Inselspital-Professor: «Es fehlt im Moment schlichtweg das Fachpersonal!»



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Corona

Quelle: TCS MyMed


Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos ist Chefarzt und Direktor des Universitären Notfallzentrums am Inselspital.

Herr Exadaktylos, der Herbst ist da und es häufen sich Erkältungen. Sollen sich auch Corona-Geimpfte weiterhin mit einer Maske gegen die Viren schützen?
Das entscheide nicht ich, sondern die Politik. Im Wald oder beim Spazierengehen werde ich sicher keine Tragen, im voll besetzten ÖV eher schon.

Die Spitäler könnten diesen Winter auch aufgrund von Grippepatientinnen und -Patienten an die Grenze ihrer Kapazitäten kommen. Soll man sich nun gegen die Grippe impfen?
Ich empfehle wie jedes Jahr die Influenza-Impfung. Wir wissen wenig darüber, in welcher Art und Weise unser Immunsystem dieses Jahr auf Grippeviren reagiert. Die Grippeimpfung ist dringend empfohlen für Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko: Zum Beispiel Menschen ab 65 Jahren, schwangere Frauen sowie Personen mit chronischen oder akuten Erkrankungen.

Die Betten auf den Schweizer Intensivstationen wurden laut Medienberichten seit Januar 2020 bis Dezember 2020 angeblich um nahezu 50 Prozent von 1500 auf etwas über 800 Betten gesenkt. Während einer Pandemie! Können Sie uns das erklären?
Nein, woher kommen diese Zahlen? Ich kann mir solche Zahlen nur so erklären, dass während der ersten Pandemiewelle massiv zusätzliche Ressourcen auf den Intensivstationen geschaffen wurden, welche dann im Verlauf wieder abgebaut werden mussten. Es geht ja nicht nur um das Bett als technisches Gerät, sondern auch um das betreuende Personal. Es fehlt im Moment schlichtweg das Fachpersonal, um solche Betten auf Dauer zu betreuen.

Der Graben zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften wird grösser und die gegenseitigen Anfeindungen nehmen zu. Soll die Corona-Impfung dennoch erzwungen werden?
Nein, ich war schon immer gegen jede Art von Zwang. Das ist der Schweiz nicht würdig. Ich bin für einen Dialog. Wenn jemand nicht will, dann ist es so. Wenn das Volksmehr allerdings geimpft ist, dann kann es die Spielregeln bestimmen. Aber immer so, dass Menschen, die nicht von der Impfung überzeugt sind, nicht ausgegrenzt oder angefeindet werden. Natürlich gilt das auch andersherum.

Ein bekannter Berner Chirurg und Sportmediziner sagt in einem Interview, dass die Covid-Impfstoffe «unverantwortlich verharmlost» würden. Seine Behauptung: «Die Nanopartikel sind hochtoxisch. Jeder Körper, der diese injiziert bekommt, erleidet grosse Schäden in den verschiedensten Organen, inbegriffen das Gehirn, auch wenn es der Geimpfte kurzfristig gar nicht merkt.» Wie beurteilen Sie diese Aussagen?
Ich höre jedem meiner Kollegen gut zu und ich habe auch Angst. Aber meine Sorgen liegen woanders: Vielmehr bei den intubierten Schwangeren mit Covid, bei den jungen Menschen mit Covid, die keine Treppenstufen mehr erklimmen können, bei den Kindern und Jugendlichen, denen ein Teil einer glücklichen Schulzeit fehlt. Bei den Existenzen, die zerstört wurden, und bei den einsamen Alten in den Heimen. Ich mache mir Sorgen, dass wir Covid nicht schnell genug und dauerhaft in den Griff bekommen und unsere Gesellschaft durch die Spaltung in verschiedene Lager auf Dauer Schaden nimmt.


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