Ursachen
Farbenblindheit kann angeboren oder erworben sein.
In den meisten Fällen von Farbsehstörungen handelt es sich um angeborene Störungen, die meist geschlechtsgebunden über das X-Chromosom vererbt werden. Da Männer nur ein X-Chromosom haben, sind sie häufiger betroffen als Frauen, die ein defektes Farbgen auf einem X-Chromosom mit dem entsprechenden gesunden Farbgen auf dem zweiten X-Chromosom ''kompensieren'' können. Angeborene Farbsinnstörungen sind meist Rot-Grün-Störungen.
Erworbene Farbsehstörungen betreffen meist den Blau-Gelb-Sinn und können bedingt sein durch Erkrankungen der Netzhaut, z.B. eine Makuladegeneration (Veränderungen im Bereich des sogenannten gelben Flecks in der Netzhautmitte, dem Ort des schärfsten Sehens), Erkrankungen des Sehnervs, z.B. Entzündungen oder Tumore, sowie auch Medikamente oder Vergiftungen. Auch Durchblutungsstörungen im Rahmen eines Diabetes, ein grüner Star (Glaukom) oder grauer Star (Katarakt) können zu Farbsehstörungen führen.
Wie kommt es zu Farbsehstörungen?
In der Netzhaut des Auges gibt es verschiedene Lichtsinneszellen. Die lichtempfindlicheren Stäbchen sind für das Nachtsehen oder Sehen bei wenig Licht zuständig: Sie unterscheiden keine Farben, sondern nur hell und dunkel. Für das normale Farbsehen hingegen sorgen 3 Arten von Zapfen (Dreifarbensehen, Trichromasie): solche für Rot (langwelliges Licht), für Grün (mittelwelliges Licht) und für Blau (kurzwelliges Licht).
Einfallendes Licht reizt die jeweiligen Farbsinneszellen in unterschiedlichem Masse und führt nach komplexer Verarbeitung der Lichtreize zu den verschiedenen Farbwahrnehmungen im Gehirn. Beim Normalsichtigen entsteht also ein bestimmter Farbeindruck aus der Summe der Signale aller drei Zapfenarten. Fehlen bestimmte Zapfenarten, sind sie funktionsuntüchtig oder ist ihr Empfindlichkeitsbereich verändert, kommt es zu den verschiedenen Störungen des Farbsehens:
Farbschwäche (Anomale Trichromasie)
Wie bei Normalsichtigen sind alle 3 Zapfenarten vorhanden, deren Empfindlichkeitsspektrum ist aber verändert, so dass sich die Empfindlichkeitsbereiche zweier Zapfentypen überlappen. Die Farben werden schlechter wahrgenommen und unter ungünstigen Bedingungen (z.B. schlechte Lichtverhältnisse, schnelle Fahrt) miteinander verwechselt.
- Grünschwäche (Deuteranomalie): Häufigste Form der Farbschwäche. Geschlechtsgebunden vererbt. Der Empfindlichkeitsbereich der Grünzapfen ist Richtung Rot verschoben.
- Rotschwäche (Protanomalie): Geschlechtsgebunden vererbt. Der Empfindlichkeitsbereich der Rotzapfen ist Richtung Grün verschoben.
- Blauschwäche (Tritanomalie): Sehr selten, wird nicht geschlechtsgebunden vererbt. Der Empfindlichkeitsbereich der Blauzapfen ist Richtung Grün verschoben.
Zweifarbensehen (Dichromasie)
Ein Zapfentyp ist defekt oder fehlt. Somit stehen nur noch 2 Zapfenarten fürs Farbsehen zur Verfügung, man spricht von Dichromasie (Zweifarbensehen). Eine teilweise Farbenblindheit ist die Folge. Am häufigsten ist der Rot-Grün-Sinn betroffen. Man unterscheidet:
- Grünblindheit (Deuteranopie): Häufigste Form. Geschlechtsgebunden vererbt.
- Rotblindheit (Protanopie): Geschlechtsgebunden vererbt.
- Blaublindheit (Tritanopie): Sehr selten, nicht geschlechtsgebunden vererbt.
Einfarbensehen (Monochromasie)
Nur noch ein Zapfentyp ist funktionstüchtig. Eine Monochromasie ist sehr selten, meist handelt es sich um eine Blauzapfen-Monochromasie (geschlechtsgebunden vererbt), das heisst Grünzapfen und Rotzapfen fehlen oder sind defekt.
Totale Farbenblindheit (Achromasie, Achromatopsie)
Alle drei Zapfentypen sind ausgefallen, es ist keine Farbwahrnehmung mehr möglich. Das Sehen beschränkt sich auf die Stäbchen, das heisst nur noch Hell-Dunkel-Kontraste sind wahrnehmbar. Die Achromasie ist selten und kann angeboren oder erworben sein. Die angeborene (okuläre) Form wird nicht geschlechtsgebunden vererbt. Die erworbene Achromasie ist eine zentrale Störung, das heisst, der Verarbeitungsprozess im Gehirn ist gestört (meist aufgrund einer Verletzung oder eines Schlaganfalls), während das Zapfensystem intakt ist.