Inselspital-Professor: «Jede verlorene Pflegekraft im Gesundheitswesen ist eine kleine Katastrophe!»



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Corona

Quelle: TCS MyMed


Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos ist Chefarzt und Direktor des Universitären Notfallzentrums am Inselspital.

Herr Exadaktylos, der Bundesrat will mit einer Impfoffensive in Höhe von 100 Millionen Franken weitere Menschen zur Impfung bewegen. In Spitälern herrscht Spardruck, und bei Rettungssanitätern und Pflegekräften brodelt es wegen Überarbeitung und tiefen Löhnen. Müsste der Bund nicht hier investieren?
Gute Frage, aber ich denke, wenn sich ein Land beides leisten kann, dann die Schweiz. Das eine ist eine kurzfristige Investition, um einen «Impfturbo» zu zünden. Das andere eine langfristige Investition in unsere Gesundheitsinfrastruktur. Das wird deutlich teurer, aber auch nachhaltiger.

Immer mehr Pflegerinnen und Pfleger sind psychisch und physisch erschöpft. Pflichtgefühl hin oder her, Pflegekräfte hadern mit ihrem Job – was raten Sie dem Personal?
Wer physisch oder psychisch erschöpft ist, braucht eine Pause. Es hat keinen Sinn, weiterzuarbeiten und sich völlig zu verschleissen. Das wäre nicht gut gegenüber sich selbst, der eigenen Familie, den Kollegen im Beruf und natürlich den Patientinnen und Patienten. Ich empfehle, dass man rechtzeitig mit den Vorgesetzten spricht und nach Möglichkeiten sucht, um sich zu erholen. Denn jede verlorene Pflegekraft im Gesundheitswesen ist eine kleine Katastrophe.

Schlechte Bezahlung und unregelmässige Arbeitszeiten – wie gewinnt man trotzdem Nachwuchs für den Beruf?
Nicht jeder ist dafür gemacht, aber es gibt wenige Berufe, die fast allen Menschen zusagen, wie die Arbeit in der Akutmedizin. Es ist anstrengend, aber auch lohnend zu wissen, dass man im Zweifelsfall bei der Rettung von Menschenleben helfen oder das Schicksal von Menschen und deren Familien beeinflussen kann. Und ich hoffe, die Politik begreift, dass hier Unterstützung benötigt wird.

Die Hürden sind hoch: Um beispielsweise Pflegefachfrau zu werden, braucht es einen Bachelor. Wie beurteilen Sie das?
Ich finde das sehr gut, denn die Ansprüche sind auch gewachsen. In der Bevölkerung hält sich vielerorts ein Berufsbild, welches sehr veraltet ist. Pflegende studieren und sind hochqualifizierte Fachkräfte. Wie ein Freund von mir einmal sagte: Ein Pilot darf nach zwei Jahren ins Cockpit, eine diplomierte Pflegende braucht vier Jahre, um allein einen Patienten zu behandeln. Eventuell hinkt der Vergleich ein wenig, aber es ist ein sehr anspruchsvoller Beruf mit einer sehr anspruchsvollen Ausbildung. Pflegende können heute Master- und Doktorabschlüsse machen.

Warum verdient beispielsweise ein Rettungssanitäter in Luzern viel weniger als in Graubünden oder in Genf?
Fragt der kleine Ueli seine Mutter: «Sag mal Mami, woher kommen die Babys?» Sagt das Mami zum Ueli: «Das ist in der Schweiz von Kanton zu Kanton verschieden.»


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