Quelle: TCS MyMed


In einer Studie von Senior-Lab, der gemeinsamen Plattform der Hochschule für Gesundheitsberufe La Source, der HEIG-VD und der ECAL, wurden die Gewohnheiten älterer Menschen in Sachen Mobilität unter die Lupe genommen. Darin wird so manches Vorurteil entkräftet.

Die Hochschule für Gesundheitsberufe «Institut et Haute Ecole de la Santé La Source» in Lausanne ist vor allem für ihre hervorragende Ausbildung im Bereich Pflege bekannt. Seit mehreren Jahren verfügt die Hochschule ausserdem über spezifische Rechercheeinrichtungen, wie beispielsweise das Senior-Lab, eine institutsübergreifende interdisziplinäre Plattform für Innovationen und angewandte Forschung, die sich speziell mit der Lebensqualität älterer Menschen befasst. Sie wurde 2018 gemeinsam mit der Hochschule für Wirtschaft und Ingenieurwissenschaften des Kantons Waad (HEIG-VD) und der Kunsthochschule des Kantons Lausanne (ECAL) entwickelt.

Neben weiteren Pilotprojekten wurde über das Senior-Lab 2020 eine landesweite Studie durchgeführt, in der die Gewohnheiten in Sachen Mobilität von Menschen über 64 unter die Lupe genommen wurden. Die Ergebnisse sind überraschend und ermutigend und haben nichts mehr mit gängigen Klischees und Vorurteilen zu tun. Vielmehr zeigen sie, dass im 21. Jahrhundert auch die Älteren nicht nur körperlich aktiv sind, sondern sich auch in der Online-Welt bewegen.

Für die in der gesamten Schweiz durchgeführte Studie wurden 62 Prozent 64- bis 74-Jährige befragt, 33 Prozent 75- bis 84-Jährige und 5 Prozent, die 85 Jahre oder älter waren. Um möglichst repräsentativ zu sein, wurden im Rahmen der Studie Menschen befragt, die in Städten (40 Prozent), im Einzugsgebiet grosser Städte (25 Prozent) und auf dem Land leben (35 Prozent). 49 Prozent der an der Studie teilnehmenden Personen waren weiblich, 51 Prozent männlich.

Der «Röstigraben» trennt auch bei der Mobilität
Zunächst fallen innerhalb der Schweiz deutliche Unterschiede beim Lieblingsfortbewegungsmittel auf. Während die frankophonen Bewohner der Schweiz und die Menschen aus dem Tessin lieber zu Fuss gehen oder das Auto nehmen, bevorzugen die Deutschschweizer öffentliche Verkehrsmittel oder das Velo. Insgesamt fahren 34 Prozent der älteren Schweizerinnen und Schweizer lieber mit dem Zug, während 30 Prozent das Auto bevorzugen. 19 Prozent gehen gerne zu Fuss, 10 Prozent nehmen am liebsten das Velo und 7 Prozent das E-Bike.

Und nicht nur beim Velofahren sind die Älteren auf der Höhe der Zeit! 79 Prozent von ihnen haben ein Abonnement für den öffentlichen Nahverkehr. Bei den meisten ist es ein Online-Abonnement. Auch bei der Reiseplanung zeigt sich die ältere Generation offen für die neue Technik. 44 Prozent der Befragten greifen dafür auf eine Handy-App zurück, 43 Prozent gehen auf die Internetseite des Verkehrsunternehmens und nur 13 Prozent nutzen noch den klassischen Fahrplan auf Papier. Dies zeigt, dass die neuen technischen Möglichkeiten einen festen Platz im Alltag vieler älterer Menschen haben. Und noch besser: 82 Prozent der Befragten fällt es leicht, online alle zur Reiseplanung nötigen Informationen zu finden und für 62 Prozent ist es auch nicht schwierig, am Automaten eine Fahrkarte zu kaufen. Den Fahrkartenkauf per Smartphone finden dagegen nur 42 Prozent der Befragten einfach.

Täglich raus zum Einkaufen
Was machen die Senioren, wenn sie unterwegs sind?  Sie gehen höchstwahrscheinlich einkaufen. Das ist der häufigste Grund, aus dem die Älteren ihr Auto (88 Prozent), öffentliche Verkehrsmittel (70 Prozent) oder das Velo nehmen (92 Prozent). 91 Prozent gehen zu Fuss zum nächsten Geschäft. Auch beliebt: Der Spaziergang. 33 Prozent der Befragten gehen nicht zu Fuss, sondern fahren mit dem Auto spazieren, 51 Prozent nehmen die öffentlichen Verkehrsmittel zur Entspannung und ohne festes Ziel, 36 Prozent fahren zum Vergnügen mit ihrem Velo und 69 Prozent laufen tatsächlich. Dann werden das eigene Auto (31 Prozent) oder die öffentlichen Verkehrsmittel (44 Prozent) noch für den Weg zum Sport oder zu anderen Freizeitbeschäftigungen genutzt. Zu 20 Prozent wird das Velo ausserdem für den Besuch bei Freunden genutzt. 23 Prozent der Älteren erledigen das zu Fuss.

Das Auto ist hauptsächlich deshalb beliebt, weil es immer verfügbar ist und ein Gefühl der Unabhängigkeit vermittelt. Andererseits ist es aber auch teuer und nicht gerade umweltfreundlich. Ganz anders als die öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen man umweltschonend unterwegs ist. Dafür gelten sie als teuer und fahren nur zu bestimmten Zeiten. Wer Velo fährt, ist umweltfreundlich unterwegs und tut obendrein etwas für seine Gesundheit. Andererseits ist der «Drahtesel» oft unbequem und viele Ältere fühlen sich auf dem Velo nicht sicher.  Auch spazieren gehen ist gesund, man kann sofort loslaufen und fühlt sich unabhängig. Ein häufiger Gedanke ist: «Ich kann gehen, wann und wohin ich will».

Sicherheit als wichtiges Kriterium

Das Thema «Unsicherheit» taucht im Zusammenhang mit Mobilität häufig auf. 92 Prozent der Senioren fühlen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln sicher, 92 Prozent fühlen sich sicher, wenn sie zu Fuss unterwegs sind. Im Auto verspüren 68 Prozent ein Gefühl der Sicherheit, auf dem Velo gilt das nur für 58 Prozent. Im Zusammenhang mit diesen Zahlen muss auch das Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden betrachtet werden: Auf der Strasse finden 62 Prozent der Befragten ein friedliches Miteinander der Verkehrsteilnehmenden schwierig, auf Velowegen finden es 58 Prozent der Befragten leicht. Überraschend ist, dass 55 Prozent der Älteren es auf dem Trottoir schwierig finden, gut mit anderen Verkehrsteilnehmenden auszukommen. Diese Zahl ist zweifellos auf die Angst vor dem Zusammenstoss mit einem Velo oder einem Elektroroller zurückzuführen.

Bei uns steigt der Anteil der Älteren an der Bevölkerung immer weiter. Darum sind die Bedürfnisse dieser Gruppe bei neuen Mobilitätskonzepten und -lösungen zwingend zu berücksichtigen. Mobilität ist für diese Bevölkerungsgruppe im Alltag sowie für das physische und psychische Wohlbefinden äusserst wichtig. Ausserdem können Senioren die für sie besonders wichtigen Sozialkontakte nur dann pflegen, wenn sie mobil und von anderen unabhängig sind. Das muss bei der Mobilität der Zukunft berücksichtigt werden. Unabhängigkeit und Sicherheit der Älteren müssen dabei oberste Priorität haben. Der Bedarf ist da: 89 Prozent der älteren Menschen sind mindestens einmal pro Tag unterwegs und 11 Prozent mindestens einmal in der Woche. Anders als oft behauptet, haben viele Senioren eine sehr «moderne» Einstellung. Wie auch die Jüngeren interessieren sie sich oft sehr für Umweltfragen.

Verwenden Sie diese Informationen nicht als alleinige Grundlage für gesundheitsbezogene Entscheidungen. Fragen Sie bei gesundheitlichen Beschwerden Ihren Arzt oder Apotheker. Surfen im Internet ersetzt den Arztbesuch nicht.

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