Die Horror-Meldungen zum Coronavirus brechen nicht ab
Die Schweiz steht nach Ansicht des Epidemie-Forschers Christian Althaus vor einer der grössten gesundheitlichen Notlagen in ihrer jüngeren Geschichte. Das Gefährliche beim neuen Coronavirus sei, dass es keine Immunität in der Bevölkerung gebe. Das könne dazu führen, dass sich vielleicht 30, 40 Prozent oder mehr der Leute ansteckten. «Es könnte also drei Millionen Infizierte in der Schweiz geben», sagt Althaus in der NZZ. «Bei einer Sterblichkeit von einem Prozent sprechen wir von 30’000 Toten.»
Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos, Chefarzt und Klinikdirektor Universitäres Notfallzentrum (Inselspital Bern), im Coronavirus-Interview mit TCS-MyMed.
Herr Professor Exadaktylos, ist Ihre Notfallstation auf einen möglichen Ansturm von Corona-Patienten vorbereitet?
Ja, wir haben gar keine andere Wahl. Die Beratung, Diagnostik und Therapie von Personen mit Verdacht auf eine Infektion ist eine Teamleistung von mehreren Kliniken und Instituten an der Insel, welche seit Wochen unter Hochdruck an Lösungen arbeiten, um neben der Virusinfektion weiterhin den normalen Betrieb aufrechtzuerhalten. Wir dürfen nicht vergessen, dass zurzeit nach wie vor die «normale» Grippe (Influenza) aktiv ist.
Ist starker Husten ein Grund bei Ihnen auf dem Notfall vorstellig zu werden?
In der Regel hat man nicht nur Husten, sondern vorgängig andere Erkältungssymptome wie Fieber, starker Schnupfen oder Halsschmerzen. Wenn man also Grippesymptome hat und sich nicht sicher ist, ob man sich angesteckt haben könnte, dann sollte man mit seinem Hausarzt oder Spitalnotfall Kontakt aufnehmen, bevor man sich auf den Weg macht.
Wie gehen Sie mit Risikopatienten um?
Wenn von einem Patienten eine Ansteckungsgefahr ausgeht, dann wird dieser oder diese von anderen Patienten getrennt und bekommt eine chirurgische Maske, um eine Tröpfchenübertragung zu verringern. Natürlich gehört eine besonders gründliche Handhygiene dazu. Wichtig ist, niemand wird bei uns stigmatisiert oder blossgestellt, egal woher man kommt oder wie man aussieht. Es ist keine Schande, sondern häufig nur Zufall, ob man sich ansteckt oder nicht.
Wie schützen Sie und Ihr Personal sich vor dem Coronavirus?
Wir schützen uns genauso wie vor anderen Viren mit Masken, Handschuhen usw. Aber ohne «Astronautenanzüge», so wie es in Hollywood-Filmen oft dargestellt wird.
Haben Sie Angst vor dem neuen Virus?
Niemand von uns hat Angst, aber wir sind natürlich beunruhigt, da wir jetzt im Winter ohnehin sehr hohe Patientenzahlen zu bewältigen haben. Es ist eine Viruserkrankung, welche sich schnell verbreitet, aber in den meisten Fällen behandelbar ist und ausheilt. Dass die Bevölkerung beunruhigt ist, verstehe ich gut, da wir noch nicht alles verstanden haben, was die Übertragung betrifft und warum manche Menschen schwerer erkranken als andere. Auch gibt es noch keinen Impfstoff.
Mehr Infos gibt’s beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) – häufig gestellte Fragen: Hier geht es zu den Infos