Aphthen (aus dem Griechischen, im Volksmund oft auch Aften oder Aphten) sind schmerzhafte, entzündliche Schädigungen (Geschwüre, Ulzerationen) der Mundschleimhaut, die in der Regel nach wenigen Tagen bis zwei Wochen spontan und narbenlos abheilen. Sie können einmalig oder in häufig wiederkehrenden Schüben als chronisch rezidivierende (immer wiederkehrende) beziehungsweise habituelle Aphthen auftreten.
Habituelle Aphthen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Mundschleimhaut. Sie beginnen in den meisten Fällen im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt und treten häufiger bei Frauen auf. Sind Kinder betroffen, dann beginnt die Erkrankung in 40% der Fälle vor dem 5. Lebensjahr. In 40% ist eine familiäre Häufung zu beobachten.
Die genaue Ursache der habituellen oder chronisch rezidivierenden Aphthen ist nicht geklärt. Als Auslöser kommen verschiedene Faktoren in Betracht:
Es gibt Erkrankungen, die das Erscheinungsbild der habituellen Aphthen imitieren können. Deren Abgrenzung von habituellen Aphthen ist wegen der Therapie äusserst wichtig. Die dabei auftretenden aphthoiden (den Aphthen ähnlichen) Schleimhautschäden sind allerdings oft schwer von den habituellen Aphthen zu unterscheiden.
Beispiele:
Das charakteristische Bild der Aphthen entspricht schmerzhaften, rundlichen oder ovalen Schleimhautdefekten (Geschwüre, Ulzerationen), die mit einem weisslichen Belag bedeckt sind und sich meist mit einem rötlichen Entzündungssaum scharf von ihrer Umgebung abgrenzen.
Typischerweise finden sich Aphthen an den beweglichen Teilen der Mundschleimhaut, insbesondere im Bereich der Wangen, Lippen, der Zunge oder am Mundboden. Sie können einzeln oder in kleinen Gruppen vorkommen oder mehrere können zu grösseren Schleimhautschäden 'zusammenfliessen'.
Bei chronisch wiederkehrenden Aphthen unterscheidet man drei verschiedene Erscheinungsformen (Minor-Typ, Major-Typ, herpetiformer Typ) sowie zwei verschiedene Verlaufsformen (einfach, komplex).
Sie sind mit 80-90% die häufigste Form aller wiederkehrenden Aphthen. Es handelt sich dabei um flache Schleimhautdefekte mit einem Durchmesser von weniger als 1cm (meist 2-5mm), die in der Regel nach 4 bis 14 Tagen spontan abheilen und nur selten (in ca. 8%) Narben bilden. Es treten meist nur bis zu fünf Aphthen gleichzeitig an der Mundschleimhaut der Lippen, Wangen, Zunge oder am Mundboden auf.
Charakteristischerweise spürt man zunächst ein Kribbeln, Brennen oder Spannen und eine Rauigkeit an der betroffenen Stelle. Nach etwa 24 Stunden zeigt sich eine rötliche Schwellung, die sich nach einem bis drei Tagen in ein weisslich belegtes Geschwür mit rotem Randsaum verwandelt.
Sie machen 10% aller wiederkehrenden Aphthen aus. Sie sind mit einem Durchmesser von 10-30mm grösser und oft auch tiefer als die Minor-Variante. Ausserdem heilen sie langsamer ab (zehn Tage bis sechs Wochen, selten auch länger) und bilden deutlich häufiger Narben (in etwa 64% der Fälle). Sie treten bevorzugt im vorderen Mundbereich auf, befallen jedoch auch den weichen Gaumen, die Kieferwinkel oder den Rachen- und Kehlkopfbereich.
Bei dieser in höchstens 5% der wiederkehrenden Aphthen auftretenden Form kommt es zu bis zu 100 jeweils 1-2mm grossen, äusserst schmerzhaften Schleimhautdefekten in der ganzen Mundhöhle, die auch zu grösseren Flächen zusammenfliessen und in ca. 32% der Fälle zu Narben führen können.
Gelegentlich können die drei Erscheinungstypen auch gleichzeitig auftreten.
Darunter fallen Aphthen, die drei- bis sechsmal im Jahr wiederkehren, in kleiner Anzahl auftreten, gering schmerzhaft sind, schnell abheilen und auf die Mundhöhle beschränkt sind.
Bei diesem Typ treten einige bis viele, äusserst schmerzhafte, nur langsam heilende Aphthen im Mundbereich und/oder Genitalbereich (auch im Bereich des Hodensackes, des äusseren weiblichen Schambereiches bis hin zu After und Leistengegend möglich) auf. Sie kehren häufig wieder mit nur kurzen oder auch gänzlich fehlenden beschwerdefreien Intervallen. Die Patienten sind oft stark beeinträchtig und können kaum mehr essen, so dass sie deutlich an Gewicht abnehmen.
Man schätzt, dass in Westeuropa und Nordamerika für 10% der komplexen Form ein Morbus Behçet (eine entzündliche Gefässerkrankung) verantwortlich ist, im östlichen Mittelmeerraum, Mittleren Osten und in Asien sogar deutlich häufiger.
Wiederkehrende Aphthen oder Aphthen begleitet von Fieber sollten bei einem Arztbesuch abgeklärt werden.
In der Regel reichen die Befragung und körperliche Untersuchung der Patienten aus, um die Diagnose anhand des typischen Erscheinungsbildes und Verlaufes der Aphthen zu stellen.
In einzelnen Fällen, so vor allem bei bestehenbleibenden oder untypischen Aphthen, sind weiterführende Untersuchungen wie z.B. eine Gewebsentnahme (Biopsie) nötig, um andere Erkrankungen ausschliessen zu können (z.B. einen Morbus Behçet).
Zu denken ist immer auch an Aphthen auslösende Faktoren und Aphthen begünstigende und/oder imitierende Erkrankungen.
Solange die Ursachen für Aphthen unklar sind, bleibt die Therapie symptomatisch, d.h. darauf ausgerichtet, die Beschwerden zu lindern, die Heilung zu beschleunigen sowie die Häufigkeit und den Schweregrad der einzelnen Episoden zu vermindern. Dazu stehen neben allgemeinen Massnahmen örtlich verabreichbare Mittel oder in schweren Fällen auch systemisch wirksame Medikamente, also solche zum Einnehmen, zur Verfügung.
Besteht ein Zusammenhang zu Nahrungsmitteln oder Essgewohnheiten, sollten diese gemieden werden (s. auch unter Ursachen).
Bei bestehenden Aphthen sollte allgemein auf Lebensmittel, welche die Schmerzen verstärken oder die Mundschleimhaut zusätzlich irritieren könnten, verzichtet werden, so z.B. saure Speisen wie Obstsäfte oder Zitrusfrüchte, salzige, scharfe oder stark gewürzte Speisen, harte Speisen wie Zwieback, weiter Nüsse, Alkohol oder kohlensäurehaltige Getränke.
Weiter sollten Natriumlaurylsulfat (SLS-)haltige Zahnpflegeprodukte gemieden werden, da sie ebenfalls die Mundschleimhaut reizen können.
Die Wirkstoffe können in Form von Cremes, Gels, Sprays, Haftsalben, Pasten, Lutschtabletten, Lösungen oder Mundspülungen angewandt werden.
Bei schweren Verläufen kommt neben örtlichen Therapiemassnahmen auch eine systemische Behandlung in Frage. Zur Verfügung stehen hier z.B. Kortikosteroide oder andere spezielle Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen. Letztere bleiben aber besonders hartnäckigen Fällen oder solchen mit Beteiligung weiterer Körpersysteme vorbehalten.
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